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Die geplanten Beteiligungsverhältnisse beim Windpark Obere Kyll [Grafik: Kreis Euskirchen]

50 Millionen für „ene“ Windparkprojekt an der Kyll?

Kreise, Kreis Euskirchen: Der Kaller Energieversorger „ene“ (Energie Nordeifel) plant eine Beteiligung an einem neuen Windpark. Zwischen Ormont und Stadtkyll in Rheinland–Pfalz sollen zehn 207-Meter-Windräder der Drei-Megawatt-Klasse errichtet werden. Zusammen mit dem Ingenieurbüro Becker aus Kall will der Energie Konzern zwei Millionen Euro in das Projekt investieren und neun der zehn Räder über eine gemeinsame Tochterfirma betreiben. Die Baukosten der neun geplanten Windanlagen sind mit ca. 50 Millionen Euro veranschlagt. Circa elf Millionen davon sollen über Beteiligungen bereitgestellt werden. Für die restlichen 40 Millionen ist eine Bankfinanzierung angedacht. Der Kreis Euskirchen muss die Investition genehmigen. Am Montag, dem 6. Juni, diskutiert der Ausschuss für Wirtschaftsförderung ab 17.00 Uhr im Euskirchener Kreishaus über das Projekt.

Die ene ist eine Tochter der RWE und des Kreises Euskirchen, insofern muss über eine solche Beteiligung der Kreistag entscheiden. Keine ganz leichte Entscheidung, beruhen doch die angedachten Gewinnkalkulationen auf der Einspeisevergütung des Erneuerbare-Energie-Gesetzes (EEG) von 2014 mit einem festgeschriebenen Subventionsbetrag von 8,38 Cent pro Kilowattstunde. Da ab Mitte 2017 ein neues EEG in Kraft tritt, nach dem die Windanlagen ihren Strom im Bieterverfahren und im Rahmen einer Ausschreibung vermarkten sollen, sind die zukünftigen wirtschaftlichen Parameter der Investition schlecht einzuschätzen. Die ene argumentiert gegenüber dem Kreistag, dass man eine Inbetriebnahme noch unter dem alten EEG für möglich hält und auch anstrebt.

Auch bei der möglichen Leistungsausbeute der Windanlagen zeigt man sich bei ene optimistisch: Die neun 3-MW-Schwachwindanlagen an der oberen Kyll sollen 62 Millionen Kilowattstunden im Jahr leisten. Das würde eine Auslastung von 2.300 Volllaststunden oder 27% pro Windrad und Jahr bedeuten. Eine solche vergleichsweise hohe Auslastung soll durch spezielle Schwachwindanlagen vom Typ Enercon 115 mit extra großen Rotoren erreicht werden. Dem stehen allerdings auch höhere Anschaffungskosten gegenüber. Ob sich das über die Betriebszeit der Anlagen – inklusive der Abschreibung – rechnet, muss abgewartet werden, da die Enercon 115 erst bei einer Windgeschwindigkeit von zwölf Metern pro Sekunde (m/sec) ihr volles Leistungsspektrum von 3 MW bringen wird. Viel häufiger sind in der Eifel allerdings Schwachwindphasen mit 5m/sec Windgeschwindigkeit. Da bringen auch die speziellen Schwachwindanlage nur ca. zehn Prozent ihrer Nennleistung, also ca. 300 kW pro Stunde. Eine windige Investitionsentscheidung im wahrsten Sinn des Wortes.

Über eine mögliche Bürgerbeteiligung an dem Windpark wird in der Vorlage für den Ausschuss für Wirtschaftsförderung nichts ausgesagt. Sind doch die Erfahrungswerte mit dem 2014 ans Netz gegangenen „Bürgerwindpark Schleiden“ in Schleiden-Patersweiher, der sich über die KEV ebenfalls im Portfolio der ene befindet, eher traurig. Nachdem die meisten Gondeln der Windräder wegen tonhaltiger Geräuschentwicklung und Protesten der Anlieger erneuert werden mussten, hat es bisher kein Bürger geschafft, sich an dem „Bürgerwindpark“ zu beteiligen. Auf EIFELON-Nachfrage erklärte die verantwortliche Gesellschaft, dass es bei dem angestrebten Modell einer Bürgerbeteiligung bisher noch keine Freigabe durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) gebe. Man hoffe auf eine Genehmigung bis zum Ende des Jahres.

