Eifel: Ob sechs Uhr morgens… oder sechs Uhr abends… In Sachen Kunst ist Herb Schiffer immer auf den Beinen. Mal steht er bereits bei Sonnenaufgang vor der Staffelei. Ein anderes Mal erklärt er interessierten Ausstellungsbesuchern bis Sonnenuntergang die Bilder seiner „piccola retrospettiva“: Eine kleine Rückschau auf sein lebenslanges, kreatives Schaffen. Zum 80. Geburtstag des Künstlers sind auf Schloss Burgau faszinierende, farbenfrohe und manchmal rätselhafte Bilder zu sehen. „Er ist in der eigenen Heimat verwurzelt und trotzdem in der Welt zuhause“, würdigte Dürens Bürgermeister Paul Larue zur Ausstellungseröffnung.
Herb Schiffer hat die Welt mit allen Sinnen erlebt und ausgekostet – ob Eifel, Italien oder Südamerika, Zirkus oder Kunsthochschule. Deshalb ist er in den vergangenen Jahrzehnten immer mal wieder angeeckt. Schon während der Schulzeit war er als „enfant terrible“ verschrien, formulierte Landrat Wolfgang Spelthahn in seiner Laudatio: Der „Start einer herausragenden Karriere.“ Seitdem geht Herb Schiffer unbeirrt seinen Weg als Künstler und ist sich dabei immer treu geblieben. Das Kaleidoskop seiner Vielfalt ist in den ausgestellten Bildern abzulesen. Versuchung und Verzweiflung, Traumwelt und Tristesse – all das spiegelt sich in seinen Werken. Wie passt das zusammen?
Zur Ausstellungseröffnung – einen Tag nach seinem 80. Geburtstag – drängten sich die Gratulanten auf Schloss Burgau. „Ich habe mich über all die vielen Eröffnungsgäste gefreut“, sagt Herb Schiffer im Nachhinein dankbar. Staunend lauschte er den Reden von Bürgermeister Larue, Landrat Wolfgang Spelthahn und Kunsthistoriker Frank Günter Zehnder. So, als würde er im selben Moment all die entscheidenden Phasen seines Lebens noch einmal durchleben. Strahlend nahm er anschließend die persönlichen Glückwünsche der Gäste entgegen. Noch nie im Leben habe er so viele Umarmungen an einem einzigen Tag erlebt, meint der Kunstpreisträger des Kreises Düren rückblickend mit dem, ihm stets eigenen hintergründigen Humor.
Für die Jubiläumsausstellung, die noch bis zum 16. Oktober auf Schloss Burgau zu sehen ist, wurden zahlreiche Werke als Leihgaben von Freunden und Sammlern zusammengetragen. „Das ist keine Verkaufsausstellung“, betont er, obwohl er seit Eröffnung der Retrospektive bereits viele Anfragen bekommen habe. „Einige der Besucher stehen selber an der Staffelei und wollen Privatunterricht bei mir nehmen“, erzählt er. Doch der Meister der Malerei lehnt ab. „Die Kurse in der Internationalen Kunstakademie Heimbach gebe ich weiterhin“, bekräftigt er, „doch die restliche Zeit brauche ich für mich.“ Denn auch mit 80 Jahren sprudeln die Ideen unermüdlich aus ihm heraus. „Momentan bin ich aber sauer auf mich“, räumt Herb Schiffer ein. Er hat die konkrete Idee eines neuen Bildes im Kopf, aber diese Idee will sich partout noch nicht auf Leinwand bändigen lassen. Zeit seines Lebens ein „zähes Ringen“, wie er umschreibt. Es ist ein Suchen, ein Versuchen, ein Finden.
„Herb Schiffer stellt sich in seinem gesamten bisherigen Oeuvre sowohl der Vergangenheit als auch seiner Zeit, aber in seiner ganz persönlichen Sichtweise“, führte Frank Günter Zehnder in Schiffers Werk ein. Und so sind in der „piccola retrospettiva“ Werke zu sehen, die bis heute nichts von ihrer eindringlichen Botschaft verloren haben. So wie das Bild „Der letzte Fang“ (1991), der den Tankeruntergang vor Genua in Erinnerung ruft – mit all seinen zerstörerischen Umweltkonsequenzen. Daneben hängen Traumbilder, die mit Sagenfiguren und Mythen spielen. Und überall findet sich ein graziler Vogel – für ihn Symbol der (Gedanken-)Freiheit.
Schiffers Schaffensdrang ist weiterhin ungebrochen. „Nein“, meint der Künstler schmunzelnd, um neue Bilder zu komponieren brauche er keine Modelle mehr. Er schöpft aus der faszinierenden Vielfalt seiner Lebenserfahrung. Der markante Mozart-Zopf von Herb Schiffer fiel zwar vor einigen Wochen der Schere zum Opfer. Doch eins ist auch mit 80 Jahren geblieben: Der pfiffige Schalk in seinen Augen.
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