Umland, Niederlande: Für die meisten von uns war der 18. April vergangenen Jahres ein ganz normaler Samstag, an den wir uns schon gar nicht mehr erinnern können. Nicht so für den heute 15-jährigen Lars Barten. Er hat an diesem Tag einen Coup gelandet: Zusammen mit seinem Vater fand er Knochenteile eines jugendlichen Mosasauriers, einer „Echse von der Maas“, die hier vor 67 Millionen Jahren bei subtropischem Klima im 18 bis 23 Grad Celsius warmen Wasser geschwommen ist. Live können wir jetzt mit bestaunen, wie die Knochen dieses großen Meeresreptils im Naturhistorischen Museum Maastricht präpariert und damit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Finder Lars Barten und sein Vater Jos haben den Schädel von Mosasaurus Lars für den Transport ins Museum eingegipst. [Foto: privat]
Drei Stunden waren inzwischen vergangen, ohne dass die Fossiliensucher einen nennenswerten Fund gemacht hatten. „Ich habe mich enttäuscht ins nahe gelegene Café gesetzt und einen Cappuccino getrunken“, erzählt John Jagt, als er auf einmal einen Anruf erhielt: Lars Barten hatte Knochen gefunden, die zu einem Mosasaurier gehören könnten. „Wir haben einfach Glück gehabt“, berichtet Lars von seinem Fund. Er ist mit seinem Vater durch den Steinbruch gegangen, und da haben die beiden die Knochenstücke gesehen. Erst ein paar wenige und dann immer mehr. Darunter waren auch mehrere Flossenstücke. Der erfahrene John Jagt wusste sofort, dass diese Anhäufung von Flossenknochen besonders ist, weil sie normalerweise als Erstes vom toten Tier durch Aasfresser abgefressen werden und ganz rasch auf dem Meeresboden weggespült werden. So aber vermutete John noch weitere Knochenreste des Meeresgiganten: „Wären wir Lars Knochenfund nicht noch am selben Tag weiter nachgegangen und hätten mit den ENCI-Betreibern keinen Plan für weitere Ausgrabungen entwickelt, wären die Wirbel vom unteren Rücken und Schwanz sowie Teile des Schädels, die wir in der folgenden Zeit gefunden haben, jetzt zu Zement zermahlen.“
Bereits ein Tag nach dem großen Fund stand fest: Entdecker Lars wird Namensgeber des Mosasaurus und fühlt sich „unglaublich geehrt“. Seine Freunde hätten ihn erst ungläubig angeschaut, als er ihnen vom Fund und der Namensnennung erzählt hatte. Und dann haben auch sie gesehen, dass etwas sehr Besonderes für Lars geschehen ist. „Ein Traum wird für mich und meinen Vater wahr“, schwärmt Lars über ihren Fund. Seit seinem siebten Lebensjahr ist er mit dem „Fossilienvirus“ infiziert, hat Dinosaurier-Bücher aus der Maastrichter Stadtbibliothek gewälzt, sich Filme wie Jurassic Park angesehen und ist gemeinsam mit seinem Vater seit drei Jahren aktives Mitglied im NGV.
„Lars“ selbst ist der sechste Mosasaurus, der seit 1766 im Sint-Pietersberg gefunden wurde. Allein in den letzten 15 Jahren waren es „Bèr“, „Kristine“ und „Carlo“. Er ist vermutlich ein Mosasaurus hoffmanni, die größte Art der Gattung, die eine Länge von bis zu 16 Metern erreichen konnte. Anhand der gefundenen Zähne geht Paläontologe John Jagt davon aus, dass „Lars“ zu den Räubern unter den Mosasauriern gehört, die gemeinsam mit den Haien die Nahrungskette anführten und die vermutlich eine Strecke wie den heutigen Atlantik durchschwimmen konnten. In allen damaligen Erdgewässern waren sie zuhause. Zumindest haben Wissenschaftler auf allen Kontinenten Knochenreste gefunden, sogar unter dem Eis der Antarktis. Da Zähne, Rücken- und Schwanzwirbel kleiner sind als die der anderen Mosasaurier, geht John Jagt davon aus, dass „Lars“ noch ein Jugendlicher war. Weitere Aufklärung erhofft sich der 55-Jährige von den Schädelknochen, sobald diese freigelegt sind.

Im interaktiven Sciencelab können Besucher live miterleben, wie Mosasaurus Lars freigelegt wird. [Foto: nhmmaastricht]
Die Zuschauer haben zudem die Möglichkeit, durch Schalter im Besucherraum vier Kameras fernzusteuern, die an der Decke im Science Lab hängen und somit dicht an die Knochenstücke ranzuzoomen. Bildschirme dokumentieren, wie die Arbeit der Präparateure bereits vorangegangen ist. „Es ist wie ein Blog“, erklärt John Jagt.
Einer der Nachwuchspräparatoren ist natürlich Lars Barten. In zwei Wochen darf er zum ersten Mal ran und unter Aufsicht vorsichtig ein Stück seines „Lars“ freilegen. Zum jetzigen Zeitpunkt schätzt John Jagt, dass noch anderthalb Jahre vergehen werden, ehe „Lars“ schließlich als fertig präpariertes Ausstellungsstück im Museum zu sehen sein wird. Wer den Prozess bis dahin mit begleiten oder zumindest einen Einblick in die Arbeit der Präparatoren erhalten möchte, die in der Regel samstags und sonntags im Sciencelab aktiv sind, nimmt am besten im Vorhinein Kontakt mit dem Museum auf (www.nhmmaastricht.nl, 0031-(0)43 – 3505490, museum@maastricht.nl).
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