EIFELON weiterempfehlen

Wir informieren die Eifel

unabhängig. überparteilich. unbezahlbar.

neue Kommentare
0
Andrea Effing führt irakische und syrische Flüchtlinge durch die Ausstellung. [Foto: privat]

Dürener Stadtmuseum: Kostenlose Führungen für Flüchtlinge

Umland, Düren: „Das sieht ja aus wie in Aleppo!“ Diesen Satz bekommt Dr. Anne Krings jetzt immer häufiger zu hören. Seit Beginn des Jahres bietet das Dürener Stadtmuseum kostenlose Führungen für Flüchtlingsgruppen an. Viele von ihnen stammen aus Syrien oder dem Irak. Aus Kriegs- und Krisengebieten. „Mit unserem Angebot wollen wir dazu beitragen, dass die neuen Mitbürger wissen, wo sie nun gelandet sind und so die Geschichte ihrer neuen Heimatstadt besser verstehen können“, erläutert Museumsleiterin Krings. Bei dem etwa 90-minütigen Rundgang wird natürlich auch das Kapitel Zweiter Weltkrieg nicht ausgespart.

zerstoertes_dueren

Bei dem veheerenden Bombardement 1944 wurde Düren zu 90 Prozent zenstört. [Foto: Stadtmuseum Düren]

Ob Aleppo oder damals Düren – die Schreckensbilder gleichen sich. Am Nachmittag des 16. November 1944 wurde das einst hochherrschaftliche Wirtschafts- und Kulturzentrum Düren durch einen Luftangriff in Schutt und Asche gelegt. In weniger als 30 Minuten verloren über 3.000 Menschen ihr Leben. Mehr als 90 Prozent der Innenstadt wurden zerstört… Ein kleiner, als Dauerausstellung gestalteter Raum im Stadtmuseum erinnert mit Foto- und Filmmaterial an diesen Schicksalstag. Doch wie reagieren die Flüchtlinge auf solche Informationen? Verstärken diese Eindrücke nicht die eigenen traumatischen Erlebnisse?

„Im Gegenteil“, schildert Anne Krings ihre Erfahrungen mit den Kriegsflüchtlingen. Nach einem kurzen Moment des Innehaltens kämen immer wieder solch hoffnungsvolle und gleichzeitig bewundernde Fragen: „Wie habt Ihr das geschafft?“, „Wie lange hat das gedauert?“ oder „Was hat das gekostet?“. Ein Funke Hoffnung für die Zukunft, für die Rückkehr in die eigene Heimat.

„Die meisten, die unser Angebot wahrnehmen, leben seit gut einem Jahr hier in der Stadt oder im Kreis Düren“, beschreibt Anne Krings das rege Interesse. Viele von ihnen sprächen mittlerweile schon sehr gut Deutsch. „Wenn es bei den Führungen trotzdem Übersetzungsprobleme gibt, wird gemeinsam nach der passenden Formulierung gesucht.“ Mal auf Englisch oder Französisch, dann wieder mit Händen und Füßen. „Die meisten Teilnehmer sind positiv berührt, dass aus solch einem Schutthaufen über Jahre hinweg wieder eine florierende Stadt wachsen kann“, fasst Anne Krings ihre Erfahrungen zusammen. Das gebe vielen Mut und Zuversicht.

fuehrung_fuer_fluechtlinge_2

Im Dürener Museum lernen die Flüchtlinge die Geschichte der Stadt kennen. [Foto: privat]

Impuls für die Initiative war eine FAW-Anfrage (Fortbildungsakademie der Wirtschaft), die eine Dürener Zweigstelle direkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Museums betreibt und Migranten auch Sprachkurse „Deutsch als Fremdsprache“ anbietet. Um den Neuankömmlingen den Start in eine fremde Kultur zu erleichtern, entstanden die kostenlosen Führungen. „Wir wünschen uns, dass wir ein wenig Hoffnung säen können bei den Menschen. Gerade das Beispiel Düren zeigt, dass auch aus einer total zerstörten Stadt wieder etwas werden kann“, sagt Andrea Effing, die ehrenamtlich alle Führungen im Stadtmuseum koordiniert. Mittlerweile hat sich die Volkshochschule Rureifel der Initiative angeschlossen und will bis zum Sommer mit allen Besuchern der 16 Deutschkurse die kostenlosen Führungen nutzen.

