Umland, Düren: Seine Fotografien gingen um die Welt: Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts reiste der 1865 in Düren geborene Carl Georg Schillings nach Afrika. Zunächst als Jäger, um wilde Tiere zu erlegen. Den Abschuss von Löwen verbuchte er anfänglich noch als Erfolg. Doch schon bald legte er sein Gewehr zur Seite und ging nur noch mit Kamera und Blitzlicht auf die Pirsch. Von seinen Expeditionen brachte er nicht nur spektakuläre Fotos mit, sondern auch zahlreiche Tondokumente – damals noch auf Wachswalzen aufgezeichnet. Dem abenteuerlichen Leben des Carl Georg Schillings widmete das Dürener Stadtmuseum nun einen Vortragsabend.
„Am ‚Tag der Dürener Sammler‘ im Mai letzten Jahres stellte Professor Dr. Glöckner auch einen Edison-Phonographen hier vor“, schildert Museumsleiterin Anne Krings die spannende Vorgeschichte dieser Veranstaltung. Eine glückliche Verknüpfung von Zufällen führte dann dazu, dass die einzigartigen Tondokumente akustisch für die Nachwelt erhalten werden konnten.An jenem Sammler-Treffen vor knapp einem Jahr kam Schillings-Experte Rolf Terkatz, der das Leben des Dürener Abenteurers bis ins kleinste Detail erforscht hat, ins Gespräch mit Glöckner. Er erzählte ihm, dass neben den gut 1.000, teilweise von Hand colorierten Fotos und Glasnegativen auch etwa 50 Wachswalzen im Depot des Museum lagern. Bislang unbeachtet, denn bis zu diesem Zufallstreffen fehlten die technischen Möglichkeiten, die historischen Tondokumente abzuspielen…
Im September 2016 bündelten die beiden Experten dann ihr Wissen. In heutiger Zeit würde man vermutlich formulieren: Sie probierten, ob Hard- und Software kompatibel sind, um den sorgfältig gelagerten Wachswalzen Töne zu entlocken. Behutsam wurden die vor über 100 Jahren konservierten Tonaufzeichnungen aus ihren Büchsen geholt und auf den Abspielzylinder des Edison-Phonographen geschoben. Es herrschte atemlose Stille, als sich die Abtastnadel zum ersten Mal auf die Walze senkte. „Das erste, was wir aus dem Schalltrichter hörten, war das Volkslied ‚Guter Mond, Du gehst so stille’“, erinnert sich Anne Krings an diesen unvergesslichen Moment. Mit moderner Technik wurden die Tondokumente zeitgleich digitalisiert, denn jeder weitere Abspielvorgang würde die Qualität der Wachswalzen mindern. Für EIFELON stellte das Museum ein Tonbeispiel zur Verfügung:In der gut zweiminütigen Aufnahme sind Tierstimmen aus dem damaligen Äquatorial-Afrika und Massai-Gesänge zu hören – mit dem Phonographen etwa um 1900 aufgenommen.
Gut 50 Besucher nutzten die Chance, sich an diesem Museumsabend von Professor Glöckner und Rolf Terkatz sowohl über die wissenschaftliche, als auch technische Pionierleistung des Dürener Forschers, Fotografen und Schriftstellers Carl Georg Schillings zu informieren. „Es war beeindruckend, die Tondokumente aus der Vergangenheit zu hören“, beschreibt Anne Krings die Faszination der Besucher, die andächtig den „Stimmen wie aus der Kaiserzeit“ lauschten. Dumpf und knisternd – einzigartige Zeitdokumente. Entstanden lange bevor Professor Grzimek in den 1960er Jahren mit seinen Tierdokumentationen „Serengeti darf nicht sterben“ ein wahres Afrika-Fieber auslöste.Dass selbst im digitalen Zeitalter die alte Edison-Technik noch funktioniert, belegte Bernd Hahne, erster Vorsitzender des Museums, mit einem eigenwilligen Experiment: Er hatte gut eine Minute lang ein Lied in Eifeler Mundart in den Schalltrichter des Phonographen eingesungen, das dann gleichzeitig mit einer Saphirnadel – Frequenz für Frequenz – in die Wachswalze graviert worden war und zum Abschluss der Veranstaltung dem staunenden Publikum vorgespielt werden konnte..
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