Eifel: Die Sonne bringt es an den Tag. Nach dem Winter wird es langsam Zeit für den alljährlichen Frühjahrsputz. Auch die Saisonangebote der Supermärkte drängen ihre Kunden zum Putzeimer. Ehrlich gesagt, mein kritischer Blick auf unsere Fenster signalisiert eindeutig: Es ist mal wieder soweit. Dabei kann ich mir wirklich Angenehmeres vorstellen, als mit Putzeimer, Feudel und Fensterreiniger durchs Haus zu wienern…
In einem Familienhaushalt ist Frühjahrsputz ja relativ überschaubar, aber wie bewältigen das eigentlich kleine und große Museen? Beispielsweise das Freilichtmuseum Kommern? Diese Frage fand ich so spannend, dass ich meine Putzmittel erst einmal links liegen ließ und zum Telefonhörer griff.
Daniel Manner, Veranstaltungsleiter und Pressesprecher des 100 Hektar großen Museums mit insgesamt 75 Bauten, lacht, als ich ihm die Frage stelle, wie sie denn mit Staub und Spinnweben umgehen. „Wir haben damit keine Probleme“, meint er, schließlich seien Spinnen vorsichtige, kluge Tiere. Bei dem Gästeandrang – immerhin konnte Kommern 2019 die 225.000-Marke knacken – würden sich die Achtbeiner freiwillig ins erste Stockwerk zurückziehen, das für Besucher meist nicht zugänglich ist. Und in jenen historischen Häusern, in denen Bastel-, Bau- oder Backprogramme angeboten werden, würden die vielen Kollegen aus dem Besucherservice regelmäßig für Ordnung sorgen. Kathrin Koutrakos vom Trierer Stadtmuseum Simeonstift bereiten zu dieser Jahreszeit eher die „Matsch-Spuren“ der Besucher ein Problem. „Stellen Sie sich vor, drei Schulklassen wollen gleichzeitig unsere Ausstellungen besuchen. Wohin dann mit all den Jacken, Rucksäcken und nassen Regenschirmen? Das ist eine logistische Herausforderung.“ Für solchen Besucheransturm wurden eigene Rollcontainer angeschafft, in denen die feuchte Garderobe je nach Besuchergruppe gesammelt und aufbewahrt wird. „Im Optimalfall sieht man nicht, was sich hinter den Kulissen abspielt“, lobt sie das hausinterne Management. Fürs Reinigen wurde ein Vertrag mit einer Firma geschlossen, deren Personal von Ausstellung zu Ausstellung neu gebrieft und geschult wird. Denn jedes Reinigungsteam muss genau wissen, ob diese eine kleine Getränkedose am Boden zu einer modernen, raumgreifenden Installation gehört, oder ob einer der Besucher sie dort klammheimlich entsorgt hat. Schließlich soll nicht das passieren, was einst mit Beuys‘ Badewanne geschah, als Putzwütige das auf damals circa 80.000 Mark geschätzte Kunstwerk blitzeblank schrubbten. Wann ein „Reinemachen“ im Nideggener Burgenmuseum wieder fällig wird, erweist sich bei den regelmäßigen Rundgängen durch den Bergfried. Wenn der Wind stärker bläst, wirbeln die Boen feinen Sandsteinstaub durch die Fugen und Ritzen des mittelalterlichen Gemäuers. Deshalb werden die Wände vorsorglich abgesaugt. Viele der Exponate sind in Glasvitrinen untergebracht, sodass dort die Fingertapser der staunenden Besucher weggewischt werden müssen.Einmal im Quartal steht dann eine Generalsäuberung an. Das ist ein aufwändiges Verfahren, denn die historischen Rüstungen, Kettenhemden oder Textilien benötigen eine sorgfältige Spezialbehandlung. Damit die zahlreichen Elemente der Rüstungen über Jahrzehnte ansehnlich bleiben und nicht zum Outfit von „Ritter Rost“ werden, müssen sie mit Spezialhandschuhen gereinigt und anschließend mit einem Wolltuch abpoliert werden. „Dieses Verfahren wurde uns von einer Völkerkundlerin genau erklärt“, erläutert Museumsleiterin Luzia Schlösser. Die kostbaren Gewandungen hingegen werden mit unterschiedlich feinen Bürsten vorsichtig entstaubt, um das alte Gewebe nicht zu zerstören.
Da das Bonner LandesMuseum von einer großen Glasfassade umgeben ist, fallen hier doppelte Reinigungsarbeiten an: Drinnen und draußen. „Einmal im Jahr rückt ein Kranwagen an, von dem aus die gläserne Fassade gesäubert wird“, erzählt Stephanie Müller im EIFELON-Gespräch. „Gott sei Dank sind viele der Objekte in Vitrinen“, schildert sie den Museums-Hausputz. Um Staub und Schlieren zu beseitigen, werden die Ausstellungsschränke erst von außen und dann innen gereinigt. Dafür werden die kostbaren, teils Jahrtausende alten Exponate von Restauratoren und Kuratoren vorsichtig entnommen und später in die gesäuberten Vitrinen zurückgelegt. Und um den Straßenstaub im Vorfeld einzugrenzen, habe man eine Schmutzfangmatte vor dem Eingang.Nach den vielen interessanten Telefonaten bin ich überzeugt, beherzt ans Fensterputzen heranzugehen. Aber eins ist mir im Voraus klar: Immer wenn ich damit fertig bin, regnet es garantiert am folgenden Tag. Vielleicht warte ich doch noch ein bisschen. Schließlich möchte ich Ihnen ja nicht das Wochenendwetter verderben.
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