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Das Préhistomuseum Flémalle bei Lüttich bietet populäre Archäologie zum Mitmachen. [Fotos: JS]

Ferientipp: Préhistomuseum zum Mitmachen bei Lüttich

Umland, Belgien: „Ich habe mich schon immer für alte Werkzeuge und Fossilien interessiert, für Tiere und Menschen, die eng verbunden mit der Natur leben und mit wenig auskommen“, erzählt Christian Casseyas, Archäologe im Préhistomuseum Flémalle, südwestlich von Lüttich, etwa 60 Kilometer von Aachen entfernt. „Als Kind spielte ich mit Stöcken und Steinen oder werkelte an der Werkbank meines Großvaters. Im Prinzip hat sich an meinen Interessen bis heute nichts geändert. Dank meines Berufs als Archäologe kann ich sie bis heute ausleben.“

Diese Interessen, sein Wissen um unsere Vorfahren, ihre Lebensweise und die Gebrauchsgegenstände, die sie selbst anfertigten, gibt Christian Casseyas mit großer Leidenschaft an die Besucher des urgeschichtlichen Museums weiter. Das Museum begreift sich als „pop archäologisch“ und bietet Kulturgut zum Anfassen, Mitmachen und Verstehen. Im Workshop über prähistorische Gebrauchsgegenstände erklärt Casseyas beispielsweise Klein und Groß, wie Neanderthaler den Feuerstein bearbeiteten und als Jagdinstrument benutzten. Kinder dürfen mitmachen, ihn scharfkantig schlagen, ein Loch reinbohren – auf eine Weise, wie es wohl schon vor 80.000 Jahren üblich war. Jeder der Teilnehmer darf den Stein in den Händen halten, seine scharfen Kanten selbst erspüren, und dann miterleben, wozu der Stein noch genutzt wurde: als Funkenquelle, um Feuer zu machen. Selbstverständlich dürfen auch hier Kinder Feuersteine aufeinanderschlagen, bis die Funken in ein Nest aus Stroh und Zunder in Casseyas Hände fallen, und anschließend um die Wette pusten, bis das Stroh brennt, jetzt sicher in einem Stahleimer liegend.

„Nichts muss, alles kann“: Wer die weiteren Angebote des Museums auf eigene Faust erkunden möchte, kann dies genauso tun wie diejenigen, die noch zugucken oder selbst mitmachen möchten, wenn Casseyas vorgeschichtliches Töpferhandwerk zeigt oder wie unsere Vorfahren mit Speer oder Pfeil und Bogen gejagt haben.

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Gleich dürfen sie selber ran. Zuerst erklärt Archäologe Casseyas den jungen Besuchern das Bogenschießen.

Insgesamt dreizehn interessante Workshops warten auf Besucher zum Miterleben. Auch die Grotte von Ramouil kann begangen werden, in der wunderschöne Tropfsteine wachsen. Sie liegt ebenfalls auf dem Museumsgelände, machte vor dessen Erweiterungsumbau bis Anfang des Jahres einen Großteil der prähistorischen Stelle aus. Das Interessante an der Grotte: Schon Neanderthaler aus der Eiszeit hielten sich in Teilen der Grotte auf, während ihres Durchzugs aufgrund einer noch kälteren Periode. „Knochen selbst hat man keine von den Neanderthalern gefunden“, erzählt Casseyas. „Dass sie hier waren, leiten Archäologen von den Gegenständen ab, die sie hier zurückgelassen haben und der Art und Weise, wie diese bearbeitet sind, wie etwa das ‚Keilmesser‘ aus Feuerstein.“

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Genuss fürs Auge: Die Grotte von Ramouil mit Tropfsteinen. Einen Grottenabschnitt nutzten schon Neanderthaler.

Die Fundstücke der Höhle sowie von den meisten wichtigsten Fundorten wallonischer Vorgeschichte liegen im Museum aus, das mit zu den größten prähistorischen Museen in Europa zählt. Im Hauptgebäude des Museums ist derzeit auch die Wanderausstellung „Giants of the Ice Age“ zu sehen (läuft hier bis zum 19. April 2017). Sie vermittelt dem Besucher, wie während der letzten Eiszeit das Leben und Zusammenleben ausgesehen haben kann, das Leben von Menschen wie dem Neanderthaler mit Tieren, die durch ihre Größe bestechen, etwa dem Mammut oder dem Höhlenbären. Auf Lebensgröße rekonstruiert sind sie in der Ausstellung zu sehen.

Der Besucher lernt über das Klima der Eiszeit, mit seinen abwechselnd kälteren und milderen Temperaturen. Die damaligen Tiere und Menschen lebten nicht in einem Klima, das über tausende Jahre stabil blieb, sondern mussten flexibel auf Veränderungen in ihrer Umgebung reagieren und passten sich mit entsprechender Kleidung und dichtem Haar an. Die Jahrestemperatur konnte bei diesem natürlichen Klimawandel um zehn Grad Celsius innerhalb einer Periode von zwanzig Jahren, manchmal sogar zehn Jahren schwanken. Irgendwann wurde es dem Neanderthaler jedoch zu unwirtlich: „Neanderthaler waren Opfer eines Klimawandels. Mehrere heftige Abkühlungen verkleinerten seinen Lebensraum immer mehr, im Süden wurde es trockener, so dass die Populationen schrumpften”, erklärt Dr. Bärbel Auffermann vom Neanderthal Museum in Mettmann, das die Wanderausstellung mit organisiert hat. Auf einer der Reisen entgegen der Kälte kamen einige Neanderthaler wohl auch in der Grotte von Ramouil auf dem heutigen belgischen prähistorischen Museumsgelände vorbei, wie Christian Casseyas auslegte.

Dieses Gelände ist für Besucher unter der Woche in den Herbst- und Wintermonaten von 10.00 bis 17.00 Uhr, am Wochenende von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Workshops sind auch auf Deutsch möglich. Am besten vorher Kontakt mit dem Museum aufnehmen. Nicht wundern: Bezahlt wird am Ausgang. Weitere Informationen unter www.prehisto.museum.

Wer sich darüberhinaus noch für die detaillierte Entwicklungsgeschichte von uns Menschen interessiert, dem sei das Neanderthal Museum in Mettmann anzuraten. Am Freitag, 14. Oktober, lädt das Museum zur Museumsnacht ein. Besucher können dann bei freiem Eintritt von 18.00 bis 24.00 Uhr die anlässlich des 20-jährigen Museumsjubiläums neu bestückte Dauerausstellung besuchen. Weitere Informationen unter www.neanderthal.de.

7.10.2016KulturUmland, Belgien0 Kommentare js

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