Umland, Bonn: Der Braunkohlen-Tagebau gräbt sich nicht nur tief in die Landschaft ein, er gibt auch faszinierende, archäologische Fundstücke preis, die seit über 2.000 Jahren in der dortigen Erde lagern. In Inden wurde in den letzten Jahren das größte Gräberfeld der frühen Eisenzeit im Rheinland untersucht. Dem Grabungsteam des LVR gelang es innerhalb von drei Jahren, rund 650 Brandbestattungen aus dem 8. bis 6. Jahrhundert vor Christus freizulegen, die vor allem eine Fülle von Keramik in Form von Urnen, aber auch wertvollen Gefäßbeigaben enthielten. „Ein Glücksfall für die Archäologen“, betont Uwe Steinkrüger, Pressesprecher des LVR. „Durch Abziehen des Mutterbodens konnten große Flächen untersucht werden.“ Bei der so genannten „Baustellen-Archäologie“ stünde sonst immer nur ein begrenztes Grundstück für Grabungen zur Verfügung. „Was rechts und links davon noch im Boden ruht, kann deshalb oft nicht aufgespürt werden.“
Wie heutzutage auch, dienten die entdeckten Urnen, die zum Teil einen Durchmesser von 50 bis 60 Zentimeter hatten, zur Aufnahme des sorgfältig ausgelesenen Leichenbrandes und waren öfters mit einer umgedrehten Schale geschützt, wie ein ausgestelltes Urnengrab im Auffindungszustand zeigt. Anders als diese Gefäße haben sich die kleinen Trankopfer- oder Duftschalen auf dem Scheiterhaufen befunden, wie die Brandspuren belegen. Holzkohlereste sind nur selten vorhanden.
Andere Gräber müssen ein Behältnis aus organischen Materialien wie Holz oder Leder besessen haben und waren als sogenannte Leichenbrandlager zu erkennen. Insgesamt 89 Kreisgräben sind Überreste einstiger Grabhügel von bis zu 18 Metern Durchmesser. Zum Teil befand sich im Zentrum noch eine Urnenbestattung.
Die zahlreichen geborgenen Gefäße geben Einblicke in die Vielfalt der damaligen Keramikformen. Neben grob gearbeiteten Töpfen existieren auch sorgfältig geglättete und verzierte Exemplare. Besonders beliebte Zierelemente waren unregelmäßig oder schachbrettartig angeordnete Kammstrichmuster sowie als Dreieck angeordnete kleine Dellen.Ganze Sätze von mit verbrannten Arm- und Halsringen, die bereits als Fund des Monats August 2017 gezeigt wurden, demonstrieren einen gehobenen Standard einiger Gräber. Diese lagen allesamt weiter entfernt in einem abgetrennten Bereich des Bestattungsplatzes.
Diese im Rheinland ungewöhnliche Grabausstattung belegt eine Verbindung zu Kulturen aus dem Bereich von Hunsrück und Eifel. Damit bilden diese besonderen Gräber die nördlichsten Vertreter dieses Ausstattungstyps. Noch ausstehende naturwissenschaftliche Analysen werden demnächst – zusammen mit den Grabausstattungen – interessante Rückschlüsse auf die soziale Stellung der jeweiligen Verstorbenen, sowie der Zusammensetzung ihrer Gemeinschaft ergeben.
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