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Wie aus Islandponys Eifelpferdchen wurden

Roetgen: Herbert Pfennings, der Pferdeflüsterer aus Roetgen, und seine Frau Karin haben ihr Herz an Island-Pferde verloren. [Foto: bvl]

Manchem Menschen begegnet die große Liebe sehr früh in seinem Leben und wenn derjenige dann Glück hat, wird daraus eine lebenslange Beziehung. So erging es auch Herbert Pfennings vor über 50 Jahren…

Herberts Freund Horst Klubert war stolzer Besitzer eines Pferdes geworden. Horst, dessen Eltern in Roetgen eine Bäckerei betrieben, hatte von seinen Eltern das Pferd geschenkt bekommen. Das Tier stammte aus Island und war im Rahmen der Aktion “Rettet die Islandpferde“ nach Deutschland gekommen. In den 1950er Jahren hatten sich die in großen Herden auf Island halbwild lebenden Pferde derartig vermehrt, dass sie in ihrem Heimatland häufig geschlachtet werden mussten. Ursula Bruns, die Autorin des Romans „Dick und Dalli und die Ponys“ hatte zu einer Rettungsaktion aufgerufen. In Deutschland waren die Islandpferdchen durch ihren verfilmten Roman „Die Mädels vom Immenhof“ populär geworden und so begann der „Rettungs-Import“ der kleinen Pferde nach Deutschland.

Für nur 500 Mark, die man für den Transport einplanen musste, war es möglich, eines dieser damals noch exotischen Tiere sein eigen zu nennen, von denen Pfennings Freund, Horst Klubert, bereits eines besaß. Da Horst von Beruf Bäcker war und jeden Morgen früh aufstand, hieß es für die beiden: „Ab 6 Uhr gehörte uns der Wald – auf dem Rücken unseres Pferdes.“ Nachdem Herbert öfter auf dem Tier des Freundes reiten konnte, war bald der Grundstein für eine lebenslange Faszination und Liebe gelegt.

„Damals gab es noch keine Reitregeln. Wir ritten einfach nur durch den Wald. Die dabei erlebte Freiheit ist mir besonders in Erinnerung geblieben“, schwärmt Herbert Pfennings noch heute.

island_pferde_2Herberts Mutter hatte eine kleine Landwirtschaft mit ein paar Kühen, Schweinen und Hühnern. Sie unterstützte den Wunsch ihres Sohnes, ein eigenes Pferd zu besitzen. Die Aktion „Rettet die Isländer-Pferde“ bot eine preiswerte Möglichkeit, einen Isländer zu erstehen. Als 1958 eine neue Lieferung von Isländer-Pferden ankam, fuhren Herbert und Horst sofort nach Witterschlick bei Bonn. Dort lebte die deutsche Vertreterin der Initiative. Doch vorher hieß es einen Anhänger für den Transport zu organisieren. Und sie fanden eine Möglichkeit: Ein Viehanhänger vom Metzger des Heimatortes, der von einem alten Ford Taunus gezogen werden sollte.

Die Fahrt mit dem ersten eigenen Pferd „Geisli“ (der Strahlende) verlief mit ein paar Hindernissen, erinnert sich Herbert Pfennings: Am Nideggener Berg machte der untermotorisierte Taunus schlapp und Horst musste tüchtig schieben. Das neue Pferd sollte angeblich eingeritten sein – war es allerdings nicht! Pech für die beiden, denn keiner von ihnen verfügte über die notwendigen Kenntnisse. „Draufbleiben ist alles“, lautete daher die Devise. Aber auch diese Hürde nahm der angehende Pferdenarr bravourös. „Für mich gibt es kein Pferd, das einen solch beispiellosen Charakter hat“, resümiert Herbert Pfennings. Pferd und Reiter wuchsen zusammen.

Das sollte ein Leben lang auch so bleiben, selbst als er eine Familie gründete und sich Nachwuchs einstellte: Die Isländer gehörten immer dazu. 1982 gründete Herbert Pfennings in Roetgen den Verein „Kaiser Karl e.V.“  für Menschen, die seine Leidenschaft teilten: Er hat maßgeblich daran mitgewirkt, dass in Roetgen der Kreis der „Isländer-Fans“ ständig wuchs. Inzwischen hat der Verein 160 Mitglieder. Heute, als Rentner, kann er sich wieder voll seiner Passion widmen.  Drei bis vier Mal in der Woche sitzt er auf seinen geliebten Isländer-Pferden und genießt „Freiheit und Abenteuer auf dem Rücken der Pferde“

Von der Terrasse aus blicken die Pfennings auf ihr selbstgebautes Pferdeparadies, mit befestigten Paddocks, einem Offenstall und Weiden bis zum Horizont. „Ein tolles Gefühl, zu sehen, wie sich meine Isländer auf dem saftigen Grün der Eifel richtig wohl fühlen“, lächelt Herbert Pfennigs und macht sich auf den Weg zu ihnen, um sie mit leckeren Äpfeln zu verwöhnen.

Das ideale Eifelpferd kommt aus Island

Die Norweger brachten um das Jahr 900 die ersten Pferde nach Island. Durch englische und schottische Zuwanderer kamen weitere Pferde auf die Insel. Diese verschiedenen Rassen vermischten sich mit der Zeit, und so entstand der Isländer. Es entwickelte sich ein sehr zähes, genügsames, widerstandsfähiges und ausdauerndes Pferd. 1909 verhängte Island ein Einfuhrverbot für Pferde aus Angst vor Seuchen, das bis heute währt. Somit wurden keine fremden Rassen eingekreuzt. Mit einem Stockmaß zwischen 130 und 145 Zentimetern  gehört der Isländer zu den Ponys. Wegen seines kräftigen Körperbaus eignet sich die Rasse aber nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene als Reitpferd. Eine Besonderheit der Isländer ist neben Schritt, Trab und Galopp eine vierte angeborene Gangart: Der Tölt. Isländer sind vielseitige, robuste Gelände-Reitpferd für die ganze Familie.

7.11.2014NaturRoetgen0 Kommentare bvl

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