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Auf Vogelsuche - Alexandra Schieweling (l.), Tanju Gündüz und Joyce Janssen von der Biologischen Station Düren. [Foto: js]

Wer zwitschert da? Vogelbestimmungskurs der Biologischen Station Düren lockt

Kreise, Kreis Düren: „Die Arbeit hier in der Biologischen Station Düren ist ein Traumjob“, schwärmt die Biologin Alexandra Schieweling in ihrem Arbeitszimmer des ehemaligen Bahnhofs im Fachwerkstil von Nideggen-Brück. Es sei die Kombination aus Arbeiten draußen in der Natur, wo sie unter anderem Feldvögel kartiere, einen verletzten Mäusebussard zum Tierarzt bringe oder Obstbäume schneide, und abwechslungsreichem Bürojob mit „netten Kollegen, von denen jeder für den anderen da ist“. Elf Mitarbeiter sind es derzeit sowie drei Naturfans, die ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr absolvieren. Die 38-Jährige ist in viele Projekte rund um den Naturschutz involviert. Ein aktuelles Projekt ist ein Vogelbestimmungskurs für interessierte Bürger. Er startet am 17. März. Wer teilnehmen möchte, kann sich noch bis Mittwoch, 15. März, dazu anmelden. Exklusiv für EIFELON-Leser verlosen wir gemeinsam mit der Biologischen Station einen Teilnahmeplatz.

Über 40 Biologische Stationen gibt es in Nordrhein-Westfalen, eine bundesweite Besonderheit: In NRW wurden mit den ersten Biologischen Stationen in den 1970ern bezahlte Stellen geschaffen, um staatliche Einrichtungen dauerhaft bei der Betreuung von Naturschutz- und FFH-Gebieten zu unterstützen. Die Stationen werden durch Ehrenamtliche in ihrer Arbeit unterstützt und arbeiten auch mit anderen öffentlichen Behörden wie den Kreisen, der Landwirtschaftskammer und den Landwirten vor Ort zusammen, beispielsweise beim Vertragsnaturschutz (VNS): Landwirte bewirtschaften ihre Flächen naturschonender, und erhalten dafür Prämien. Eine Möglichkeit ist der so genannte Ernteverzicht. Das Getreide bleibt über Winter als Nahrung für die Vögel stehen. Auch der Schnitt von Obstbäumen kann über den VNS gefördert werden. Die Beweidung von bestimmten Flächen (beispielsweise Magerwiesen oder auch Obstwiesen) kann ebenfalls gefördert werden. Der Unterschiedsbetrag zwischen normaler Nutzung und extensiver Wiesen- und Weidenutzung wird vergütet.

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Tauschen sich über die Gelbammer aus: Alexandra Schieweling (l.) und Joyce Janssen in der Biologischen Station Düren. [Foto: js]

Eines der Projekte, in dem Alexandra Schieweling in Kooperation mit der Landwirtschaftskammer NRW arbeitet, trägt den charmanten Namen „Stabilisierung der Population wertgebender Arten in der Zülpicher Börde“. Was steckt dahinter? Die Bauern setzten immer größere, breitere und damit effektivere landwirtschaftliche Maschinen ein, berichtet die Biologin. Das müssten sie auch, um in der industrialisierten Landwirtschaft mithalten zu können. „Leidtragende sind beispielsweise die Vögel, die hier überwintern, und kein Restfutter auf den Feldern und keine Hecken zum Schutz finden.“ Eine der hiervon betroffenen Vogelarten ist die Grauammer, Alexandra Schiewelings Lieblingsvogel. „Das ist ein kleiner starker Charaktervogel“, erzählt sie amüsiert von ihren Beobachtungstrips. Während die eine Grauammermutter gelassen mit Futter im Schnabel über Schiewelings Auto hinweg fliege, wartete eine andere Mutter misstrauisch im Getreide, bis das Auto von dannen fahre.

