Eifel: Ob ein Konzert in der urzeitlichen Kakushöhle oder ein Auftritt im traditionellen Dorfsaal – seit 30 Jahren sorgt die Mundart-Band Wibbelstetz in der Region für ausgelassene Stimmung. Und im Laufe der drei Dekaden hat die Band rund 1.500 Konzerte bestritten. Zunächst als Duo gegründet, besteht Wibbelstetz mittlerweile aus fünf Musikern: Frontmann Günter Hochgürtel wird seit 30 Jahren von Linus Krämer am Akkordeon und Keyboard begleitet. 1989 kam Schlagzeuger Jürgen Schroeder hinzu. Michael Metzele greift seit 1997 als Nachfolger des ausgeschiedenen Werner Dederichs in die Saiten der E-Gitarre und Georg Zwingmann, als zweiter Hauptsänger, bedient den Bass, nachdem sich Mario Derichs vor 13 Jahren von der Band trennte. Auch wenn Günter Hochgürtel zwischendurch immer wieder eigene Projekte startet, als Eifeltroubadour oder Mitglied der „Eifel-Gäng“ durch die Region tourt, rocken Wibbelstetz weiterhin die Dorfsäle. „Die Jungs waren immer loyal“, singt er das Loblied auf seine Musiker.
In den vergangenen 30 Jahren hat Günter Hochgürtel etwa 150 Lieder für die Band und seine Soloauftritte geschrieben. Mal melancholisch, dann kritisch-ironisch oder frech-frivol. Und jedes Mal hält er dem „Eifeler an und für sich“ – wie er es gerne formuliert – den Spiegel vor. Doch bevor es ein Lied bis zur Band- und Bühnenreife bringt, muss es viele Hürden überstehen. Melodie und Arrangement hat Hochgürtel schnell als „Urversion“ im Kopf. Zunächst werde diese musikalische Urvariante mit einem beliebigen Text aus englischem Kauderwelsch unterlegt. „Momentan warten drei, vier Melodien in der Warteschleife darauf, getextet zu werden.“ Nur in seltenen Fällen singt er die neue Komposition auf ein kleines Aufnahmegerät. Die Lieder klingen eben unvergesslich in ihm.
Zum Texten muss er sich „eingrooven“, das Motto und einige Textzeilen zu Papier bringen. Doch sobald die Story steht, fließen die Worte wie von selbst. Ausprobiert wird der neue Song dann zunächst im Flur seines Nettersheimer Hauses. „Dort gibt es einen natürlichen Hall“, erklärt er. Ehefrau Barbara ist die nächste Instanz, denn sie hat ein feines Gespür dafür, was dem Publikum gefällt oder nicht. Manche seiner neuen Kompositionen testet Hochgürtel dann erst einmal in seinen Soloprogrammen: „Wenn die solo gut beim Publikum ankommen, klappt das auch mit der Band.“
Über all die Jahrzehnte sind die fünf Musiker zu einer „top eingespielten“ Crew zusammengewachsen. „Wir proben nur noch drei- bis fünfmal im Jahr“, denn der Ton stimme zwischen den Bandmitgliedern. Das zeigte sich auch bei den Aufnahmen zur neuen Maxi-CD. Unter dem Titel „… ansonsten in Bestform“ wurden zum Wibbelstetz-Jubiläum fünf neue Titel aufgenommen. Unter anderem das Lied „Möt de Bahn“. Ein Song, der die tagtäglichen Nöte der Bahnpendler zwischen Eifel und Köln anprangert. Tenor: Die Bahn kommt zwar an, fragt sich nur wann… Über die Arrangements der neuen Lieder gebe es manchmal Diskussionen, räumt Hochgürtel ein. „Wenn ich mit dem Banjo ankomme, gucken die anderen manchmal skeptisch, denn manche mögen es rockiger.“ Einige Songs seien nach der ersten Probe „gekauft“, bei anderen werde manchmal länger experimentiert und die Urversion mit neuer Instrumentierung oder einem anderem Rhythmus unterlegt.
Bei seiner Antwort auf die Frage, wo in den vergangenen 30 Jahren denn die „coolste Location“ für ein Konzert gewesen sei, zögert Hochgürtel einen kurzen Moment. „Unsere Konzerte vor der Kakushöhle waren schon spektakulär.“ Doch dann sprudelt er los. Unvergesslich sei die Amerika-Tour 2003. „Da ist das Publikum kollektiv ausgeflippt!“ Für die Ausstellung „Schöne Neue Welt – Rheinländer erobern Amerika“ im Freilichtmuseum Kommern hatte die Band den Titelsong „Amerika, ich komme“ aus der Taufe gehoben, eingespielt und als Sonder-CD veröffentlicht. Anschließend wurden die fünf Musiker als Eifel-Botschafter vom Landschaftsverband Rheinland zum Kutztown Festival nach Pennsylvannia gesandt. Ausgestattet mit original Farmer-Outfit und dem klassischen Strohhut rockten sie in Übersee das meist deutschstämmige Publikum. Nirgendwo auf diesem Planeten seien sie so abgefeiert worden wie bei den Amis, zitiert Hochgürtel den Bandkollegen und Schlagzeuger Jürgen Schroeder.
„Früher hatten wir als Wibbelstetz mehr Auftritte als jetzt“, bilanziert Hochgürtel rückblickend. Zwar sorge die Band auf vielen Stadtfesten weiterhin für Super-Stimmung, doch „die Akzeptanz der Mundart ist rückläufig“, befürchtet der Frontmann. „Die jüngeren Leute können immer weniger Eifel-Dialekt sprechen“, stellt er bedauernd fest. Deshalb veranstaltet die Mundart-Band seit vielen Jahren Konzerte mit hiesigen Grundschulen, damit die Kinder Lieder in Eifeler Platt lernen und sie gemeinsam mit den Musikern vor Publikum singen.
Zu ihrem 30-jährigen Bestehen brachte Wibbelstetz zudem das Best of-Album „Die WILDEN Jahre“ mit 18 bewährten Titeln heraus. Nähere Informationen finden sich unter www.wibbelstetz.de.
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