EIFELON weiterempfehlen

Wir informieren die Eifel

unabhängig. überparteilich. unbezahlbar.

neue Kommentare
0
Oberflächenbelüfter sollen den Sauerstoffgehalt des Wassers steigern. [Foto: Jörg Schminke]

Tote Wasser sind tief: Beatmungsmaßnahmen für die Rur

Heimbach: So eine andauernde „Hitzewelle“ wie in diesem Jahr gab es bereits im Sommer 2003. Seitdem wird im Talsperrenverbund eigentlich kontinuierlich der Sauerstoffgehalt der Gewässer gemessen. Im August 2018 hatten Messungen noch einen ausreichenden Sauerstoffgehalt ergeben. Mitte September fiel jedoch auf, dass in der Urfttalsperre des Wasserverbands Eifel-Rur (WVER) ab einer Wassertiefe von zehn Metern bis hinab zum Grund praktisch kein gelöster Sauerstoff mehr im Wasser nachzuweisen war. Dieses Phänomen gab es zum ersten Mal seit Beginn der Messungen. Ursache für die Sauerstoffarmut war die seit April nahezu ununterbrochen starke Sonneneinstrahlung. Das führte – zusammen mit den hohen Temperaturen – zu erhöhten biologischen Zersetzungsprozessen. Dadurch wurde der im Wasser gelöste Sauerstoff in der Tiefe der Talsperre verbraucht.

Normalerweise wird das Tiefenwasser der Urft-Talsperre über den Kermeterstollen und das Jugendstilkraftwerk in Hasenfeld in das Staubecken Heimbach geleitet. Vermengt mit Wasser aus der Rurtalsperre wird dann aus dem Staubecken der Unterlauf der Rur gespeist. Da am Tosbecken der Rurtalsperre jedoch zurzeit Arbeiten zur Stabilisierung der Tosbeckenschwelle (EIFELON berichtete) durchgeführt werden, wird die Rur momentan nur mit dem nahezu sauerstofffreien Wasser der Urfttalsperre beschickt. Zudem ist wegen der genannten Arbeiten auch das Staubecken Heimbach selbst stark abgesenkt. Dadurch sind für die Fischpopulationen äußerst kritische Überlebens-Bedingungen entstanden.

Der Wasserverband Eifel-Rur hat mittlerweile Maßnahmen ergriffen, um den Sauerstoffgehalt im Wasser des Heimbacher Staubeckens wieder zu erhöhen, da eine kurzfristige Verbesserung des Zustands in der Urfttalsperre nicht zu erwarten ist. So wurden unmittelbar verfügbare „Oberflächenbelüfter“ installiert. Diese Geräte saugen das Wasser von unten an und drücken es – wie ein kleiner Springbrunnen – nach oben. Zusätzlich wurden zwei Pumpen installiert, die das Wasser aufwirbeln, wodurch das kühle Nass ebenfalls mit Luft angereichert wird.

Wendelbelüfter quirlen zusätzlichen Sauerstoff ins Wasser. [Foto: Jörg Schminke]

Am Auslauf des Kraftwerks und an einer Steganlage wurden außerdem so genannte „Wendelbelüfter“ montiert. Wie ein überdimensionaler Quirl wirbeln diese schwimmenden Rührwerke die Luft ins Wasser. Normalerweise werden solche Belüfter in Kläranlagen eingesetzt, um eine Verbesserung des Lufteintrags in Belebungsbecken zu erzielen. Eine zusätzliche „Beatmungsmaßnahme“ wurde dadurch erreicht, dass das Wasser aus dem Staubecken nun über die abgesenkten Wehrklappen strömt und damit in den Unterlauf der Rur stürzt. Auch so kann eine Luftanreicherung gewährleistet werden.

Die vom WVER getroffenen Not-Maßnahmen zur Steigerung des Sauerstoffgehalts im Heimbacher Staubecken bewirken, dass der Sauerstoffanteil – um die Lüfter – mittlerweile wieder ansteigt. Aber auch unterhalb des Beckens – in der Rur – herrscht noch Luftmangel. Erst ab Höhe der Kläranlage Heimbach nähern sich die Sauerstoffwerte der Rur mittlerweile wieder dem Normmaß.

Der WVER will durch regelmäßige detaillierte Messungen die Situation weiter beobachten. Nach dem kurzfristig bevorstehenden Abschluss der Arbeiten am Tosbecken der Rurtalsperre wird zudem wieder sauerstoffreiches Wasser aus dieser Talsperre in das Staubecken Heimbach und damit in den Unterlauf der Rur eingeleitet. Die Rur speist sich dann jeweils zur Hälfte aus Wasser beider Talsperren. Ab diesem Zeitpunkt wird die Sauerstoffversorgung des Wassers hoffentlich wieder ausgeglichen sein. Jedoch kam für viele große und mittlere Forellen jede Hilfe zu spät und sie verendeten bereits im Staubecken durch das, vom Urftsee eingeleitete „tote Wasser“.

