Heimbach: Mit einer bemerkenswerten Trilogie von Veranstaltungen machte die Internationale Kunstakademie auf sich aufmerksam: Auf Burg Hengebach wurde der Kunstpreis des Kreises Düren verliehen – verbunden mit der eindrucksvollen Ausstellung „NAH + FERN – LANDSCHAFTEN“ des prämierten Künstlers. In diesem Jahr wurde Walter Dohmen aus Langerwehe für sein Lebenswerk honoriert. Seine Druckgrafiken sind weltweit „beachtet und geachtet“, eröffnete Professor Frank Günter Zehnder den Festakt im Grünhof der Burg. „Solche Preise schaffen stets besondere Momente der Aufmerksamkeit.“ Sie seien ein „Glanzpunkt in jedem Lebenslauf“ – egal, ob ein ganz junger oder ein erfahrener Künstler ausgezeichnet werde.
Vor zehn Jahren war Walter Dohmen einer der Mitbegründer der Heimbacher Akademie. „Beim Aufbau der Grafikabteilung hat er uns bestens beraten und die Ateliers auf ein hohes Niveau gebracht. Bereits seit den 1970er Jahren gilt Dohmen als Spezialist für Druckgrafik und hat viele Fachbücher veröffentlicht.“ Der aktuelle, einstimmig gewählte Preisträger sei ein „begeisternder Vermittler der Kunst“. Er gebe sich nie mit dem Erreichten zufrieden, sondern versuche, Neues zu entdecken und zu finden.
Das spiegelt sich in seinem Lebenswerk wider. Um seine Ideen umzusetzen, ist ihm jedes Material recht: Teils malte er (2003) auf auseinandergeklappten Verpackungskartons, in denen Milch oder Apfelsaft gebündelt werden. Dann wieder arbeitete er auf zusätzlich mit Gaze bespannten Leinwänden, wodurch eine verwirrend bezaubernde Dreidimensionalität der Landschaftsmotive entsteht. Fasziniert ihn ein Blick, eine Stimmung, zückt er sein Skizzenbuch und hält seine Sinneseindrücke mit wenigen Strichen fest. Im Atelier werden diese Impressionen dann – mal in leuchtenden, dann in matten Farben – künstlerisch umgesetzt: Wogende Weizenfelder, verschneite Felsen, abstrakt verfremdete Landschaften.
„Ich kämpfe darum, dass die Druckgrafik nicht zur Reproduktionskunst wird“, schloss Preisträger Dohmen seine Dankesrede und hob hervor, dass die Druckgrafik 2018 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt worden sei. Verbunden mit der Auszeichnung für Walter Dohmen war die Erstellung eines Katalogs. Zu sehen sind seine vielfältigen Werke noch bis zum 27. Oktober in den Ausstellungsräumen der Heimbacher Kunstakademie.
Nach der Kunstpreisverleihung standen nachmittags die Arbeiten von Kindern und Jugendlichen im Mittelpunkt. Im Palas der Burg sind bis zum 10. Oktober fantasievoll gearbeitete Bilder, Fotografien und Skulpturen zu ausgestellt.
Drittes Highlight der Woche war die Lesung von Jürgen Wiebicke. Im Rahmen der Lit.Eifel stellte der Philosoph, Autor und Moderator sein Buch „Zu Fuß durch ein nervöses Land – Auf der Suche nach dem, was uns zusammenhält“.
Wandernd begab er sich auf die Reise durchs Ruhrgebiet. „Mir ging’s darum, in einen anderen Modus von Zeit, mit Fremden ins Gespräch zu kommen.“ Für ihn wurde seine Wanderschaft zur Gesellschaftsanalyse. „Menschen sind ehrlicher, wenn sie wissen, dass derjenige, mit denen sie eben noch ganz offen gesprochen haben, gleich wieder geht.“
Manchmal müsse man eben durchs Leben meandern, statt stets geradeaus zu laufen. Auf seiner Tour ließ er sich alle Zeit der Welt. Saß bei strömenden Regen neben stoischen Anglern, plauderte mit Passanten und wurde spontan zum Suppenessen eingeladen. Seine Botschaft: Einfach wieder geduldig miteinander ins Gespräch kommen. Auch in einer Zeit, die von Hiobsbotschaften dominiert werde.Charakteristisch für seine Erfahrungen während seiner Lehr-, Lern- und Wanderreise durch das ’nervöse‘ Nordrhein-Westfalen war ein Abstecher in eine nobles Schmuckgeschäft, in dessen Vitrinen Uhren zu einem Preis auslagen, von denen sich andere Mitmenschen ein Eigenheim errichten. In seinem Wanderoutfit mit Rucksack argwöhnisch beäugt, seien ihm trotzdem einige Modelle dieser Luxusuhren gezeigt worden. Sein Fazit: „Zeitmessen wird mittlerweile zum Kräftemessen. Eine Selbstdarstellung am Handgelenk.“Heute hat keiner mehr Zeit. Man muss sich bei Sauwetter an den Kanal setzen, um beim Angeln ins Gespräch zu kommen.“
Interessante Impulse kamen anschließend aus dem Publikum. Warum denn immer nur Nachrichten mit schlechten Botschaften ausgestrahlt würden? Man solle doch einmal Geschichten vom Gelingen verbreiten. Prompt hatte Wiebicke mehrere Beispiele parat, wie ein lobendes Miteinander das Zusammenleben liebenswerter gestalten könne.
„Zeit ist Luxus“, betonte er mehrmals. Legte er deshalb seine Armbanduhr während der Lesung, Diskussion und Autogrammstunde ab?
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