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Bernd Tesch vor über sechs Jahrzehnten... [Foto: © Bernd Tesch]

Auf zwei Reifen zwischen Himmel und Erde unterwegs

Simmerath, Hammer: Was Motorräder betrifft, lässt sich Bernd Tesch kein X für ein U vormachen. Einmal auf seine Passion angesprochen, gibt er Vollgas. „Ich bin der Älteste auf dem Markt, der seine Erfahrungen weitergibt und auch Überlebenstrainings anbietet“, argumentiert er wortgewandt und schon scheint man auf dem Sozius seiner Maschine zu sitzen. Einmal von Hammer, dem kleinen Ort bei Simmerath in der Eifel, quer durch die Welt…

… und heute. [Foto: © Bernd Tesch]

Mittlerweile ist Bernd Tesch 77 Jahre und sieben Monate alt und sagt von sich selber: „Ich kenne alle Kontinente.“ 1961 eroberte er mit seiner Maschine erstmals Afrika. Insgesamt 111.000 Kilometer legte er dort damals auf staubigen Pisten zurück. „Ich war der erste Globetrotter“, beschreibt er etwas wehmütig die tollkühnen Touren. Seine Abenteuer und Erlebnisse – zwischen Wüste und Tropenregen – hielt er damals in einem ersten Reiseführer fest. So gab er weiteren motorisierten Weltenbummlern wertvolle Erfahrungen an die Hand. 100.000 Mal wurde seine, im Eigenverlag erschienene Reiseanleitung verkauft. Im Laufe der Jahre hat er sich eine eindrucksvolle Reisebibliothek zusammengestellt: Fast 10.000 Fachbücher für globale Auto-, Fahrrad- und Motorradtouren finden sich in seiner „Teschipedia“ genannten Bibliothek.

Aus der Distanz betrachtet, meint er rückblickend: „Es gibt Rasende und Reisende!“ Logisch, dass er sich zu den Reisenden, den Entdeckern zählt. Das Motorrad ist für ihn ein verlässliches Vehikel, „die Welt zu erkunden.“

Was sein Fernweh weckte? Er weiß es selber nicht so genau. Aber vermutlich waren es jene farbenfrohen Briefmarken aus Tasmanien und Feuerland, die seine Sehnsucht beflügelten. „Da will ich unbedingt mal hin“, gravierte sich in seinen Kopf. Im Laufe der Jahrzehnte hat der Weltenbummler seine ganz eigene Philosophie entwickelt: „Zwischen Himmel und Erde sind nur zwei Reifen.“

Rudimentäre Werkzeuge helfen in der Wildnis weiter. [Foto: © Bernd Tesch]

Mit kleinem Gepäck muss man jedoch stets auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. „Bei 45 Grad in der Wüste erlebt man garantiert irgendwann eine Fata morgana.“ Jene trügerische Luftspiegelung, die in der Einöde Oasen oder Obstgärten vorgaukelt… Und: Wie orientiert man sich, wenn auf einem Tripp der Kompass verloren geht? Was tun, wenn das Wasser nicht reicht oder ein Werkzeug fehlt? Not macht erfinderisch, sagt ein Sprichwort. Und in Notsituationen reicht manchmal ein Stück Holz oder ein Knochen, um den richtigen Hebel anzusetzen…

„Mittlerweile haben wir aber nur noch mangelnde Kenntnis von der Natur“, beklagt der krisenerprobte Tesch. Eindrucksvoll beschreibt er eine Situation in den Bergen, als er zu Fuß mit einem kleinen Kind auf den Schultern vor Jahrzehnten plötzlich in eine Nebelwand geriet. „Da macht sich Panik breit“, schildert er sein damaliges Gefühl. Ein falscher Tritt und der Sturz in die Tiefe ist besiegelt. Eins hat er aus dieser Notlage gelernt: „So etwas passiert dir nie wieder.“ Er ist vorbereitet.

Verstand vor Verzweiflung. Logisches, rationales, blitzschnelles Denken in Ausnahmesituationen, das ist sein Anspruch, den er vermitteln will. Das lässt sich trainieren, davon ist Tesch überzeugt. Gemeinsam mit Anton „Tony“ Lennartz bietet er deshalb auf einem 34 Hektar großen Gelände Überlebens-Kurse an. „Seit 50 Jahren reisen wir gemeinsam um den Globus“, erzählt er und fügt lachend hinzu: „Bei uns muss man keine Käfer essen.“ Bei ihren Seminaren werden handfeste Tipps vermittelt: Wie filtere ich verschmutztes Wasser? Wie gelingt es, mit dem letzten, trockenen Streichholz auch bei Minusgraden oder handfestem Sturm ein Feuer zu entzünden? Wo finde ich selbst in der Einöde etwas zu essen?

Die Klientel, die solch Ausnahmesituationen einmal am eigenen Leib erproben will, ist weit gestreut: „Vom Hilfsarbeiter bis zum Professor“, meint Tesch. Vor allem seien überdurchschnittlich viele Ärzte an dem Angebot interessiert.

Der diplomierte Maschinenbau-Ingenieur kennt sich aber nicht nur mit Motorrädern aus: Bevor er die Fernreisen zu seinem Beruf machte, arbeitete er als Assistent an der Aachener RWTH und forschte auf dem Gebiet „künstliches Herz“. Denn damals wie heute lautete seine Maxime auf der Piste oder im Labor: Leben und überleben.

Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs begann Bernd Tesch, gebürtiger Prenzlauer, bereits 1955 mit 14 Jahren zu reisen – per Fahrrad und Auto-Stopp. Inzwischen wurden daraus 40.000 Kilometer per Anhalter und 90.000 Kilometer Auto-Reisen. Inzwischen hat Bernd Tesch geschätzte 185.000 Kilometer Motorrad-Reisen hinter sich gebracht. Nach seiner Transafrika-Tour folgte 1971 der erste Globetrotter-Reise-Führer Deutschlands: „Afrika-Führer für Selbstfahrer“. Seit 1977 gibt Bernd Tesch seine Erfahrungen auch durch das „Tesch-Survival-Training“ weiter. Mitte Mai ist es wieder soweit.
22.3.2019LebenSimmerath, Hammer0 Kommentare bwp

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