Um überleben zu können, benötigen die Forellen im Heimbacher Staubecken durchschnittlich vier Milligramm Sauerstoff pro Liter Wasser. Mitte September waren die Werte im Heimbacher Staubecken unter 1,5 Milligramm gesunken. Bei einer Sauerstoffversorgung unter vier Milligramm pro Liter beginnt bei den Fischen die so genannte „Not“- oder „Schnappatmung“.
28.9.2018NaturHeimbach0 Kommentare redaktion

Bisher 0 Kommentare
Kommentar schreiben

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Beitrag. Schreiben Sie den Ersten.

Einen neuen Kommentar schreiben

Um einen neuen Komentar zu schreiben, melden Sie sich bitte mit ihrem Benutzernamen und Passwort an. Wenn Sie noch keinen EIFELON-Account haben, können Sie sich kostenlos und unverbindlich registrieren.


  1. *Ihre eMail-Adresse wird nicht veröffentlicht
  2. Ein Passwort wird Ihnen an Ihre eMail-Adresse zugeschickt, Sie können es anschließend in Ihrem Benutzerberich leicht ändern.
  3. Den Button zur Registrierung finden Sie unter unserern folgenden Richtlinien:
Die Richtlinien für die Nutzung der EIFELON Diskussionsplattform
Die Benutzer bestätigen/akzeptieren mit ihrer Anmeldung unsere Richtlinien. Falls es im Nachhinein noch Änderungen an den Richtlinien gibt, werden die User beim nächsten Einloggen aufgefordert, die Richtlinien erneut zu bestätigen: Wir bieten Ihnen hier eine Plattform für sachliche und konstruktive Diskussionen. Um dies zu gewährleisten, behält sich die Redaktion vor, Kommentare nicht zu veröffentlichen, die einer sachlichen Diskussion nicht förderlich sind. Wir bitten Sie daher, durch die Einhaltung unserer Richtlinien zu einem freundlichen Gesprächsklima beizutragen.
1. Gegenseitiger Respekt
Bitte behandeln sie andere Nutzer so, wie Sie selbst behandelt werden möchten. Zeigen Sie Toleranz gegenüber anderen Meinungen und verzichten Sie auf persönliche Angriffe und Provokationen.
Selbstverständlich werden Kommentare, die ehrverletzend, beleidigend, rassistisch, pornografisch oder auf andere Weise strafbar sind, nicht freigeschaltet.
2. Wortwahl und Formulierung
Sachliche Argumentation ist die Basis für eine konstruktive Diskussionskultur. Nehmen Sie sich die Zeit, Ihren Kommentar vor dem Abschicken zu überprüfen. Habe ich den richtigen Ton getroffen? Könnten meine Formulierungen Missverständnisse hervorrufen?
3. Benutzernamen
Diese genannten Richtlinien gelten auch für die Verwendung von Benutzernamen.
4. Quellenangaben und Verlinkungen
Wenn Sie Zitate verwenden, verweisen Sie bitte auf die Quelle und erläutern Sie deren Bezug zum Thema.
5. Zeichenbegrenzung
Die Länge eines Kommentars ist auf 1000 Zeichen zu begrenzen, um eine Moderation in einem adäquaten Zeitrahmen zu gewährleisten. Mehrteilige Beiträge können daher leider nicht berücksichtigt werden.
Bitte sehen Sie davon ab, denselben oder einen sehr ähnlichen Kommentar mehrmals abzuschicken.
6. Werbung
Die Nutzung der Kommentarfunktion zu kommerziellen Zwecken ist nicht erlaubt. Inhalte gewerblichen oder werbenden Charakters werden nicht freigeschaltet. Gleiches gilt für politische Aufrufe aller Art.
7. Sonstige Hinweise
Es besteht kein Anspruch auf Veröffentlichung eines Kommentars. Beiträge, die sich als falsch oder unwahr herausstellen, können auch im Nachhinein noch gelöscht werden. Sollten Sie auf Beiträge stoßen, die gegen die Richtlinien verstoßen, machen Sie die Moderation bitte darauf aufmerksam. Schicken Sie einfach den Link des betreffenden Kommentars mit einer kurzen Erläuterung an redaktion@eifelon.de. Bei wiederholten oder besonders schweren Verstößen gegen diese Richtlinien behalten wir uns einen Ausschluss einzelner User vor.


zurück zur Startseite