Eifel: „Die Datenlage ist noch dünn und das Monitoring spielt eine große Rolle“, beschreibt Gabriele Neumann, Wildkatzen-Expertin, ihren Aufgabenbereich. Deshalb veranstaltet die Naturschutzinitiative e.V. am 2. September das erste bundesweite Wildkatzensymposium im Dreiländereck Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Sieben Experten werden über solche Themen wie „Welche Lebensräume brauchen Wildkatzen?“ „Welchen Gefährdungen sind Wildkatzen ausgesetzt?“ „Welche Wildkatzenfördermaßnahmen sind notwendig und wie wirken sie?“ „Wie muss eine sinnvolle Biotopvernetzung aussehen?“ referieren und ihre naturnahen Erfahrungen austauschen. „Es ist ein Querschnitt durch die aktuelle Wildkatzenforschung“, macht Neumann neugierig. Als Projektkoordinatorin wird sie zusätzlich das dreijährige Forschungsprojekt der Deutschen Wildtier Stiftung vorstellen, in dem erstmals untersucht wird, ob und in welchem Ausmaß Störungen in Wäldern Auswirkungen auf die Europäische Wildkatze haben.
Es gibt viele subtile Methoden, das Vorkommen der stillen Jäger zu erkunden. Wurfkisten mit versteckten Wildkameras wurden bereits 2015 im Heimbacher Forst montiert: Schließlich ist die Wildkatze das „Wappentier“ des Nationalparks Eifel. Zudem gibt es vielerorts Grünbrücken und unterirdische Gänge, damit die deutschlandweit etwa 6.000 wilden Waldbewohner – ungestört vom Autoverkehr – ihre Jagdreviere erobern können. Sandbetten, in denen sich die Fußabdrücke der Tiere verewigen, geben Aufschluss auf die jeweilige Population. Wildkatzen sind Einzelgänger, die im Vergleich zur Körpergröße sehr große Aktionsräume nutzen. Allabendlich durchstreifen die Kater ein Revier von 1.500 bis 3.000 Hektar. Ihr Revier ist somit etwa so groß wie das von Rotwild. Es umfasst das mehrerer weiblicher Katzen, die sich mit deutlich weniger Raum – 300 bis 800 Hektar – zufriedengeben.
Der Appetit der scheuen Schönheiten ist groß: Mindestens zwölf Mäuse, so Wildkatzen-Expertin Gabriele Neumann, brauchen die eigenwilligen Katzen, um Tag für Tag ihren Hunger zu stillen. Wenn Nachwuchs angesagt ist, dementsprechend mehr. Aber nur eins der meist vier neugeborenen Kätzchen schafft es, beim harten Überlebenskampf später selber Nachwuchs im Wald großzuziehen.Ganz gezielt setzen deshalb die Wildkatzen-Forscher – egal, ob im Harz, der Eifel oder in Rheinland-Pfalz – den Fokus auf das Monitoring, um die Lebensumstände der getigerten Einzelgänger besser analysieren zu können. Das dreijährige Projekt der Deutschen Wildtier Stiftung soll weitere Aufschlüsse liefern. „Bislang konnten wir 36 Katzen in der Eifel und im Hunsrück mit einem leichten GPS-Sender ausrüsten“, erzählt Gabriele Neumann im EIFELON-Gespräch. Dafür wurden die scheuen Vierpfoter in eine hölzerne Falle gelockt. Sobald die Tür hinter ihnen zuklappte, wurden die freiwilligen Helfer über einen Sensor per Handy informiert, um das Tier zu begutachten. „Wir sind dann sofort vor Ort – wie bei der freiwilligen Feuerwehr“, beschreibt Neumann das Forschungsprojekt. Mit einem Blasrohr wird das jeweilige Tier dann kurzzeitig betäubt, um ein Spezialhalsband mit GPS-Sender anlegen zu können. Das teils lederne Band ist weit genug, damit sich die Katze im Dickicht nicht stranguliert und trotzdem eng genug, damit die Wildkatze das Kennungsband nicht abstreifen kann. Die gesendeten Signale werden anschließend per Radio-Ortungssystem an die ehrenamtlichen Naturschützer gesendet. „So können wir das Verhalten der Wildkatzen nachvollziehen.“
Die Trickkiste der Forscher ist groß. Oft reichen schon ein paar Haare der Samtpfoten, um das (Über-)Leben der Wildkatzen zu analysieren. Die Gattung „Felis silvestris“ steht bundesweit auf der Roten Liste, gilt als hochgradig gefährdet und somit schützenswert.
Seit über 40 Jahren ist Gabriele Neumann von Katzen fasziniert. Erst von den domestizierten Hauskatzen, dann von ihren wilden Verwandten. Um deren Population zu schützen, setzt die Naturwissenschaftlerin alle Hebel in Bewegung: „Das ist meine Faszination!“
Das Seminar am 2. September findet von 10.30 bis 17.30 Uhr im Wildparkhotel, Kurallee 2, 56470 Bad Marienberg, statt.
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