Eifel: Wenn die Naturschutzlandesverbände NABU, BUND und die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald eine gemeinsame Erklärung zusammen mit dem Windenergie-Branchenverband BWE herausgeben, ist Misstrauen angesagt.
Aus dem Pressetext: „Ein Bündnis aus drei Naturschutzverbänden und dem Windenergie-Branchenverband setzt sich für einen zügigen und naturverträglichen Ausbau der Windenergie in Nordrhein-Westfalen ein. Am Freitag (26. Juni 2015) überreichten die NRW-Landesverbände von BUND, NABU, Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) und Bundesverband Windenergie (BWE) Landesumweltminister Johannes Remmel im Landtag eine Gemeinsame Erklärung. In dieser sprechen sie sich für eine konsequente Energiewende in Nordrhein-Westfalen aus, bei der die Windenergie eine tragende Rolle spielen müsse.“
Der Lobbyistenverband der Windbranche und die Naturschutzverbände, die als Fürsprecher der Natur und Landschaft besondere Rechte zur Kontrolle der Genehmigungsverfahren von Windparkprojekten haben, überreichen gemeinsam eine Resolution an Umweltminister Remmel? Hier sträuben sich engagierten Artenschützern die Nackenhaare. Aufgabe der Naturschutzverbände muss es sein, Windprojekte auf ihre Unbedenklichkeit hin zu überprüfen, Gutachten kritisch zu hinterfragen und Fachanwalt für die, in ihrem Lebensraum bedrohten und durch Windanlagen aus ihren Brutplätzen, sowie Nahrungshabitaten vertriebenen Tieren zu sein.
Die Naturschutzverbände haben ein Klagerecht im Namen von Fauna und Flora – gegen die ausufernden Pläne der ausschließlich profitorientierten Wind-Industrie. Sie vertreten auch die Interessen der Menschen, wenn mal wieder ein monetär gesteuerter Gemeinderat seinen Bürgern die Windräder in den Vorgarten stellen will. Sie sind Anwalt des Landschaftsbildes, des Waldes, kurz: der Natur, die vor „Verspargelung“ bewahrt werden muss.
Wenn also nun der Kontrolleur gemeinsame Sache mit dem zu Kontrollierenden macht… Wo bleibt dann die Kontrolle?
Minister Remmel hat aus seinen ehrgeizigen Plänen, unsere Landschaft in eine grüne Wirtschafts- und Industriezone zur entwickeln, nie ein Geheimnis gemacht. Geht es nach ihm, muss sich in den nächsten fünf Jahren der Windradbau im Land vervielfachen. 15 Prozent des Stromaufkommens soll bis 2020 aus erneuerbaren Quellen kommen. Das ist unrealistisch, Herr Minister!
Um die Relation herzustellen: In den letzten 20 Jahren haben wir es in NRW gerade einmal auf 3,9% des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Quellen geschafft. Opfert hier Johannes Remmel das Naturerbe unserer Kinder auf seinem Windkraftaltar? Wer unterstützt diese fragliche Weltenrettung auf Kosten der Arterhaltung?
„Die Windenergie ist die zentrale Säule unserer Energieversorgung von morgen. Nur mit dem Ausbau dieser Zukunftsenergie können wir die NRW-Klimaschutzziele erreichen und den Energie- und Industriestandort NRW mittelfristig erhalten. NRW hat im Klimaschutz große Verantwortung zu tragen. So bedarf es gerade im Bereich des Arten- und Naturschutzes eines sachlich und fachlich fundierten Umgangs miteinander und weniger Gegeneinander. Denn im Grunde haben wir die gleichen Ziele“, sagte Klaus Schulze Langenhorst, Vorsitzender des Bundesverbandes Windenergie und Inhaber der SL NaturEnergie GmbH, einem der großen Windparkbetreiber in NRW.
Eigentlich wäre hier ein Aufschrei der Naturschutzverbände angebracht. Im Grunde kann es kein Miteinander von Windraderbauern und Naturbewahrern geben: Bei geringer Effizienz vernichten Windräder Landschaft und Tiere. Aber der Anspruch, die Arten zu schützen, scheint bei BUND und NABU längst überholt.
Anzeichen für ein Bröckeln beim Naturschutzgedanken ist in den letzten Jahren immer öfter festzustellen. Großzügige Spenden der Windradindustrie für die eine oder andere naturnahe Stiftung eines Naturschutzverbands sorgen dafür, dass die eben noch „unüberwindbaren, ökologischen Bedenken“ zu einem Windradstandort wie Schnee in der Sonne schmelzen.
(http://www.fr-online.de/energie/windkraft-betreiber-beklagen–wegezoll-fuer-windraeder-,1473634,21851132.html)
Welche Konsequenzen soll der um die Landschaft und den Artenschutz besorgte Bürger aus dieser unheiligen Allianz, die sich da anbahnt, ziehen? Gibt es demnächst eine „Schredderquote“ für Großvögel? Müssen zukünftig alle Stellungnahmen des NABU auf ihre Unabhängigkeit hin überprüft werden?
Es ist sicher sinnvoll, von fossilen Energien unabhängig zu werden. Nur kann uns das die Windradindustrie nicht versprechen. Wind ist unstetig. Hinter jedem Windrad steht ein Kohlekraftwerk, das einspringt, wenn der Wind einschläft. Es ist an der Zeit, die Naturschutzverbände an ihre Verantwortung zu erinnern, bevor wir uns in der Eifel und in ganz NRW in einer Energie-Industriezone wiederfinden.
Link zur gemeinsamen Erklärung von Windlobby und Naturschutzverbänden: https://nrw.nabu.de/imperia/md/content/nrw/stellungnahmen/gemeinsame-erklaerung_windenergie_nrw_20150626_unterzeichnet.pdf
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