Heimbach: Mit standing ovations, minutenlangem Applaus, rhythmischem Klatschen und begeisterten Bravo-Rufen wurde das Jubiläumskonzert des Heimbacher Kirchenchors St. Clemens belohnt: Zum 130-jährigen Bestehen hatten die Sänger unter Leitung von Kantor Peter Mellentin elf Chorsätze aus Händels „Messias“ einstudiert.
„Ich bin glücklich, dass alles so gut gelaufen ist“, sagt Mellentin – immer noch voller Euphorie – im EIFELON-Gespräch, denn zu Probenbeginn im April hatte er sich kritische Fragen der Chormitglieder anhören müssen: „Haben wir uns da nicht eine Nummer zu hoch vorgenommen?“ Im Gegenteil. Was der musikalische Leiter – fördernd und fordernd – Probe für Probe aus seinem Chor herausholte und im Konzert auf die Bühne brachte, war einfach imponierend.
„Ich kenne den ‚Messias‘ seit meiner frühesten Kindheit“, erzählt er. „Meine Eltern hatten damals eine Schallplatte mit einem musikalischen Querschnitt durch das Werk.“ Seitdem er als Kantor in Heimbach tätig ist, spielte er stets mit dem Gedanken, dieses Werk auch hier einmal umzusetzen.
Die Mitglieder des Kirchenchors wurden beim Jubiläumskonzert stimmlich von zahlreichen Gastsängern aus der Region unterstützt: Der älteste Sänger (92) reiste aus Köln an, die älteste Heimbacherin, die im Alt mit Inbrunst den „Messias“ interpretierte, ist 87 Jahre. Doch auch die Jugend war im Chor vertreten: Das jüngste Chormitglied ist 70 Jahre jünger.
Ein atemberaubendes Stimmerlebnis war die 27-jährige Sopranistin Christine Hesseler, die kurzfristig für die erkrankte Katharina Bergrath einsprang. Mit glockenheller Stimme, leuchtenden Augen und strahlendem Lächeln interpretierte die Studentin der Kölner Musikhochschule ihre Soli so intensiv, dass das Publikum in der ausverkauften Heimbacher Barockkirche St. Clemens entzückt aufhorchte. „Erst zur Generalprobe am Samstag konnten wir das erste Mal gemeinsam proben, aber diese Stimme hat mir ‚die Schuhe ausgezogen’“, räumt auch der Musikprofi Peter Mellentin ein.
Während der unzähligen Proben war an den einzelnen Musikpassagen gefeilt worden, bis der Musiklauf und die Dynamik stimmte. „Bei der Generalprobe wurde aus den vielen, wieder und wieder geprobten Passagen erstmals ein Gesamtkunstwerk.“ Da habe er das sichere Gefühl gehabt, dass es „gut läuft“. Als weitere Gast-Solisten ergänzten Angelika Farrensteiner (Alt), Jens Lauterbach (Tenor) und Wolfgang Tombeux (Bass) die grandiose Aufführung.
Auch Brigitte Gfeller ist als erste Vorsitzende des 130 Jahre alten Kirchenchores beglückt: „Alle Sänger und Musiker waren überwältigt von diesem Abend. Wir haben bei einem Konzert selten so eine gute Stimmung erlebt.“
Ein dickes Kompliment macht Kantor Mellentin auch den Musikern der Capella Villa Duria: „Das Kammerorchester hat unwahrscheinlich engagiert gespielt“, hebt er lobend hervor. Nach dem Konzert kam deren Leiter Johannes Esser, der das Konzert an der Truhenorgel begleitete, freudestrahlend auf ihn zu und schüttelte ihm mit dem Kommentar „Großartig!“ die Hand. Rückblickend auf das fantastische Konzert, meint der Kantor, der hauptberuflich als Musik- und Lateinlehrer am Euskirchener Mariengymnasium arbeitet: „Davon zehrt das Musikerherz!“
In der diesjährigen Christmette, so Mellentin, wolle man nochmals ein Stück aus dem „Messias“ aufführen. „Aber diesmal auf deutsch“. Die altenglische Fassung, die am vergangenen Sonntag zur Aufführung kam, war für die Sänger eine große Herausforderung, die der gesamte Chor mit Grandezza gemeistert hat.
Gut und übersichtlich gestaltet war auch das Programmheft. Hier ließ Peter Mellentin die Entstehungsgeschichte des 1741 von Georg Friedrich Händel in nur 24 Tagen komponierten „Messias“ Revue passieren.
Für die beglückende Aufführung hatte Mellentin elf charakteristische Chorsätze aus dem Gesamtwerk ausgewählt. „Händel hat dieses Werk oft selbst dirigiert und bei den Aufführungen manchmal einige Partien weggelassen, gekürzt oder ergänzt.“ Das sei seine ‚Legitimation‘ für die Musikauswahl gewesen. Von der Orgel-Empore aus wurde das Konzert mit vier Mikrofonen aufgezeichnet und soll als CD gebrannt werden.
Als umjubelte Zugabe intonierten Chor und Orchester nochmals Händels „Hallelujah“. Für die rund 200 Zuhörer war dieser späte Nachmittag eine Sternstunde der Musik. Ein grandioses Konzert, das auch in jeder Großstadt zu Begeisterungsstürmen des Publikums geführt hätte.
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