Nideggen: Wie soll es mit der Windradplanung in Nideggen weitergehen? Am kommenden Dienstag, dem 20. März, um 19 Uhr, tagt der Bauausschuss, das Ingenieurbüro PE-Becker aus Kall will die beiden möglichen Flächen vorstellen auf denen künftig Windräder errichtet werden könnten. Die beiden Zonen die nach Untersuchung des gesamten Stadtgebietes übrig geblieben sind, – Zone A und F – werden auch innerhalb des Rates kontrovers diskutiert.
In einem zweiten vorgelegten Beschlussvorschlag der Verwaltung soll der Rat im Anschluss „die 8. Änderung des Flächennutzungsplans der Stadt Nideggen zur Ausweisung von Windkonzentrationen“ beschließen. Das erscheint zumindest fragwürdig da in der gleichen Sitzung die Ausarbeitungen des Büro Becker vorgestellt wird. Somit bliebe keine Zeit sich vertiefend mit den Unterlagen zu befassen.
In einem eigenen Tagesordnungspunkt steht auch ein Gestattungsvertrag mit der Lausbusch-Planungsfirma REA GmbH auf der Tagesordnung. REA möchte die Nideggener Wirtschaftswege nutzen um die Windräder im Lausbusch zu errichten und sich eine eigene Zuwegung zu ersparen. Dafür bietet REA der Stadt Nideggen ein Nutzungs-Entgelt an.
Die Unterlagen zu den Konzentrationszonen.
Die Karte der Konzentrationszonen
Die vom planenden Ingenieurbüro PE-Becker vorgeschlagene Zone A liegt südlich neben der von Kreuzau projektierten Windkonzentrationszone „Lausbusch“ zwischen Thum und dem Nideggener Gewerbegebiet. Eine Ausweisung einer eigenen Nideggener Windradzone an dieser Stelle wäre allerdings kontraproduktiv, wenn die Stadt ihre Klage gegen Lausbusch fortsetzen will. Würde man doch mit einer eigenen Windradplanung an dieser Stelle die eigene Argumentation, dass die Kreuzauer Räder das historische Stadtbild zerstören, ad absurdum führen.
Das wäre zwar durchaus im Interesse des Dürener Projektierers der REA GmbH – sie plant die fünf Kreuzauer Räder auf dem Lausbusch. REA und die Kreuzauer Verwaltung hätte mit einer Zustimmung im Nideggener Rat zu einer Windkonzentrationszone A, gleich neben den beklagten Kreuzauer Windrädern, sicher ihre helle Freude. Ein besseres Argument könnten die Nideggener, gegen ihre eigene Klage, der Nachbargemeinde sicher nicht liefern. Besonders pikant: Der interessierte Baubewerber auf den Nidegger Windzonen ist ebenfalls die Firma REA aus Düren. Somit würde eine Zustimmung im Rat zu dieser Zone A gleichzeitig eine Schwächung der Klage gegen den Kreuzauer Windradriegel im Lausbusch vor den Toren der Stadt Nideggen, bedeuten.
Ähnlich komplex ist auch der zweite Vorschlag des Ingenieurbüros PE-Becker: Die sogenannte Zone F soll nach der Idee des Büros am Waldrand des Badewaldes im oberen Neffelbachtal entstehen. Zwischen den Gemeinden Berg, Wollersheim und Heimbach-Vlatten, am äußersten Rand des Nideggener Stadtgebietes. Das obere Neffelbachtal ist Wasserschutzzone für das Wasserwerk im Embken, Jagdrevier der Uhus aus dem Rurtal und der Rotmilane im Stufenländchen. Auch hier bestehen starke Bedenken des Denkmalschutzes zu den historischen Ortsbildern und auch des Naturschutzes. Wenn hier 200- Meter-Windanlagen entstehen würden, hätte sowohl Wollersheim, genau in der Hauptwindrichtung hinter den Rädern gelegen, wie auch die Nachbargemeinde Vlatten einen ständigen Geräuschpegel, wenn der Wind weht. Vlatten würde es besonders hart treffen, wäre die Gemeinde doch dann umzingelt von einer Windradzone im Norden und den bereits bestehenden Rädern im Süden. Deswegen hatte sich Heimbachs Bürgermeister Cremer bereits vor einem halben Jahr mit einem Brief an Amtskollege Schmunkamp gewandt um auf den problematischen Standort hinzuweisen.
Auch an diesem Standort F zieht im Hintergrund die Dürener Firma REA die Fäden, neben Vorverträgen mit Landwirten, hatte doch bereits vor eineinhalb Jahren REA eine Artenschutzprüfung für Vlatten und die Umgebung in Auftrag gegeben, (Eifelon berichtete) um eine weitere mögliche Windradplanung auf das Vlattener Gebiet zu prüfen. Auch hier gibt es also ein starkes Interesse den Landschaftsschutz des Stufenländchens auszuhebeln, um in dem dann „vorbelasteten“ Gebiet weitere Windradplanungen vornehmen zu können.
Gänzlich fragwürdig wird die Planung der zwei Zonen, durch das beteiligten Ingenieurbüro PE Becker. Die Firma Becker ist auch Teilhaber an dem Euskirchner Windanlagenprojektierer KEVER. Die ursprüngliche Planungsinitiative und Entwicklung für eine Untersuchung des Nideggener Stadtgebietes – auf möglichen Windkonzentrationszonen – war von der Firma REA veranlasst und bei der Firma Becker in Auftrag gegeben worden. Erst in einem zweiten Schritt hat die Stadt Nideggen dann den Auftrag zur Nideggener Flächenanalyse in die eigene Hände genommen, aber ebenfalls, der bereits ursprünglich von REA beauftragte Firma PE-Becker, den Auftrag erteilt.
Auch die Bürgerinitiative WIR (Windrad-Initiative-Rureifel) warnt vor einem Schnellschuss und gibt zu bedenken, dass die von der CDU-FDP Landesregierung angestrebten Änderungen des Landesentwicklungsplanes und des Windenergieerlasses noch nicht rechtskräftig sind. Somit herrscht Unsicherheit über die von der Landesregierung zugesagte Stärkung der kommunalen Planungshoheit, die weitere Ausgestaltung des LEP – für die Einschränkung der Windradplanung im Wald – und über die zukünftigen 1500 Meter Abstandszonen zur Wohnbebauung. In anderen Kommunen würde man daraus bereits Konsequenzen ziehen und die Windradpläne bis zu eine rechtssicheren Änderung vertagen, so die WIR.
Eine kommunale Planung zum jetzigen Zeitpunkt mache wenig Sinn, solange nicht zumindest die LEP Planung in einem verbindlichen Entwurf der Landesregierung vorliege, und damit klar würde, welche Rechte die Kommunen zukünftig bei der Bauleitplanung haben sollen und wie Landesregierung die Bürger vor den gesundheitlichen Auswirkungen der Windräder zukünftig schützen will.
Wenn die Stadt Nideggen – durch ihre eigene Windradplanung – eine Erweiterung ihrer Baugebiete in die einzig mögliche Richtung – nach Osten – beschränken würde, könne das auch nicht im Sinne der Stadtentwicklung sein.
Die BI WIR ruft die Nideggener auf, sich am Dienstag ab 18:15 Uhr vor der Bürgerbegegnungsstätte zu versammeln und anschließend, um 19 Uhr, an der Sitzung des Bauausschusses teilzunehmen.
- 30.06.2017: Verwirrung um Windrad-Planungsbeschluss
- 27.05.2017: Eklat im Bauausschuss: Braucht Nideggen mehr Windräder?
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