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Glasgefäße aus spätantiken Gräbern (2. Hälfte 4. bis 1. Hälfte 5. Jahrhundert, Fundort: Inden-Vilvenich und Inden-Pier, Kreis Düren) 
[Foto: J. Vogel / LVR-LandesMuseum Bonn]

Fund des Monats März: Filigrane Gläser für üppige Tafelfreuden im Jenseits

Umland, Bonn: Eine sensationelle Entdeckung machte das Amt für Bodendenkmalpflege im Nordkreis Düren. Unter Leitung von Dr. Udo Geilenbrügge, der für Ausgrabungen im dortigen Tagebau zuständig ist, konnte das Archäologen-Team in Inden-Pier die Überreste einer ungewöhnlich repräsentablen römischen Villa freilegen. Bereits durch die dort zuvor zahlreich aufgefundenen und sorgfältig geborgenen Matronensteine gilt der Ort als ein bedeutendes Zentrum für diesen Kult während der ersten Jahrhunderte der römischen Herrschaft im Rheinland.

[Foto: J. Vogel / LVR-LandesMuseum Bonn]

Diese besondere soziale, wirtschaftliche und kulturelle Stellung der Besiedlung spiegelt sich auch in einer weiteren Tatsache wider. Das Grabungsteam der Bodendenkmalpflege, Außenstelle Titz, stieß bei seinen Forschungsarbeiten in der Region auf die Überreste einer imposanten römischen Villa, deren Areal und Gebäudemaße weit über sonstige römische Landgüter hinausging und somit bisherige Funde in den Schatten stellt. Eindrucksvoll für die damaligen Besucher des Prunkbaus war allein schon die 94 Meter breite Front des Hauptgebäudes sowie ein offenbar säulenumsäumter großer Platz im Rurtal.

Der Ort besaß wohl bis zum Ende der Römerzeit seine Sonderstellung. Denn dort sowie im unmittelbar benachbarten Inden-Vilvenich gelang es, zwei für das ländliche Rheinland seltene vollständige Gräberfelder aus der Spätantike auszugraben. Sie erstreckten sich wohl entlang eines ehemaligen Weges und umfassten 40 beziehungsweise 26, teilweise beraubte Bestattungen.

Die Verstorbenen hatte man teils in über zwei Meter tiefen Gräbern in Särgen beigesetzt. Neben wenigen Trachtbestandteilen blieben – durch totalen Luftabschluss – auch mit Eisennägeln beschlagene Schuhe erhalten. Zudem konnten umfangreiche Geschirrsätze aus Keramik- und kostbare Glasgefäße geborgen werden. Diese kostbar verarbeiteten Grabbeigaben sollten auch im Jenseits üppige Tafelfreuden garantieren. Sie lagen geschützt in bis zu vier Beigabennischen, die seitlich in die Grabwände eingetieft waren.

Die kleine Auswahl an Glasgefäßen, die im März als „Fund des Monats“ kostenlos im Bonner LandesMuseum präsentiert wird, zeugt von der hohen Kunstfertigkeit der römischen Glasbläser, insbesondere der Faltenbecher mit feiner Fadenverzierung sowie der filigran gearbeitete Krug.
Zu der damaligen Zeit – im 4. Jahrhundert – erfreuten sich halbkugelige, aber auch konische Becher bei den römischen Siedlern größter Beliebtheit.

Besonders erwähnenswert ist eine selten nachgewiesene Schalenform mit Rippenzier, die bereits in die 1. Hälfte des 5. Jahrhunderts zu datieren ist. Anders als die meisten Beigaben lagen flache Glasschalen häufig einzeln auf der Brust der beigesetzten Person, so auch das mit sternförmigem Motiv verzierte Beispiel. Durch einen typischen Einschluss verrät sie, dass sie in einer vor wenigen Jahren im Bereich des heutigen Hambacher Forstes ausgegrabenen römischen Glashütte produziert worden sein muss.

2.3.2018LebenUmland, Bonn0 Kommentare bwp

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