Eifel: Das Maibaumstellen ist ein uralter Ritus zum Vollfrühling, wenn die frischen Blätter austreiben. Besonders im Rheinland ist es Brauch, dass die jungen Männer ihren Angebeteten eine Birke als Maibaum vor die Haustür stellen, während in Süddeutschland der Maibaum durchaus eine hohe Fichte sein kann, die am Dorfplatz den Tanz in den Mai begleitet.
Die Birke verkörpert dabei Hoffnung und Aufbruchstimmung in das neue Sommerhalbjahr. In gleicher Weise sollte die Birke auch dem im Moment stark geschundenen deutschen Wald neue Hoffnung geben. Der Umweltverband Naturschutzinitiative e.V. (NI) weist mit Blick auf die vielen aktuellen Kahlschlagflächen darauf hin, dass der Birke dabei eine Schlüsselstellung bei der Wiederbewaldung zukommt.
Der Naturschutzreferent der NI, Diplom-Biologe Immo Vollmer, führt dazu aus, dass die mittels kleiner Flugsamen vom Wind verbreitete Birke binnen weniger Jahre offene Waldflächen wieder schließen kann. In dem nun etablierten Sukzessionswald ist die Lichtbaumart Birke nur recht kurzlebig und wird dann von den im Halbschatten des Waldes aufkommenden Bäumen, der sich danach etablierten Baumbeständen aus Buchen, Eichen oder Hainbuchen verdrängt.
Harry Neumann, Vorsitzende der NI, appelliert deshalb an die Forstwirtschaft, jetzt in der Zeit des Fichtensterbens besonnener zu reagieren als bisher. Die großflächige Räumung großer Kahlschlagflächen mittels schwerer Forstfahrzeuge schädigt den Waldboden und erschwert die Wiederaufforstung mit heimischen Laubbäumen wie z.B. der Buche, die zum Hochkommen eher den Halbschatten braucht.
Wir befürchten, dass der Forst auf vielen Kahlschlägen neue Monokulturen begründet, wo wieder Fichten, Douglasien oder andere fremdländische Gehölze in Reih und Glied gepflanzt werden“,
so Harry Neumann. Der Forst solle die natürliche Folgebesiedlung mit der Birke als Geschenk annehmen, um einen natürlicheren, dann auch gegen Klimaeinflüsse resistenteren Wald zu entwickeln.
„Wir appellieren an den Forst, nun dem Wald die benötigte Zeit zu geben und nicht die Fehler der Vergangenheit mit anfälligen Monokulturen zu wiederholen“,
führt Neumann weiter aus. Leider wurde die Birke in der Vergangenheit oft als vermeintliches „Unkraut“ in den Forstkulturen schnell wieder herausgehauen. Auch wenn Birkensamen über einen Kilometer weit fliegen können, sind einige forstlich intensiv betriebene Landstriche deshalb recht arm an Birken, so dass sich die Walderneuerung dort über Brombeer- und Reitgrasstadien länger hinziehen kann.
Dabei ist die Birke ein ökologisch äußerst wertvoller Baum, worauf Biologe Immo Vollmer hinweist. Einige Waldvögel, wie das, aufgrund der verbreitet intensiven Waldnutzung, vor dem Aussterben stehende Haselhuhn, brauchen als Winternahrung die zum Herbst hin schon ausgebildeten Knospen und Kätzchen. Bei den Insekten sind ebenfalls viele Arten an die Birke gebunden, wie der Birkenspanner, der die Farbe der Birkenrinde angenommen hat. Auch Pilze wie der Birkenröhrling leben in enger Symbiose mit der Birke.Die Fachleute der NI fordern deshalb der Birke mehr Raum im Wald zu geben. Dazu gehört es auch zu akzeptieren, dass die eine oder andere lichte Lücke im Wald unbepflanzt bleiben muss.
Apropos „Birke“: Neben der verbreiteten Sand-Birke kommen in Deutschland auch die Moor-Birke und Karpartenbirke, sowie als Eiszeitrelikt in wenigen Mooren, noch die Zwerg-Birke vor. Die Moorbirke kann in Norddeutschland oft nur als einziger Baum die sauren, wassergesättigten Moorböden besiedeln, wo sich deshalb ein eigener Moorwaldtyp herausgebildet hat.
Die Birke kann aber auch, als Solitärbaum im Garten oder an Straßenrändern geduldet, stattliche Maße mit gut 70 cm Stammdurchmesser und bis zu 30 m Höhe einnehmen. An diesem Standort wird sie dann bis zu 160 Jahre alt.
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