Zülpich: Bei so manchem Besucher werden Erinnerungen wach: gehäkelte Bikinis, Badeanzüge aus Frottee, voluminöse Badekappen – die 1970er und 80er Jahre waren schon speziell. Die neue Ausstellung „Ab in den Urlaub! Bademode im Wandel der Zeit“ in den Zülpicher Römerthermen beschäftigt sich genau damit: Wie sich die Badebekleidung im Laufe der Jahrzehnte verändert hat. Kuratorin Hannah Waldorf hat die Schau rund ein Jahr vorbereitet, entstanden ist ein spannender und auch amüsanter Gang durch die Geschichte.
Empfangen werden die Besucher im Treppenaufgang von einem Zeitstrahl, der nicht nur wichtige Daten zu den Meilensteinen der Bademodenentwicklung enthält, sondern auch zu wichtigen Ereignissen der jeweiligen Zeit. Auch eine Fotowand ist zu sehen. Der Aufruf, Fotos einzuschicken, sei sehr erfolgreich gewesen, erzählt Museumsleiterin Dr. Iris Hofmann-Kastner. Im Inventar befinden sich zwar viele Modelle von Bademoden, doch die Ausstellung sollte durch Fotos bereichert werden. Nach diesem Einstieg ins Thema kann das Eintauchen in die Welt der Bademoden beginnen. „Sehen und gesehen werden“ galt auch früher schon am Strand und die Badebekleidung wurde Teil der Mode, weiß Hannah Waldorf zu berichten. Ab etwa 1870 beginnt die Bademode knapper zu werden. Auch die Frauen fangen an, richtig zu schwimmen und nicht nur kurz im Meer unterzutauchen. Da merken die Damen schnell, dass sie mit den langen Badekostümen nicht mehr zurecht kommen – die Badebekleidung wurde zweckmäßiger. Der Rückenausschnitt wird tiefer, doch damit der Anstand gewahrt bleibt, kontrolliert die Polizei am Strand die Badenixen. 1932 trat die im Volksmund „Zwickelerlass“ genannte Badepolizeiverordnung in Kraft. Der Bikini darf in der Ausstellung natürlich ebenfalls nicht fehlen: 1946 erregte Mode-Macher Luis Réard mit seiner Bikini-Schau für Aufsehen.Die Besucher können aber auch noch tiefer in die Geschichte eintauchen. Denn schon auf Mosaiken aus der Römerzeit sind Frauen in einer Art Bikini zu sehen. Doch diese trugen die Damen nur zum Sport, gebadet wurde nackt. Im Mittelalter gab es dann eine Bekleidung für das Bad, doch das Baden und Schwimmen wie wir es heute kennen, war zu diesem Zeitpunkt noch lange nicht üblich. Mit der Aufklärung im 19. Jahrhundert änderte sich das Verhältnis zur Natur – Meerwasser galt auf einmal als gesund und die höhere Gesellschaft reiste in die Bäder an den Küsten.
Rund 100 Objekte, davon etwa 32 Badekostüme, -anzüge und Bikinis werden ausgestellt. Vom entzückenden Badekostüm in rot mit kleinen weißen Punkten und gerüschten Beinabschlüssen, bis hin zu knallbunten Badehosen, Häkelbikinis und einem Sportbadeanzug der Schwimmerin Sandra Völker ist einiges zu sehen, was den Wandel der Bademoden ausmacht. Es wurde viel mit Materialien experimentiert, wobei die Anzüge aus Wolle schnell abgelöst wurden von Baumwolle und später Kunstfaser. Schließlich wurde die Wolle im Wasser nicht nur schwer, sondern auch weiter…
Ergänzt wird die Ausstellung mit vielen Accessoires wie Sonnenbrillen und -hüten, transportablen Umkleidekabinen und Campingmodellen. Erinnerungen an die eigene Badebekleidung im Laufe des Lebens werden geweckt und die meisten werden froh sein, nicht mehr diese voluminösen Badekappen tragen zu müssen.
„Ab in den Urlaub“ Bademode im Wandel der Zeit“ ist bis zum 25. September zu sehen. Der Eintritt kostet zwei Euro. Es gibt ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit Vorträgen und Workshops.
Am Sonntag, 26. Juni, können Kinder ab 10 Jahren eine Badetasche selbst gestalten, die Kosten betragen neun Euro plus Materialkosten. Am Donnerstag, 30. Juni, erzählt Kuratorin Hannah Waldorf viel Wissenswertes über die Entwicklung der Bademoden. Die Kosten betragen fünf, ermäßigt drei Euro. Anmeldung für die Veranstaltungen werden unter Tel.: 02252 – 838060 oder per Mail entgegengenommen.
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