Umland, Bonn: Dass die Eifel ein historischer, seit Jahrtausenden besiedelter Boden ist, belegen die vielen archäologischen Funde, die bei Bauarbeiten oftmals rein zufällig entdeckt werden. Gerade Zülpich mit den best erhaltenen Römerthermen nördlich der Alpen war vor 2.000 Jahren Handelszentrale und lag damals an der so genanten Agrippa-Straße, einer Fernstraße, die von Köln bis ans Mittelmeer führte.
In unmittelbarer Nähe jenes legendären Römergrabes, in dem vor einem Jahr ein ungeöffneter, tonnenschwerer Sarkophag aus dem 3. Jahrhundert entdeckten worden war, legte die archäologische Fachfirma Archaeonet weitere Gräber frei: Am Rande eines ehemaligen römischen Gutshofes wurden zwei große römische Brandgräber des 2. Jahrhunderts entdeckt und geborgen. Eines der beiden Brandgräber ebenfalls reich ausgestattet und mit teils sehr seltenen Beigaben versehen.
Bei diesem Grab handelt es sich um ein so genanntes „bustum“, bei dem der Scheiterhaufen direkt oberhalb oder innerhalb einer offenen Grube angelegt und abgebrannt wurde. Die Überreste, also Leichenbrand und Beigabenreste, darunter Teile von Möbeln, Speisebeigaben, Elemente weiblicher Tracht und zerschmolzene Fläschchen für Duftstoffe, gelangten direkt in die darunterliegende Grube, deren Ränder sich durch die Hitze rötlich verfärbten und zum Teil – wie in einem Brennofen – „verziegelten“.
Die Bestattungsstelle enthielt aber auch unverbrannte Beigaben: So gaben die Angehörigen der Toten zwei Bronzemünzen als Charonspfennig für die Überfahrt ins Jenseits mit. Das umfangreiche Geschirr für den am offenen Grab abgehaltenen Leichenschmaus hatte man offensichtlich zerschlagen und an eine Seite der Grube geworfen.
Die am besten erhaltenen Beigaben und Besitztümer der Bestatteten waren sorgfältig in einer eigens dafür in der Grubenwand angelegten Nische niedergelegt worden. Neben einer Öllampe, Krug und Teller aus Keramik befanden sich hier auch eine kleine Pyxis (Dose) aus Knochen gearbeitet und ein Bernsteinring mit einem plastisch herausgeschnitzten Fuchs.
Herausragend sind die sehr gut erhaltenen Glasgefäße: Eine Vierkantflasche, ein halbkugeliger Glasbecher, ein konisches Glasschälchen und ein eiförmiger Becher mit blauer Glasfadenauflage. Funde für die letzten beiden Formen fanden sich bislang überwiegend im südlichen Frankreich in nur wenigen Exemplaren.Eine absolute Rarität ist auch eine sehr dünnwandige Schale in einer Form, die als „Fazzoletti“ bezeichnet wird, und von der aus römischer Zeit weltweit bisher weniger als zehn Exemplare bekannt geworden sind. Das konisch gearbeitete Schälchen offenbarte noch eine Überraschung: Im Inneren verborgen fanden die erstaunten Archäologen zwei fast neuwertig erhaltenen Silberfibeln.
Bisher 0 Kommentare
Kommentar schreiben
Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Beitrag. Schreiben Sie den Ersten.
Einen neuen Kommentar schreiben
Um einen neuen Komentar zu schreiben, melden Sie sich bitte mit ihrem Benutzernamen und Passwort an. Wenn Sie noch keinen EIFELON-Account haben, können Sie sich kostenlos und unverbindlich registrieren.