Umland, Bonn: „In den letzten Jahren haben wir so etwas noch nie gefunden.“ Bei diesen Worten schwingt Begeisterung mit. Die Rede ist von einem bronzenem Halsreif und einem Armring, die gemeinsam mit einer Glasperle in einem Gräberfeld gefunden wurden und nun als „Fund des Monats“ kostenlos im Foyer des Bonner LandesMuseums zu sehen sind.
„Die Bergung und Bearbeitung von Funden aus der frühen Eisenzeit im Rheinland bringt gelegentlich ganz besondere Erkenntnisse ans Tageslicht. 2016 haben wir mit Maßnahmen in Inden begonnen“, schildert Dr. Uwe Geilenbrügge als dort zuständiger Grabungsleiter. Vor Ort entdeckten die Archäologen das bislang größte eisenzeitliche Gräberfeld. Die vielfältigen Funde werden nun von Spezialisten wissenschaftlich aufbereitet. Viele Relikte der Bestattungsstelle konnten „im Block“ geborgen werden. Sie wurden also mitsamt des umgebenden Erdreichs in die Werkstätten des Museums transportiert. Hier legten Experten die tönernen Urnen vorsichtig frei und öffneten anschließend die Grabgefäße aus den Jahren 650 bis 500 vor Christus, um den Leichenbrand eingehend zu untersuchen.
Die ausgestellte Schmuckkombination aus bronzenem Halsring mit dreifach wechselnder Drehung (Torsion), bandförmigem Bronzearmring sowie einer Glasperle war mit der verstorbenen Person auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden. Ob diese Schmuckstücke ehedem von einer Frau oder einem Mann getragen wurden, konnte noch nicht bestimmt werden. „Da fehlen uns die Kapazitäten.“ Mittlerweile sei es Anthroplogen allerdings möglich, selbst nach gut 2.500 Jahren aus dem Leichenbrand zu analysieren, ob es sich bei den sterblichen Überresten um ein Frau oder einen Mann handelte. „Zu gewissen Zeiten haben auch Männer solchen Schmuck getragen.“„Solche Metallbeigaben – abseits der Rheinschiene – sind sehr selten und sonst eher nur an den ehemaligen Hauptverkehrsachsen zu finden“, erläutert der Experte im EIFELON-Gespräch.
Die Auslese der Überreste – Leichenbrand und Schmuckfragmente – aus dem noch glühenden Scheiterhaufen ist durch die Hinterbliebenen offensichtlich nicht vollständig erfolgt, da einzelne im Feuer zersprungene Reste fehlen. Anders als bei der Mehrzahl der Gräber hatte man die Überreste nicht in einer Urne mit Deckschale niedergelegt. „Stattdessen vermuten wir, dass der Leichenbrand in ein Behältnis aus organischem Material wie Holz oder Leder gefüllt und dann in einem Erdloch mit einem Durchmesser von etwa zehn Zentimetern beigesetzt wurde.“ Im Laufe der vielen Jahrhunderte zersetzte sich das organische Material und korodierte teilweise mit den Schmuckbeigaben.
Diese schlichte Form der Bestattung bestätigt, dass große und hochwertige Urnen oder imposante Grabanlagen von bis zu 36 Metern Durchmesser nicht zwangsläufig Indiz für reiche Beigaben sein müssen. Schließlich wurde dieser erstaunliche Fund in einem unscheinbaren Erdloch entdeckt. „Viele der sehr imposanten Urnen waren hingegen ohne Bronzebeigaben“, beschreibt Geilenbrügge Ergebnisse der Grabungen.
Eine vergleichbare Schmuckkombination aus Hals- und Armring sowie einer Glasperle ist auch noch aus einem weiteren Grab des Bestattungsplatzes am Rande des Tagebaus Inden bekannt. Diese in unserer Region seltenen Schmuckbeigaben kennzeichnen die Bestattungen als nördlichste Vertreter einer Kulturerscheinung, die ansonsten nur im Raum von Hunsrück und der tieferen Eifel zu finden war. „Ein Beleg dafür, dass die Verstorbenen begütert gewesen sein müssten“, erklärt der Fachmann. Solchen Schmuck konnte sich nicht jeder leisten.“
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