Umland: Ein neuer Naturschutzverband in Deutschland? „Ja, unbedingt“ sagen die hochkarätigen Gründer der Naturschutzinitiative e.V. „Ein Neuanfang im Naturschutz ist in Deutschland überfällig! Allzu weit haben sich die etablierten einflussreichen Naturschutzverbände von der Kernaufgabe entfernt, die Tiere, Pflanzen und ihre Lebensräume zu schützen. Sie opfern die Reste noch vorhandener Natur ihren ebenso fiktiven, wie vergeblichen Zielen, das Weltklima zu retten. Dafür nehmen sie eine noch größere Naturvernichtung billigend in Kauf, […] Landschaften voller Windräder, Mais bis zum Horizont und Energiewälder sind kein Ziel für den Naturschutz, sondern dessen Bankrotterklärung. Wenn es, wie in unserer Zeit, Vögeln und Schmetterlingen in Großstädten besser geht als draußen in Wald und Flur, hat der Naturschutz versagt“, erklärt Dr. Josef H. Reichholf, emeritierter Professor für Naturschutz an der TU München, zur neu gegründeten Naturschutzinitiative.
Der neue deutschlandweite Verband ist ganz im Stillen gewachsen: 2013 wurde die „Naturschutzinitiative Westerwald“ von einer Gruppe engagierter Naturexperten und Naturschutzaktiven auf den Weg gebracht, seitdem wächst der Verband kontinuierlich in Rheinland-Pfalz, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Die Umwidmung dieser Initiative zu einem künftig bundesweit tätigen, gemeinnützigen Naturschutzverband begann im vergangenen Jahr. Der Aufbau der erforderlichen, internen Verbandsstrukturen und die Ausarbeitung der Naturschutzaktivitäten sind mittlerweile soweit fortgeschritten, dass sich der Verband nun, zu Beginn des Jahres, der Öffentlichkeit präsentiert.Einen elementaren Unterschied zu BUND und NABU sieht der neue Verein in seiner politischen Unabhängigkeit. Der Verband betont, sich nicht durch Lobbyverbände beeinflussen oder fördern zu lassen. Die Satzung bestimmt, dass eine Tätigkeit im Vorstand mit anderen Funktionen in einer Partei, der Politik oder in Wirtschafts- und Interessenverbänden nicht zu vereinbaren ist. Darin liegt ein wichtiger Unterschied der „Naturschutzinitiative“, hatten doch viele der neuen Mitglieder den BUND oder den NABU aus Protest gegen deren politische Vereinnahmung durch Politiker der Grünen oder der Nähe zu Lobbyisten der erneuerbaren Energien verlassen.
„Wir verfolgen das Ziel, bei den verantwortlichen Stellen und in der Öffentlichkeit, Planungen oder Maßnahmen mit Nachdruck entgegenzutreten, die Wildtiere, Wildpflanzen, Lebensräume, Ökosysteme und Landschaften schädigen und/oder einer natürlichen Dynamik unangemessen entgegenstehen“, betont der Vorsitzende Harry Neumann. „Unser Verein setzt sich unter anderem dafür ein, dass Natura 2000-Gebiete, Nationalparke, Wälder, Auwälder, Naturwaldreservate, Naturparke, Landschaftsschutzgebiete, Wasserschutzgebiete, Naturschutzgebiete, Kern-, Pflege- und Entwicklungszonen der Biosphärenreservate, markante Landschaftsübergänge, besonders schützenswerte Landschaften, sowie alle gesetzlich geschützten Biotope von baulichen Anlagen jeglicher Art freigehalten werden müssen.“
Harry Neumann war bis vor einem Jahr Landesvorsitzender des BUND Rheinland-Pfalz, hatte aber aus Protest gegen die Einflussnahme der rot-grünen Landespolitik im BUND sein Amt zur Verfügung gestellt und war Ende 2015 aus dem BUND ausgetreten (EIFELON berichtete hier und hier).
Neumann ist nicht das einzige prominente Mitglied des neuen Verbandes: Enoch zu Guttenberg, Dirigent und Gründungsmitglied des BUND 1975, hatte den Naturschutzbund 2012 nach 37-jähriger Mitgliedschaft unter Protest über die Windkraftpolitik des Verbandes verlassen. Guttenberg gratulierte zur Neugründung der Naturschutzinitiative: „Mit der Naturschutzinitiative haben wir endlich wieder einen unabhängigen Verband, der sich für originären Naturschutz und den Schutz unserer Landschaften, Wälder, Wildtiere und Lebensräume einsetzt. Damit haben wir eine große Chance, unserem Auftrag gerecht zu werden, die Schöpfung als unser „ökologisches Haus“ zu bewahren.“
Die Unzufriedenheit und das Unbehagen mit der Windkraftpolitik des BUND in Rheinland-Pfalz führt mittlerweile zu einer Austrittswelle. Anfang 2016 sind der dreiköpfigen Vorstand der Kreisgruppe Rhein-Hunsrück und über 20 weitere Mitglieder im Hunsrück aus dem Verein ausgetreten. Im Kreisverband Westerwald haben circa 40 Mitglieder den Landesverband verlassen, der Vorsitzende des BUND Kreis Altenkirchen, Ernst-Gerhard Borowski, hatte Anfang des Jahres nach 20-jähriger Mitgliedschaft seinen Rück- und Austritt erklärt. Die ehemaligen Mitglieder konnten sich mit der Pro-Windkraft-Politik in ihrem Landesverband nicht mehr identifizieren und fürchten um die letzten, noch nicht energieindustriell genutzten Naturreservate. Die Zustimmung des BUND RLP zur Freigabe der Naturparkkernzonen für die Windkraftnutzung durch die Landesregierung in Rheinland-Pfalz hatte das Fass zum Überlaufen gebracht und die Gräben zwischen dem Landesverband und den Kreisorganisationen unüberwindbar gemacht. (EIFELON berichtete hier und hier)
„Wir sind sehr erfreut, neben Enoch zu Guttenberg, Dr. Klaus Richarz, ehemaliger Leiter der staatlichen Vogelschutzwarte RLP/Hessen/Saarland, den renommierten Biologen und Zoologen Prof. Dr. Josef Helmut Reichholf, sowie Dr. Klaus Murjahn, Vorsitzender der ‚Murjahn Naturschutz Stiftung‘, zu unseren Unterstützern und Förderern zählen zu dürfen. Ihr jahrelanges unentwegtes Engagement als ‚Urgesteine im Naturschutz‘ prägen unser Verständnis von Natur- und Artenschutz. Nach dem Motto: ‚Wo Naturschutz drauf steht, ist auch Naturschutz drin!’ haben wir die Ziele und den Zweck des Verbandes auf eine originäre Naturschutzarbeit ausgerichtet und die Unabhängigkeit von Politik, Industrie und Lobbyverbänden über Regelungen in der Satzung dauerhaft sichergestellt. Wir sind an einem Punkt angelangt, wo jedes weitere Windrad die Biodiversität zerstört“, beschreibt Harry Neumann, der Bundesvorsitzender der Naturschutzinitiative e.V., das Selbstverständnis des neuen Verbandes.Eine Festlegung, die ankommt. Neumann: „Jeden Tag erreichen uns weit über hundert Emails mit Anregungen und Beitrittsgesuchen. Wir freuen uns über die große Anzahl von Menschen aus ganz Deutschland, die Mitglied oder Fördermitglied werden wollen, aber auch Initiativen, die sich dem Verband anschließen möchten, sind uns herzlich willkommen.“
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