Auch sonst hatte man im Kreishaus mit dem Energiekonzern im letzten Jahr nicht viel Freude, war doch die finanzielle Beteiligung der Gesellschaft am neuen Steinkohlekraftwerk in Hamm in den letzten Jahren eine Geschichte von Pleiten, Pech und Pannen. Zuletzt wurden die Gesamtinvestitionen aller Anteilseigner in das Kraftwerk mit fast 2,5 Milliarden Euro angegeben. Aufgrund des – bedingt durch den Vorrangstrom der Erneuerbaren – anhaltend niedrigen Strompreises für konventionelle Kraftwerke an der Strombörse in Leipzig, sah sich der Mehrheitsteilhaber RWE nicht mehr in der Lage, eine positive Bilanz für das Steinkohlekraftwerk für die Zukunft zu versprechen. Die endgültige Abschreibung von Sicherheitsrückstellungen der letzten Jahre bei den mit 25 Prozent beteiligten kommunalen Energieversorgern war die Folge: Einer davon, die ene.

Bis Ende 2016 sollen nun den ehemaligen KEV-Kommunen des Kreises Euskirchen und der Stadt Heimbach eine prozentuale Beteiligung an der ene angeboten werden. Dazu wurde zwischen den bisherigen Teilhaben der ene, der RWE und dem Kreis Euskirchen die Vereinbarung getroffen, in eine neue Gesellschaft die „Energie Rur-Erft“ (ere) zu gleichen Teilen Gesellschaftsanteile zu übertragen. An dieser neuen Gesellschaft der„Energie Rur-Erft GmbH & Co. KG“ können sich die Kreiskommunen und die Stadt Heimbach mit festgelegten prozentualen Anteilen beteiligen und so zu einem Drittel Anteilseigner an der ene werden. Wie viel der Beteiligungsanteil die einzelnen Kommunen kosten wird, hängt von dem Wert der ene ab. Hierzu soll es ein Gutachten einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Stand 2011 geben. Im Allgemeinen wurde in den letzten Gutachten davon ausgegangen, dass der Wert der ene sich zwischen 40 und 50 Millionen Euro bewegt. Ob sich diese Beurteilung durch die langjährigen Verluste aus der Beteiligung an dem aufgegebenen Steinkohlekraftwerk und die – Jahr für Jahr – schrumpfenden Stromverkäufe der ene-Tochter KEV geändert hat, sollten neue Gutachten zeigen.

Ziel der Beteiligung ist es, eine einheitliche kreisweite Energieversorgung durch die ene zu erreichen. Bisher wurden die Einnahmen des Kreises aus der ene für die Abdeckung der Verluste des ÖPNV im Kreis Euskirchen verwendet. Da durch die neue Aufteilung diese Mittel nur noch beschränkt dem Kreis zur Verfügung stehen, denkt man im Kreis über eine vermehrte ÖPNV-Umlage nach. Ob sich die angebotene prozentuale Beteiligung an dem Energieversorger für die Kreiskommunen rechnet, wird zur Zeit von den Gemeinden geprüft. Durch die Aufteilung der Einkünfte aus den Einnahmen des Energieversorgers von ehemals zwei Teilhabern (RWE und Kreis) auf zukünftig drei Teilhaber (RWE, Kreis und „ere“) erhöht sich zwar möglicherweise die Einnahme der einzelnen Kommune, gleichzeitig vermindert sich aber der Ertrag für den Kreis und damit für öffentliche Aufwendungen. Hier wird der Kreis Euskirchen vermutlich die fehlenden Einnahmen durch eine Erhöhung der Kreisabgaben anstreben müssen. Also, alles in allem ein Nullsummenspiel?

Wobei der Stadt Heimbach als im Nachbarkreis Düren gelegen, eine Sonderrolle zukommt: Hat Heimbach doch bisher nicht – und würde auch in Zukunft nicht – durch die an den Kreis Euskirchen abgeführten Mittel der ene partizipieren können. Die Gelder aus dem Verkauf der ene-Anteile an die Gemeinden fließen auch in den Euskirchener Kreishaushalt, von dem Heimbach als zum Kreis Düren gehörend nicht für seine Infrastruktur profitieren kann. Ob sich eine Investition in eine ere-Beteiligung trotzdem für Heimbach rechnet, will man in der kleinsten Stadt NRWs in den nächsten Monaten prüfen lassen.

Die Beratungen im Kreishaus zum Thema Windparkbeteiligung findet am 6. Juni, 17.00 Uhr, im Ausschuss für Wirtschaftsförderung, am 22. Juni, 17.00 Uhr, im Kreisausschuss und am 6. Juli, 17.00 Uhr, im Kreistag statt.

Weitere Informationen zum Thema auf der Webseite des Kreis Euskirchen.

3.6.2016PolitikKreise, Kreis Euskirchen0 Kommentare cpm

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