Früher war diese Vogelart überall in NRW weit verbreitet. Heute gibt es sie nur noch bei uns in den Kreisen Düren, Euskirchen und Rhein-Erft. „Die Grauammer ist eine der Vogelarten, die in NRW in den letzten dreißig Jahren stark zurückgegangen ist.“ Als Gründe nennen Vogelexperten neben fehlendem Biotop durch rückgängige Hecken- und Gräbenstrukturen und unzureichend Futter auch die Vergrößerung der Ackerschläge. Außerdem zähle die Grauammer zu den windkraftsensiblen Vogelarten, sagt Ralf Wilke vom NABU Euskirchen. Sie sei ein Steppenvogel, angepasst an offene Landschaften ohne aufrechte Strukturen wie Türme von Windrädern oder Bäume. Mit dem Projekt in der Zülpicher Börde unterstützen Biologische Station und Landwirtschaftskammer gemeinsam mit Vertragslandwirten Vogelarten wie die Grauammer. Durch Anlage von Blühstreifen und Ernteverzicht der Bauern erhalten sie den natürlichen Lebensraum des Vogels oder geben ihn ihm zurück. „Das charmante an dem Projekt ist, dass die Bauern auf diese Weise über die Agrarumweltmaßnahmen der Landwirtschaftskammer und den VNS Vogelschutzmaßnahmen umsetzen können“, erzählt die Biologin. Sie freut sich, dass alle Beteiligten gut und eng zusammenarbeiteten und insbesondere „viele junge Landwirte aufgeschlossen sind“.

Im fünfteiligen Vogelbestimmungskurs, der kommenden Freitag um 16.00 Uhr startet, können sich Interessierte selbst ein Bild von den Lebensräumen der hier vorkommenden Vogelarten machen und unsere heimischen Vögel kennen, und durch Erkennen ihrer Laute selbst bestimmen lernen. Neben dem Charaktervogel Grauammer sind das beispielsweise der Buchfink mit seinem regionalen Dialekt, die Amsel oder der Eisvogel. Die Einführung findet in der Brücker Biostation statt. Die anschließende Exkursion führt an der Rur entlang Richtung Zerkall, ausgestattet mit Bestimmungsliteratur, Notizbüchern und Ferngläsern. Alexandra Schieweling hat zudem Hörproben der einzelnen Vogelstimmen dabei, damit Anfängern das Bestimmen leichter fällt.

Am 25. März geht es beim zweiten Termin zum Staubecken nach Obermaubach. Die Stimmen von Graureiher, verschiedenen Entenarten und Waldvögeln sollen erkundet werden. Zum dritten Termin am 8. April lädt die Biologische Station nach Vettweiß zu den Feldvögeln wie Grauammer, Kiebitz und Rebhuhn ein. Vielleicht können die Vogelkundler den Kiebitz bei einem seiner imposanten Balzflüge beobachten? Auch seine Population ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Die Biologische Station versucht, sie mit entsprechenden Maßnahmen zu stabilisieren. Eine große Population ist wichtig: Der Kiebitz brütet in Gruppen und kann seinen geschlüpften Nachwuchs als Gruppe sogar gegen Angreifer wie Rotmilan und Krähe verteidigen, wie Biologin Schieweling erzählt. Der vorletzte Termin am 13. Mai im Hürtgenwald dreht sich intensiv um die Waldvögel wie Waldlaubsänger oder Fichtenkreuzschnabel. Den Abschluss bildet ein Besuch der Drover Heide am 1. Juli., dieses Mal um 18.30 Uhr. Nachtigall, Ziegenmelker und Neuntöter, der seine Beute (Mäuse oder Heuschrecken) auf Dornen oder Brombeersträuchern aufspießt, stimmen zum Abendkonzert an.

Finanziell unterstützt wird der Vogelbestimmungskurs vom Verein zur Förderung des Naturschutzes im Kreis Düren e.V. Dieser Verein engagiert sich seit vielen Jahren aktiv im Naturschutz. Zu seinen Projekten zählen die Umweltbildung wie beispielsweise die Sommerferienspiele 2017 der Biologischen Station genauso wie die Förderung von lokalen Obstsorten. Spenden und neue Mitglieder sind jederzeit willkommen, wie Alexandra Schieweling sagt. Weitere Informationen zum Verein sowie zur Biologischen Station Düren finden Interessierte unter www.biostation-dueren.de. Für den Vogelbestimmungskurs gibt es noch freie Plätze. Wer teilnehmen möchte, meldet sich bis zum 15. März telefonisch unter 02427 – 949870 oder per Mail an. Die Teilnahmegebühr kostet 30,00 Euro; für Kinder, Studenten und Rentner ermäßigt 20,00 Euro.

Verlosung:
Die Biologische Station und EIFELON verlosen einen kostenfreien Teilnahmeplatz für den Vogelbestimmungskurs. Interessierte senden hierzu bis zum 15. März eine E-Mail an mit dem Stichwort „Vogelbestimmungskurs“. Allen Einsendern viel Glück.
11.3.2017NaturKreise, Kreis Düren0 Kommentare js

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