Eifel: Der wissenschaftliche Beirat des Nationalparks Eifel schlägt Alarm. In den Gemeinden rund um den Nationalpark wachsen die Windkraftriesen wie Spargel aus dem Boden. Diese Entwicklung und der Bau von 200-Meter-Anlagen auf vielen Standorten der Nationalparkkommunen rund um das Naturschutzgebiet gefährden die Flugkorridore der Großvögel. Darüber hinaus wird eine negative Auswirkung auf den Landschaftsschutz, insbesondere des Landschaftsbildes der Region, die zu einem beträchtlichen Teil von einem naturnahen Tourismus lebt, befürchtet.
In ihrer Stellungnahme fordern die Ökologen des Nationalparkbeirats die Entwicklung eines eigenen „Windkraftanlagen-Plans“ unter Einbeziehung aller bisher vorhandenen Windanlagen. Sie fordern weiter die räumliche Begrenzung und Zusammenlegung der Windkonzentrationszonen aller Nationalpark-Kommunen in wenigen Teilgebieten. Das Papier spricht von maximal zwei bis drei Konzentrations-Gebieten im Umfeld des Nationalparks.
In einer weiteren Forderung ist von einem zukünftigen Mitspracherecht bei der Genehmigung weiterer Windkraftanlagen in der Nationalparkregion durch den Nationalpark die Rede: „Keine weitere Genehmigung von WKA ohne Berücksichtigung der spezifischen Schutzziele des Nationalparks Eifel, insbesondere seiner Bedeutung für Großvogelarten und seltene Fledermausarten sowie aus Landschaftsschutzgründen. Der nachhaltige Schutz ist nur gewährleistet, wenn negative Auswirkungen der Windkraftanlagen im gesamten Aktionsraum dieser Arten, also auch in der Umgebung des Nationalparks, ausgeschlossen werden können.“
Darüber hinaus wird eine ausreichend große, windanlagenfreie Pufferzone rund um den Nationalpark gefordert, in der auch in Zukunft keine Windräder mehr aufgestellt werden sollen. Vorhandene Windräder in dieser Zone sollen nach und nach zurückgebaut werden.
Als Beispiel für die existenzielle Gefährdung von Großvogelarten durch die im Umfeld des Nationalparks vorhandenen und neu geplanten, zukünftigen Windanlagen führen die Wissenschaftler den Schwarzstorch an.
Seine Futterplätze liegen außerhalb des Nationalparks in den Bachtälern des Monschauer Landes. Die geplante Ausweisung neuer Windparks im Höfener Wald würde den letzten, noch offenen Flugkorridor des Schwarzstorches zu seinem Nahrungshabitat schließen und damit die Lebensgrundlage der Population im Nationalpark in Frage stellen: „Die von dem geplanten Windpark betroffenen Gebiete sind von großer Bedeutung für den Erhalt verschiedener Vogel- und Fledermausarten. In den Standarddatenbögen des FFH-Gebiets Perlenbach-Fuhrtsbachtal (DE-5403-301) sind beispielsweise Rotmilan, Schwarzstorch, Großes Mausohr, Großer Abendsegler und die Kleine Bartfledermaus aufgeführt, die auch im Nationalpark vorkommen.“ Auch diese Arten würden durch die zunehmenden „Mauern“ der 200 Meter hohen Windräder rund um den Nationalpark in ihrer Existenz gefährdet.
Ebenfalls kritisch zu den Monschauer Plänen hatte sich die Forstdirektion Malmedy-Büllingen geäußert. Auch sie fürchtet um ihre Schwarzstorch-Population auf dem angrenzenden belgischen Territorium.
Die Stadt Monschau hat nun aus diesen Warnungen die Konsequenz gezogen: Die ursprünglich im Höfener Wald geplanten acht Windanlagen sollen um drei Anlagen reduziert werden, um für die Großvögel den Zugang zu den Bachtälern weiterhin zu ermöglichen. Ob diese Maßnahme ausreichend ist, soll eine neuerliche Fachkonferenz – ein so genannter „Scoping Termin“ – am kommenden Montag und eine erneute Offenlegung der – nun reduzierten – Windkraftzone im Höfener Wald feststellen.
Bedauerlicherweise findet man die gesamte Stellungnahme des wissenschaftlichen Beirats des Nationalpark Eifel zu den Windrädern nicht auf der Nationalpark-Web-Seite. EIFELON hat das Positionspapier für interessierte Leser ins Netz gestellt.
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