Eifel: Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts war sie fast ausgerottet. Auf der „Roten Liste“ für bedrohte Wirbeltiere ist sie auch heute noch unter dem Stichwort „stark gefährdet“ zu finden. Doch nun erobert sich die Wildkatze – „Felis silvestris“, wie sie mit wissenschaftlichem Namen heißt – auf leisen Pfoten die Eifel zurück. „Verschiedene Bausteine sollen den Wildkatzen helfen, sich dauerhaft in Heimbachs Wäldern wohl zu fühlen“, erläutert Revierförsterin Ute Hass. Seit über 15 Jahren fördere die naturnahe Bewirtschaftung des Stadtwaldes die Ansiedlung geschützter Tierarten, fährt sie fort. „Das geschieht praktisch durch Vermeidung von Kahlschlägen, dauerhaftes Belassen von Alt- und Resthölzern sowie Totholz im Wald, Anlage von Reisighaufen etc. Besonders wichtig in diesem Zusammenhang ist auch die Förderung von stabilen gemischten Beständen diverser heimischer Baumarten mit besonderem Augenmerk auf die Erhöhung des Laubholzanteils.“
Ein wichtiger Baustein für den Zuzug weiterer Tiere sei die „Barrierefreiheit“. Deshalb wurden in den letzten 15 Jahren auf Kosten der Stadt Heimbach 25 Kilometer maroder Zäune abgebaut und entsorgt. Aus Mitteln des BUND konnten vergangenen Winter weitere fünf Kilometer Umzäunung entfernt werden. „Das hilft allen Tierarten, die hier zu Hause sind.“
Mit dem Projekt „Wildkatzensprung“ startete der BUND in Kooperation mit dem Regionalforstamt Hocheifel-Zülpicher Börde jetzt eine Förderaktion, um die Wildkatzen-Population in der Region zu stärken. Im Heimbacher Stadtwald brachte Wildkatzen-Experte Manfred Trinzen gemeinsam mit Försterin Ute Hass erstmals drei Wurfkisten aus, die es den scheuen Tieren ermöglichen sollen, ihren Nachwuchs im Trockenen aufzuziehen. Die hölzernen Kästen sind an Bäumen montiert oder im Dickicht gut versteckt, denn Wildkatzen sind absolute Einzelgänger und leben fernab jeglicher Zivilisation.
Um zu dokumentieren, ob, wie und vor allem von wem die Wurfkisten genutzt werden, montierte Manfred Trinzen Fotofallen in der Nähe der Boxen. Auch im Revier von Markus Wunsch, dem Förster des Schleiden-Gemünder Waldes, wurden mit Fotofallen versehene Wurfkisten ausgebracht. „Bereits vor zehn Jahren haben wir im Nationalpark Fotofallen aufgestellt, um die Population der Wildkatzen zu erforschen“, erzählt der Wildkatzen-Experte. Durch zusätzliche Befragung von Förstern und Jägern konnte in der Nordeifel ein Wildkatzenbestand von etwa 200 bis 250 Tieren ermittelt werden: In der gesamten Eifel tigern etwa 1.000 Tiere durch die Wälder.
Vom Körperbau ähnelt die Wildkatze einer stämmigen, schwarz-grau getigerten Hauskatze. Charakteristisches Merkmal ist ihr buschiger, schwarz geringelter Schwanz, der nicht – wie bei ihren domestizierten Verwandten – in einer Schwanzspitze, sondern stumpf endet. Während sich der Lebensraum der Kätzinnen und Jungtiere auf den Waldinnenraum mit Bachläufen konzentriert, entfernen sich Kuder – männliche Wildkatzen – oft bis zu anderthalb Kilometer von ihrem Stammrevier, um am Waldrand und in den angrenzenden Wiesen zu jagen.
Wer beim Waldspaziergang zufällig eine der ausgebrachten Katzenboxen findet, sollte sich sofort leise zurückziehen, um die Aufzucht der meist im April geborenen Jungen nicht zu gefährden. Denn sobald ein Wildkatzen-Unterschlupf von Menschen entdeckt wird, wechselt die Katzenmutter das Revier oder kehrt im schlimmsten Fall nicht mehr zu ihren Jungen zurück. Deshalb appelliert Ute Hass an die Rücksicht der Waldbesucher: „Die erfolgreiche Wiederbesiedelung der Nordeifel durch Wildkatzen verlangt auch Respekt vor den Bedürfnissen dieser Tierart“. Wenn Jungtiere gefunden werden, sollte umgehend die Försterin oder das Ordnungsamt informiert werden, damit die kleinen Findlinge artgerecht versorgt werden können. Auf keinen Fall sollten die Winzlinge mitgenommen werden. „Das sind keine süßen Babies, sondern wilde Katzen, die als absolut unzähmbar gelten.“Weitere Informationen – auch für „Notfelle“ – finden sich auf der Internetseite www.europäischewildkatze.de.
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