EIFELON weiterempfehlen

Wir informieren die Eifel

unabhängig. überparteilich. unbezahlbar.

neue Kommentare
0
Die päpstlichen Siegel sind im Bonner LandesMuseum zu sehen. [Foto: Jürgen Vogel]

Fund des Monats Dezember: Zwei Siegel von Papst Bonifatius VIII.

Eifel: Es war eine Sensation: Unabhängig voneinander entdeckten zwei, vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) lizensierte Sondengänger in diesem und vergangenem Jahr auf den Feldern rund um Mönchengladbach-Rheindahlen so genannte „Papstbullen“. Zwei Bleisiegel aus dem 13. Jahrhundert, die einem Dekret von Papst Bonifatius VIII. damals das „Echtheitszertifikat“ verliehen. Die geweihten Siegel lagen – nur wenige Kilometer voneinander entfernt – in heute noch landwirtschaftlich genutztem Gelände. Obwohl sie mittlerweile aussehen, wie von Ton gefertigt, wurden beide Siegel aus Blei geprägt. „Wenn man daran kratzt, kommt die weißliche Bleioxyd-Schicht zutage. Die Reste der Siegelschnüre oder -Bänder sind allerdings im Laufe der Jahrhunderte verrottet“, erläutert Dr. Marion Brüggler, LVR-Grabungsexpertin in Xanten. Als „Fund des Monats“ sind die nun kostenlos im Foyer des Bonner LandesMuseums zu sehen.

Diese gut erhaltene Bulle gibt Aufschluss über Papst Bonifatius. [Foto: Jürgen Vogel]

Beide Bullen zeigen auf der Vorderseite drei Zeilen mit dem Namen des damals amtierenden Papstes mit gekürztem Titel und Ordnungszahl. Bonifatius kam 1235 unter dem bürgerlichen Namen Benedetto Caetani zur Welt und verstarb im Jahr 1303.

Auf dem gut erhaltenen, Jahrhunderte alten Siegel ist die Inschrift BONI/FATIVS/PP VIII noch vollständig zu lesen. Bei der zweiten Papst-Bulle ist durch die andauernde Erosion jedoch nur noch „… NI /…IUS / VIII…“ zu erkennen. Diese Buchstaben-Fragmente lassen aber dieselbe Inschrift erahnen. Auf der jeweiligen Rückseite der Papstsiegel sind die Köpfe der Apostel Paulus und Petrus mit umgebender Gloriole (Heiligenschein) dargestellt. Über ihren Köpfen ist die übliche Inschrift erschließbar: „S(anctus) PA(ulus)/S(anctus)PE(trus)“.

Solche „Papstbullen“ sind seltene Funde. Umso interessanter ist es, dass nun zwei Exemplare desselben Papstes aus dem Umfeld von Rheindahlen stammen. Bonifatius VIII. ist ein historisch besonders interessanter „Kirchenfürst“, da er die bekannte Bulle „Unam Sanctam“ ein Jahr vor seinem Tod erließ. Diese war unmittelbar gegen den französischen König gerichtet und betonte den unbedingten Vorrang der geistlichen vor der weltlichen Macht: Denn es gebe – laut Lukas 22,38 – zwei Schwerter, von denen das geistliche von der Kirche, das weltliche für die Kirche gebraucht werde.

Mit dieser „Zwei-Schwerter-Theorie“ begründete das Papsttum seinen Anspruch auf unbegrenzte Gewalt über alle Kronen und Völker in der Welt. Politisch gesehen setzten sich die Ansprüche des Papsttums jedoch nie durch.

Wie die beiden päpstlichen Siegel auf den nordrhein-westfälischen Acker geraten sind, gibt viel Raum für Gedankenspiele und Spekulationen. Eigentlich durften solche Insignien nicht in fremde Hände gelangen. Neuere Untersuchungen aus Großbritannien erwägen jedoch, dass den kostbaren Insignien im ländlichen Raum möglicherweise eine Schutzfunktion oder auch Fruchtbarkeitssymbolik für eine gute Ernte zukamen und sie deshalb vielleicht von Klerikern gestiftet wurden. In der Hoffnung auf volle Kornkammern.

