Heimbach: Die zahlreichen Gesichter kleiner und großer Künstler der Euskirchener Irena-Sendler-Schule leuchteten auf, als Professor Frank Günter Zehnder, Leiter der Internationalen Kunstakademie Heimbach, die 51. Werkschau eröffnete und all die gelungenen, bunt-creativen Werke in den Betrachtungsmittelpunkt rückte.
Diese Werkschau ist Eure Ausstellung, nicht unsere. Wir haben die Werke nur aufgehängt und aufgestellt. Ihr habt sie geschaffen. Wir haben uns sehr darauf gefreut, die Werke der Öffentlichkeit zeigen zu können,
begrüßte er die zahlreichen Teilnehmer der Förderschul-Kreativtage im Dezember, die anwesenden Familienmitglieder, die Dozenten, und natürlich zahlreiche begleitende Lehrer der Euskirchener Förderschule. Jeder Mensch habe Kreativität in sich, fuhr er fort – jeder habe seine ganz individuelle, seine ganz persönliche Art, sich künstlerisch auszudrücken. „Jeder Mensch ist anders, deshalb sind wir alle Individuen“, betonte Zehnder. Deshalb seien auch die künstlerischen Werke von Person zu Person stets so unterschiedlich.
Die Freude am Gestalten ist in den Ausstellungsräumen sichtbar und spürbar – sowohl bei den Einzelwerken als auch bei den gemeinsam geschaffenen großen bunten Bildern, den Raumfahrzeugen und der Burg aus Karton und Farbe.
In der Schnelle und heftig gemalte Bilder (sogenannte „Abklatsch-Bilder“) sind zu sehen, die ihren farbenfrohen Charme durch ineinander laufende Farbe entwickeln. Diesen Workshop leitete die polnische Künstlerin Wieslawa Stachel. Im Kurs der Schleidener Malerin Maf Räderscheidt entstand ein langes, von Vielen gemeinsam erstelltes Bild aus Malerei und Collage, bei dem man sich eigene Geschichten ausdenken konnte. Mehrere Großbilder mit Köpfen und Figuren sowie die Burg und Raumfahrzeuge aus dem Workshop des Kubaners Antonio Nunez zeigen die Lust am spontanen Umgang mit Formen und Farben.Schöne gestaltete Leporellos – farbig, erzählend mit gut aneinander gereihten Szenen – entstanden im Workshop der Kamerafrau Bernhardine Schippers und wirken wie kleine Bilder-Bücher voller Gedanken und Anregungen. Bunt und fantasievoll ging es im Töpferkurs von Monika Otto her. Aus weichem Ton entstand eine reiche Auswahl an großen und kleinen fantasievollen Gefäßen, Tieren und figürlichen Erfindungen in heller Keramik.
In eine andere Realität schlüpfen konnten die Teilnehmer der dreitägigen Kreativ-Tage während des Foto-Performance-Workshops von Holger Hagedorn, in dem man sich mit ganz unterschiedlichen Kostümen in viele Rollen und Posen versetzen konnte.
Die Arbeiten der Schülerinnen und Schüler sind voll vom Mut zum Schöpferischen. Was macht das mit dem Einzelnen? Was macht das mit uns als Betrachtern? Es verändert den Blick, es zeigt stets bisher nie Gesehenes, es lässt uns vom Objekt aus weiterdenken. Wir erfahren, was Kinder mitteilen wollen, wir erkennen Talente.
Jeder hat etwas Besonderes. Jeder ist wichtig, Jeder hat etwas zu sagen, manchmal ist das einfacher in Bildern…
Diese Ausstellung zeige Unverkrampftes, Unkommerzielles, Unbestelltes und Ungesteuertes, – eine kindliche, jugendliche Selbständigkeit, die Mut und Freude macht. Man möchte sagen: Mehr davon in Schule und Freizeit
ermunterte Zehnder.
Der weltberühmte Künstler Pablo Picasso sagte einmal: „Als Kind ist Jeder ein Künstler, die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben.“ Wie Recht er hat! Deshalb wünschen wir Euch und uns, dass Ihr die Lust am Schöpferischen behaltet, denn Ihr selbst und wir alle brauchen Eure Kunst. Sie kann uns die Augen öffnen.
Seit 2010 werden jährlich „Kreativtage“ mit Förderschulen (jeweils 50 bis 80 Teilnehmer) durchgeführt. Achtmal wurden bereits Schulen für zwei bis drei Tage in die Internationale Kunstakademie Heimbach eingeladen. Diesmal fanden die kreativen Workshops / Kurse im Dezember 2017 statt. Anliegen und Ziel dieser Tage ist es, den Kindern und Jugendlichen über den guten schulischen Unterricht hinaus und an einem außerschulischen Lernort kreatives künstlerisches Schaffen mit professionellen Künstlerinnen und Künstlern aus ganz unterschiedlichen Nationen zu ermöglichen. Die Burganlage ist für sich schon ein faszinierender Ort, aber die perfekt eingerichteten Ateliers sind für die Schülerinnen und Schüler eine zusätzliche Animation.
Wie bei allen anderen Kursteilnehmern – von ambitionierten Laien bis zu professionellen Künstlern – wurde und wird stets – nach einem kleinen zeitlichen Abstand – auch eine Werkschau mit ganz unterschiedlichen Werken der Teilnehmer der Förderschul-Kreativtage ausgerichtet. Sie wird feierlich eröffnet und läuft dann mehrere Wochen. Sie wird – wie alle anderen – Werkschauen sehr gut besucht. Dahinter steht eine klare Haltung der Internationalen Kunstakademie: Jede künstlerische Schöpfung geht auf Beobachtungen der Wirklichkeit, auf Fantasie, auf die individuell gestaltenden Hände, auf Kooperation und Gestaltungslust zurück, egal, wer Autorin oder Autor ist. Das wird hier stets aufrichtig mit einer museal präsentierten Ausstellung gewürdigt.
„Kein Kind zurücklassen“ ist ein gelebter Grundsatz im Kreis Düren, selbstverständlich auch in der Kunstakademie. Das gilt ausnahmslos. Jeder Mensch ist wichtig und jeder Mensch – in welchem Alter auch immer – hat etwas ganz Besonderes in sich. Das kommt vor allem in der Kunst zum Tragen. Alle Verantwortlichen sowie die Künstlerinnen und Künstler freuen sich jedes Mal über das begeisterte Schaffen der jungen Leute. Man merkt, dass sie Freude haben und stolz auf die Ergebnisse sind. Wenn die Werkschau beendet ist, gehen die Bilder, Fotos, Keramiken und Leporellos endgültig an die Macher und an die Schule zurück. So bleiben die Kreativtage gewissermaßen in den Schulräumen und zuhause sichtbar. Professor Frank Günter Zehnder geht davon aus, dass die Impulse nicht verpuffen, sondern in der Schule und in den Einzelnen weiterwirken. Dass diese Kreativtage seit so vielen Jahren stattfinden können, verdankt die Akademie der sehr großzügigen ständigen Unterstützung durch den Lions Club Euskirchen-Nordeifel, dessen Präsidentin Frau Dreiseidler ebenfalls anwesend war. Die Kreativtage der Kunstakademie Heimbach, mit Kindern von Förderschulen, sind bisher einzigartig in Deutschland.
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