Mechernich, Kommern: Feierte das LVR-Freilichtmuseum Kommern vergangenes Jahr sein 60-jähriges Bestehen, steht in diesem Jahr ein Silberjubiläum an: Bereits zum 25. Mal findet der „Jahrmarkt anno dazumal“ statt. „Hereinspaziert! Hereinspaziert!“ heißt es vom 15. bis 28. April. Dann wetteifern rund 90 historische Fahrgeschäfte, Vergnügungsbuden und nostalgische Marktstände um die werte Gunst des wohlfeilen Publikums. „Wer alle Vorstellungen besuchen möchte, sollte mindestens vier Stunden Zeit einplanen“, weiß Museumsleiter Dr. Josef Mangold aus Erfahrung.
Zunächst ging es im Pressegespräch um Zahlen, Daten und Fakten. „Viele versuchen, uns zu kopieren, aber das gelingt nicht“, meint Pressesprecher Daniel Manner mit verschmitztem Lächeln, denn „wir zeigen, wie’s früher wirklich war.“ Zu Beginn der Hauptsaison des Freilichtmuseums zauberten die Organisatoren eine erfreuliche Bilanz aus dem Hut: Schaut man auf den Besuchertrend der vergangenen Jahre, lässt sich die positive Grundstimmung gut nachvollziehen. Nach einer Stagnation hat sich das Publikumsinteresse an NRWs größtem Freilichtmuseum deutlich gesteigert. Bereits im vierten Jahr kann das Museum wachsende Besucherzahlen verbuchen. Vergangenes Jahr lösten 247.065 Interessenten ein Ticket für den anschaulich gestalteten Ausflug in die Vergangenheit. Allein 60.000 Menschen ließen sich vom historischen Jahrmarkt anlocken: „Unser Einzugsgebiet deckt einen Radius von etwa 150 Kilometern ab.“
Der anschließende Presse-Rundgang auf dem Kirmesgelände hat den morbiden Charme eines Venedig-Besuches. Bei filigranem Nebel und Nieselregen bauen viele Schausteller gerade ihre Fahrgeschäfte auf. Eine innige Umarmung hier, ein kollegiales Wort dort. Schließlich kennt man sich seit Jahrzehnten. In den Osterferien gibt es Altbewährtes, aber auch Neuentdecktes zu bestaunen – so beispielsweise den Pressluftflieger „Hurricane“ aus den 1960er Jahren. „Viele werden sich noch an das zischende Geräusch erinnern, wenn das Gefährt in die Höhe katapultiert wurde“, ruft Mangold längst vergessene Kindheitserlebnisse in die Erinnerung zurück. „Damals hatte jedes Cockpit einen eigenen Steuerknüppel, mit dem man den Höhenflug begrenzen konnte.“ Mit dieser technischen Revolution begann der „Thrill“ – das Höher, Weiter, Schneller der Fahrgeschäfte.Nur noch wenige Tage, dann pulsiert in Kommern der bizarre Reiz des Kirmes-Lebens. Dann zaubern Handschattenspieler vergängliche Figuren auf die weiße Leinwand… zeigt Leonid Beljakov seine kurios-amüsante Hundeschau… verbiegt „Eisen-Hans“ alles, was ihm in die Quere kommt und schaut „der größte Mann der Welt“ von seinen hölzernen Stelzen aus drei Metern Höhe auf das faszinierende Treiben hinab. Für kleine und große Besucher gibt es zudem Puppentheater: Mal kindgerecht von der Wanderbühne SternKundt. „Dat verkaufte Jehösch“ („Das verkaufte Gehöft“) heißt das eigens geschriebene, bodenständige Spektakel vom Kölner Hänneschen Theater, das zur Kirmes erstmals in Kommern gastiert. (EIFELON berichtete)
Poetisch, schräg und manchmal schrill ist das Jubiläumsprogramm zusammengestellt.
Kettenkarussell und „Schwanenflieger“ wecken Erinnerungen und natürlich gibt es wieder die „Raupenbahn“, in der damals wild geknutscht wurde, sobald sich ratternd das Verdeck schloss. „Wir bieten Besonderheiten, die es nur hier gibt“, fasst der Museumsleiter das nostalgische Angebot zusammen.
In dem Kirmes-Kuriositäten-Kabinett darf natürlich der „Gruselfaktor“ nicht fehlen: „Heute Hinrichtung“ heißt es an einer Schaubude. Für intensive Diskussionen wird vermutlich auch „Das fidele Negerwerfen“ sorgen. „Wir zeigen hier seit einem Vierteljahrhundert eine Zeitreise durch die Entwicklungen der Schaustellungen“, führte Mangold in dieses heikle Thema ein. „Wir sind ein Museum, deshalb wollen und müssen wir auch solche Themen aufgreifen. Die hier aufgebaute Schaubude wird nicht betrieben. Sie soll ein Mahnmal sein.“
Mit Charme und Grandezza öffnet Gilbert – der „ehrliche Scharlatan“, wie er sich selber nennt – beim Rummelplatz-Rundgang sein eigenes, prall gefülltes Universum: In einem bunt bemalten Zirkuswagen zieht der gebürtige Belgier seit über fünf Jahrzehnten um die Welt. Im Gepäck eine Fülle an Fantasie und sein unsichtbarer Floh „Fifine“. Gertenschlank, flink und pfiffig präsentiert der (Lebens-)Künstler seine Welt.Ein Pressefoto? Kein Problem. Mit gewandtem Handgriff schält er ein schillernd rotes Jackett vom Bügel… eine kokette Geste… ein Augenzwinkern. „Welcher Hut soll’s sein?“. Blitzschnell zaubert er verschiedene Modelle hervor, während wir Journalisten staunend die Reminiszenzen aus der Vergangenheit bewundern. Vergoldete Türgriffe, vergilbte Fotos mit Größen aus dem zirzensischen und medialen Unterhaltungsgenre. Seit 30 Jahren lebt Gilbert in diesem Zirkuswagen mit den leuchtend roten Türen. Mehr als eine Million Kilometer ist er um die Welt gereist. Ein Gaukler, der schon mit einem leichten Fingerschnipp das Publikum faszinieren kann…
Vom 15. bis 28. April bietet der Jubiläums-Jahrmarkt Einblicke in die Geschichte des Volksvergnügens mit all seinen Facetten. Das bunte Treiben findet jeweils von 10.00 bis 19.00 Uhr statt. Karfreitag ist das Museum zwar geöffnet, der Kirmesbetrieb ruht aber.
Wer kostenlos über den nostalgischen Jahrmarkt flanieren möchte, sollte bis zum 15. April eine Mail mit dem Stichwort „Anno dazumal“ an schicken. Unter allen Einsendern verlosen wir 10 x 2 Eintrittskarten. Bitte vergessen Sie nicht, Ihre Postadresse anzugeben, damit wir Ihnen Ihre Tickets umgehend zusenden können. Viel Glück wünscht Ihnen Ihr EIFELON-Team.
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