Eifel: Tapfer und klug haben viele Eifeler 2012 und 2013 etliche Monate lang gegen die Umwandlung des Rursees in ein Pumpspeicherwerk gekämpft. Jetzt wird vermutet, dass der Kampf doch noch nicht gewonnen ist. Die Bürgerinnen und Bürger erkennen dafür tatsächlich Anzeichen.
Zur Erinnerung: Eine gewaltige Wanne, groß wie ein kleines Braunkohlentagebau-Loch sollte zwischen Strauch und Schmidt ausgehoben und aufgeschüttet werden. Dort hinein sollte Wasser des Rursees gepumpt werden. Und bei Energiebedarf sollte das Wasser von oben über Turbinen wieder in das Becken des Rursees stürzen. Bei diesem Prozess sollte dann der Spiegel des Sees immer um anderthalb oder zwei Meter steigen und fallen, steigen und fallen, steigen und fallen. Landes- und Bundespolitiker – allen voran die Grünen – fanden das ganz wunderbar, die Anwohner und viele Lokalpolitiker am Rursee nicht, wirklich nicht. Mehr als eine Milliarde Euro sollte es kosten, den Rursee in ein Pumpspeicherwerk umzuwandeln. (Der Großflughafen Berlin/Brandenburg lässt grüßen.)
Die Bürgerinnen und Bürger konnten sich durchsetzen, die Pläne – so hieß es – wurden aufgegeben. Wirklich? Tatsache ist, dass im vorigen Jahr die Rot-Grüne-Landesregierung in Düsseldorf plötzlich mit der Idee um die Ecke kam, es könnte doch mal ein neuer Landesentwicklungsplan (LEP) aufgestellt werden. Das heißt: Man macht sich in Düsseldorf Gedanken, wie die gesamte flüssige, flache und bergige Fläche im schönen NRW besser und anders genutzt werden kann.
Ein Landesentwicklungsplan (LEP). Das ist ein dickes Buch, das genau festlegt, wo man Flughäfen, Wald, Siedlungen, Überschwemmungsgebiete, Industriegebiete, Talsperren und andere Großanlagen mehr anlegt. Es sind Richtlinien für Regionen und Gemeinden, es sind „raumordnerische Maßnahmen“, wie die Fachleute sagen. Und in dem Vorentwurf für diesen Landesentwicklungsplan steht:
7.4-5 Grundsatz Talsperrenstandorte zur Energieerzeugung und -speicherung
Bestehende oder geplante Talsperren sollen nach Möglichkeit in Regionalplänen und Flächennutzungsplänen zugleich als Standorte für die Erzeugung und Speicherung von Energie gesichert werden. (Das Originalzitat aus dem LEP-Entwurf mit der dazugehörigen Nummer)
Sollen alle NRW-Talsperren als Pumpspeicherkraftwerke infrage kommen? Alle?
Spannend für mich als Sachkundige Bürgerin des Landschaftsverband Rheinland ist es zudem, dass das Rurtal mit den historischen Städten Heimbach und Nideggen nicht in die Liste der 29. “landesbedeutsamen Kulturlandschaftsbereiche” in den LEP-NRW aufgenommen worden ist.
Für diese Liste im LEP zeichnet der Landschaftsverband (LVR) verantwortlich. (Der LVR leistet eine Art Zuarbeit zum LEP-Entwurf)
Die Liste findet man ab Seite 153 im LEP (s. unten). Da wurde im Bereich der Nordeifel ein wenig geschludert. Das Ruhrtal mit „H” hat es immerhin geschafft.
Im Moment prüft die Staatskanzlei die Einwendungen von Umweltorganisationen, Industrie- und Handelskammern usw., kurz: von Vereinen, Verbänden, Bürgerinnen und Bürgern gegen den neuen LEP. Und die Staatskanzlei überlegt, wie viel von den Einwendungen sie gelten lassen will/muss.
Der ganze Landesentwicklungsplan-Entwurf wird von Kritikern nicht nur am Rursee als “heftig grün-lastig“ bezeichnet. Gleichzeitig soll er angeblich die Bedürfnisse der ländlichen Regionen ignorieren.
Motto (etwas übertrieben): Alle Menschen in die Städte und in der Landschaft nur noch “Freiraum” mit Windrädern.
- 11.05.2018: Der LEP-Entwurf 2018 in der Bürger-Beteiligung
- 06.01.2017: Neuer LEP NRW verabschiedet: Eine wirtschaftliche und ökologische Bankrotterklärung?
- 04.12.2015: Kreis Euskirchen: Heftige Kritik am zweiten LEP-Entwurf
- 18.09.2015: Stochern im Nebel: Der 2. Entwurf zum LEP geht in die Begutachtung
- 06.03.2015: LEP-Entwurf wird überarbeitet
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