Heimbach: „Heute schlagen wir ein neues Kapitel auf“, meinte Landrat Wolfgang Spelthahn, als er die siebte Sonderausstellung der Internationalen Kunstakademie Heimbach eröffnete. Diese Formulierung kann man wörtlich nehmen, denn bis zum 10. September werden so genannte Graphic Novels präsentiert, kunstvoll gezeichnete Comics in Buchform. Graphic Novels – grafische Erzählungen – sind zur Zeit en vogue: Große Museen in Paris, Madrid, Lüttich, Frankfurt und Bonn widmen sich ebenfalls diesem Genre. Doch die exquisite Ausstellung in Heimbach bietet etwas ganz Besonders. Erstmals werden Graphic Novels gezeigt, die sich ausschließlich mit Literatur, Malerei und Museen beschäftigen.
Um die zahlreichen Exponate aus der Privatsammlung von Uwe Ostermann ausstellen zu können, tüftelten die Organisatoren eine genial einfache und optisch ansprechende Lösung aus: An eine schwarz oder weiß gestrichene Holzplatte wurde eine L-Leiste montiert, auf der nun der jeweilige Band ruht. Kurze, gut verständliche Begleittexte erläutern die Entstehungsgeschichte des Buches. Bei manchen Graphic Novels ist nur das illustrierte Cover zu sehen – eine charakteristische, kopierte Seite gibt dann Einblick in das Buch. Andere Exemplare locken aufgeschlagen die Besucher an. So wie der Band „Mit Pinsel und Schwert“, der das Leben des rebellischen Malers Caravaggio widerspiegelt. In opulenten Zeichnungen wird seine Vita erzählt. Maltechnisch brillant: Selbst in den kleinsten Szenenbildern stimmt jedes Detail – vom Falten- bis zum Schattenwurf.
Die Präsentation gliedert sich in fünf verschiedene Themenschwerpunkte: So werden in hochwertigen Comiczeichnungen beispielsweise Biografien von Künstlern wie Richard Wagner nachgezeichnet. In wenigen Bildszenen gelingt es dem Autor Andreas Völlinger und der Zeichnerin Flavia Scuderi auf knapp 50 Seiten Wagners Leben zwischen Ruin und Ruhm darzustellen. So passen sieben verschiedene Episoden aus seiner Münchener Zeit – vom größten Triumph bis zum herben Rückschlag – auf eine DIN A 4-Seite. Die Bilder sprechen für sich…Einen großen Teil der Ausstellung nimmt die Neuinterpretation von Weltliteratur ein: Sei es nun „Mobby Dick“, „Der alte Mann und das Meer“, Ibsens „Nora“ oder Melvilles „Bartleby, der Schreiber“. Schon die zauberhaft gestalteten Buchcover machen Lust, den gebundenen Comic in die Hand zu nehmen und anzufangen zu lesen.
Die facettenreiche Welt der Maler und Museen wird auf separaten Stellwänden gezeigt: Hier finden sich gezeichnete Biografien von Egon Schiele, Pablo Picasso oder Leonardo da Vinci. Den Graphic Novel-Künstlern gelingt es, das Leben der Maler mit kunstvollen Strichen und wenigen Sprechblasen zu komprimieren und trotzdem nachvollziehbar und verständlich abzubilden. „Ein kompakter Einstieg in diese verstehbare Synergie von Wort und Bild“, wie Akademieleiter Professor Frank Günter Zehnder in seinem einführenden Vortrag formulierte.
Auch Reiseberichte können Literatur sein. Ein besonders bemerkenswertes Buch dieser Kategorie ist in den Vitrinen zu entdecken: Die französischen Brüder Francois (Fotograf) und Emmanuel (Zeichner) Lepage wurden zu einer Forschungsfahrt in die Antarktis eingeladen. Daraus entsteht das ästhetisch schöne Graphic Novel „Weiß wie der Mond“ – eine faszinierende Mischung aus Comic, Fotografie, Reise- und Wissenschaftsbericht.
Der Ausstellungsraum im Obergeschoss ist dem bekannten, französischen Comiczeichner Moebius gewidmet: Bereits auf dem Weg dorthin werden sechs bunte Druckgrafiken aus der Sammleredition präsentiert. An den Wänden des Raumes hängt – Seite für Seite kopiert und an einen roten Faden geklammert – das Buch „Zerstörer der Welt“, das in minimalistischen Schwarz-Weiß-Zeichnungen die Weltraumabenteuer des einsamen Astronauten Fildegar Osborn schildert. Auf einem großen Bildschirm laufen surreale Videos des Comic-Helden Arzak aus Moebius‘ Feder. Eine umfangreiche Bücherbox lädt die großen und kleinen Besucher zudem zum Schmökern ein.
Am 17. August schließt sich um 19.30 Uhr ein Gottfried Benn-Abend mit dem Sammler Uwe Ostermann an. Die Führung am 24. August wird musikalisch von Susanne Rögele (Gitarre) und Silke Delhaes (Flöte) untermalt. In Kooperation mit der Lit.Eifel findet am 31. August ein Vortragsabend mit dem Autoren Andreas C. Knigge, einem absoluten Graphic Novel-Experten, statt. Während der Finissage am 10. September, 16.00 Uhr, sorgt der Kölner Musiker Winfried Bode mit Liedern und Texten von Elvis Presley für den musikalischen Rahmen.
Während der gesamten Ausstellungsdauer läuft eine Los-Aktion: Jeder Besucher, der ein Kärtchen mit seinem Namen und Adresse in die bunt bedruckte Los-Box wirft, hat die Chance, eins von zehn Graphic Novels zu ergattern. Die Gewinner werden während der Finissage ermittelt.
Der Eintritt zur Ausstellung kostet vier Euro, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre können sie kostenlos besuchen.
Nähere Informationen gibt es unter www.kunstakademie-heimbach.de oder telefonisch unter 02446 – 809700.
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