7.12.2018KulturEifel0 Kommentare bwp

Bisher 0 Kommentare
Kommentar schreiben

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Beitrag. Schreiben Sie den Ersten.

Einen neuen Kommentar schreiben

Um einen neuen Komentar zu schreiben, melden Sie sich bitte mit ihrem Benutzernamen und Passwort an. Wenn Sie noch keinen EIFELON-Account haben, können Sie sich kostenlos und unverbindlich registrieren.


  1. *Ihre eMail-Adresse wird nicht veröffentlicht
  2. Ein Passwort wird Ihnen an Ihre eMail-Adresse zugeschickt, Sie können es anschließend in Ihrem Benutzerberich leicht ändern.
  3. Den Button zur Registrierung finden Sie unter unserern folgenden Richtlinien:
Die Richtlinien für die Nutzung der EIFELON Diskussionsplattform
Die Benutzer bestätigen/akzeptieren mit ihrer Anmeldung unsere Richtlinien. Falls es im Nachhinein noch Änderungen an den Richtlinien gibt, werden die User beim nächsten Einloggen aufgefordert, die Richtlinien erneut zu bestätigen: Wir bieten Ihnen hier eine Plattform für sachliche und konstruktive Diskussionen. Um dies zu gewährleisten, behält sich die Redaktion vor, Kommentare nicht zu veröffentlichen, die einer sachlichen Diskussion nicht förderlich sind. Wir bitten Sie daher, durch die Einhaltung unserer Richtlinien zu einem freundlichen Gesprächsklima beizutragen.
1. Gegenseitiger Respekt
Bitte behandeln sie andere Nutzer so, wie Sie selbst behandelt werden möchten. Zeigen Sie Toleranz gegenüber anderen Meinungen und verzichten Sie auf persönliche Angriffe und Provokationen.
Selbstverständlich werden Kommentare, die ehrverletzend, beleidigend, rassistisch, pornografisch oder auf andere Weise strafbar sind, nicht freigeschaltet.
2. Wortwahl und Formulierung
Sachliche Argumentation ist die Basis für eine konstruktive Diskussionskultur. Nehmen Sie sich die Zeit, Ihren Kommentar vor dem Abschicken zu überprüfen. Habe ich den richtigen Ton getroffen? Könnten meine Formulierungen Missverständnisse hervorrufen?
3. Benutzernamen
Diese genannten Richtlinien gelten auch für die Verwendung von Benutzernamen.
4. Quellenangaben und Verlinkungen
Wenn Sie Zitate verwenden, verweisen Sie bitte auf die Quelle und erläutern Sie deren Bezug zum Thema.
5. Zeichenbegrenzung
Die Länge eines Kommentars ist auf 1000 Zeichen zu begrenzen, um eine Moderation in einem adäquaten Zeitrahmen zu gewährleisten. Mehrteilige Beiträge können daher leider nicht berücksichtigt werden.
Bitte sehen Sie davon ab, denselben oder einen sehr ähnlichen Kommentar mehrmals abzuschicken.
6. Werbung
Die Nutzung der Kommentarfunktion zu kommerziellen Zwecken ist nicht erlaubt. Inhalte gewerblichen oder werbenden Charakters werden nicht freigeschaltet. Gleiches gilt für politische Aufrufe aller Art.
7. Sonstige Hinweise
Es besteht kein Anspruch auf Veröffentlichung eines Kommentars. Beiträge, die sich als falsch oder unwahr herausstellen, können auch im Nachhinein noch gelöscht werden. Sollten Sie auf Beiträge stoßen, die gegen die Richtlinien verstoßen, machen Sie die Moderation bitte darauf aufmerksam. Schicken Sie einfach den Link des betreffenden Kommentars mit einer kurzen Erläuterung an redaktion@eifelon.de. Bei wiederholten oder besonders schweren Verstößen gegen diese Richtlinien behalten wir uns einen Ausschluss einzelner User vor.


zurück zur Startseite