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Archäologische Tour durch die Nordeifel

Eifel: Am 4. Oktober ist es wieder soweit. Zum neunten Mal lädt der Landschaftsverband Rheinland zur Archäologietour durch die Nordeifel ein. Von 10.00 bis 18.00 Uhr können sich interessierte Besucher über archäologische und historische Sehenswürdigkeiten informieren. Sechs Stationen stehen diesmal auf dem Programm. An jedem Ort stehen Fachleute bereit, um die historischen Highlights zu erläutern. Zudem gibt es Mitmachaktionen und zur Stärkung kleine Speisen und Getränke.

Fossilien-Liebhaber kommen im Steinbruch von Kall-Keldenich auf ihre Kosten. In dem 385 Millionen Jahre alten Gestein sind viele Fossilien zu finden. Zum Programm an dieser Station gehören das Bestimmen der charakteristischen „Riff-Fossilien“ unter Anleitung von Paläontologen, die Präsentation präparierter Schaustücke und geführte Wanderungen in den Steinbruch (festes Schuhwerk erforderlich!). Dringend zu beachten: Der Steinbruch ist exklusiv im Rahmen der Archäologietour für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Das Klettern in den Steilwänden ist sehr gefährlich und nicht gestattet.

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Eine Station der diesjährigen Archäologietour ist die Ahekapelle in Nettersheim. [Foto: privat]

Römische Spuren finden sich an der Ahekapelle in Nettersheim-Engelgau. Der dem Heiligen Servatius geweihte Bau geht auf das 12./13. Jahrhundert zurück. Das Gelände um die Kapelle weist Spuren römischer Nutzung auf und in ihrem Fundament sind römische Werksteine verbaut. Grabinschriften sprechen für einen römischen Bestattungsplatz. Im Anschluss an die archäologischen Führungen können Besucher – passend zur Erntezeit – das Dreschen mit Dreschflegel ausprobieren und Kinder lernen das Mehlmahlen kennen. Historische Romane aus der Römer- und Merowingerzeit stellt der Ammianus Verlag vor.

Die Burg auf einem Felsen oberhalb von Blankenheim wurde 1273 erstmals genannt, die Herren von Blankenheim sind aber bereits 1115 – also vor 900 Jahren – belegt. Diesem einst reichsten und mächtigsten Grafengeschlecht der Eifel verdankt die im Kern romanische Burg ihre Entstehung. In gotischer Zeit wurde sie weiter ausgebaut. Das neuzeitliche Schloss besaß eine barocke Gartenanlage mit Tiergarten. Im 19. Jahrhundert Ruine, wurde die Anlage in den 1920er Jahren wieder aufgebaut und dient heute als Jugendherberge. Am ersten Oktober-Sonntag führen Archäologinnen des LVR durch die Burg und das angrenzende Gelände. Die Pänz können Ritter- und Drachenfiguren mit Armin Pietralla herstellen.

Der knapp drei Kilometer lange Eisen-Wanderweg in Gemünd mit seinen acht anschaulich gestalteten Stationen verdeutlicht, dass hier einst ein Zentrum der Eisenproduktion war – lange bevor das Ruhrgebiet zur Stahlschmiede Deutschlands wurde. In Gemünd-Mauel ist ein Eisenhüttenstandort seit dem 15. Jahrhundert verzeichnet. Erhalten haben sich davon noch der Obergraben und ein Wehr. An drei Stationen in Mauel wird der Abbau von Eisenerz, dessen Verarbeitung und die Gewinnung von Holzkohle zum Schmelzen und Schmieden des Eisens erläutert. Neben archäologischen Führungen zu den Relikten der Eisenindustrie bietet Gabriele Harzheim familiengerechte Führungen an. Groß und Klein können sich im Schmieden üben.

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An den Gesteinsschichungen des Bürvenicher Felsenkellers lässt sich Erdgeschichte ablesen. [Foto: privat]

Der Brauereibesitzer Anton Nagelschmidt ließ 1858 mit erheblichem Aufwand einen gewaltigen, mehrteiligen Eiskeller zur Bierkühlung in den Eifelhang unterhalb seiner Villa in Zülpich-Bürvenich sprengen. Vor Erfindung der Kühltechnik dienten solche mit Wintereis gekühlten Felsenkeller wegen ihrer konstant niedrigen Temperatur dazu, Bier oder Wein bis in die Sommermonate hinein kühl zu lagern. Hier wurde der Keller in den anstehenden, dolomitischen Kalk- und Sandstein des Obersten Muschelkalks gesprengt. Der Felsenkeller zählt zu den besten Aufschlüssen dieser Gesteine im „Mechernicher Triasdreieck“. Im Krieg suchte die Bevölkerung von Bürvenich Schutz in der künstlichen Höhle. Hans-Gerd Dick, Historiker der Stadt Zülpich, wird zwischen 10.00 und 17.30 Uhr bei seinen Führungen darüber berichten. Da es im Felsenkeller kalt und feucht ist, empfehlen die Veranstalter warme Kleidung und rutschfeste Schuhe.

Die Herzen von Eisenbahn-Fans schlagen an der sechsten Station in Bad Münstereifel höher. Die Bahnstrecke Euskirchen–Münstereifel wurde am 3. Oktober 1890 feierlich eröffnet. Der Bahnanschluss kam gerade rechtzeitig, um die Entwicklung Bad Münstereifels zum Tourismusort und später zum Kneipp-Heilbad zu fördern. Bei der Anlage des Bahnhofes vor der Stadtmauer wurden bereits denkmalpflegerische und archäologische Aspekte bedacht und erwogen. Im Laufe der Zeit gingen Nebengebäude wie der Lokschuppen, der Wasserturm und die Toilettenanlage verloren. Um die Jahrtausendwende wurde das Bahnhofsgebäude umfassend renoviert und wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt. Geschichtswissenschaftler Harald Bongard lädt zu Führungen ein. Im Vortragsraum der Kurverwaltung erläutert eine kleine Ausstellung den Bau des Bahnhofs in seinem historischen Umfeld.

Jede der sechs Stationen kann individuell angefahren werden. Es besteht aber auch die Möglichkeit, für 15 Euro eine der ganztägigen Busexkursionen zu buchen. Anmeldungen sind bis zum 1. Oktober bei Tourist-Information Oberes Kylltal, Burgberg 22, 54589 Stadtkyll, Tel. 06597 – 2878 oder per Mail an möglich. Reiseleiter in den Bussen sind erfahrene Mitglieder des Eifelvereins. Ein Bus wird wie in den vergangenen Jahren – ohne Aufpreis – von einer Gebärdendolmetscherin für gehörlose Menschen begleitet.

Für ganz Sportliche bietet der ADFC unter Leitung von Albert Plümer eine anspruchsvolle Radtour zu einigen Stationen der Archäologietour an; Start ist in Rheinbach. Weitere Informationen finden sich unter: www.archaeologietour-nordeifel.lvr.de.

25.9.2015LebenEifel0 Kommentare bwp

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