„Mit diesem Angebot wollen wir einen kleinen, positiven Akzent setzen“, betont Anne Krings in Hinblick auf die vielen Flüchtlinge in der Stadt und im Kreis Düren. Diese hoffen auf Frieden im eigenen Land und auf die Chance, in ihre Heimat zurückkehren zu können, um sie gemeinsam wieder aufzubauen. So, wie es der Dürener Bevölkerung vor 70 Jahren auch gelungen ist.

Auch andere Anbieter von Sprach- und Integrationskursen können sich bei Interesse mit dem Dürener Stadtmuseum unter der Telefonnummer 02421 – 1215925 in Verbindung setzen, um weitere Gruppen zu einem geführten Besuch durchs Museum anzumelden. Weitere Informationen rund ums Museum finden sich auf www.stadtmuseumdueren.de
20.1.2017LebenUmland, Düren0 Kommentare bwp

Bisher 0 Kommentare
Kommentar schreiben

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Beitrag. Schreiben Sie den Ersten.

Einen neuen Kommentar schreiben

Um einen neuen Komentar zu schreiben, melden Sie sich bitte mit ihrem Benutzernamen und Passwort an. Wenn Sie noch keinen EIFELON-Account haben, können Sie sich kostenlos und unverbindlich registrieren.


  1. *Ihre eMail-Adresse wird nicht veröffentlicht
  2. Ein Passwort wird Ihnen an Ihre eMail-Adresse zugeschickt, Sie können es anschließend in Ihrem Benutzerberich leicht ändern.
  3. Den Button zur Registrierung finden Sie unter unserern folgenden Richtlinien:
Die Richtlinien für die Nutzung der EIFELON Diskussionsplattform
Die Benutzer bestätigen/akzeptieren mit ihrer Anmeldung unsere Richtlinien. Falls es im Nachhinein noch Änderungen an den Richtlinien gibt, werden die User beim nächsten Einloggen aufgefordert, die Richtlinien erneut zu bestätigen: Wir bieten Ihnen hier eine Plattform für sachliche und konstruktive Diskussionen. Um dies zu gewährleisten, behält sich die Redaktion vor, Kommentare nicht zu veröffentlichen, die einer sachlichen Diskussion nicht förderlich sind. Wir bitten Sie daher, durch die Einhaltung unserer Richtlinien zu einem freundlichen Gesprächsklima beizutragen.
1. Gegenseitiger Respekt
Bitte behandeln sie andere Nutzer so, wie Sie selbst behandelt werden möchten. Zeigen Sie Toleranz gegenüber anderen Meinungen und verzichten Sie auf persönliche Angriffe und Provokationen.
Selbstverständlich werden Kommentare, die ehrverletzend, beleidigend, rassistisch, pornografisch oder auf andere Weise strafbar sind, nicht freigeschaltet.
2. Wortwahl und Formulierung
Sachliche Argumentation ist die Basis für eine konstruktive Diskussionskultur. Nehmen Sie sich die Zeit, Ihren Kommentar vor dem Abschicken zu überprüfen. Habe ich den richtigen Ton getroffen? Könnten meine Formulierungen Missverständnisse hervorrufen?
3. Benutzernamen
Diese genannten Richtlinien gelten auch für die Verwendung von Benutzernamen.
4. Quellenangaben und Verlinkungen
Wenn Sie Zitate verwenden, verweisen Sie bitte auf die Quelle und erläutern Sie deren Bezug zum Thema.
5. Zeichenbegrenzung
Die Länge eines Kommentars ist auf 1000 Zeichen zu begrenzen, um eine Moderation in einem adäquaten Zeitrahmen zu gewährleisten. Mehrteilige Beiträge können daher leider nicht berücksichtigt werden.
Bitte sehen Sie davon ab, denselben oder einen sehr ähnlichen Kommentar mehrmals abzuschicken.
6. Werbung
Die Nutzung der Kommentarfunktion zu kommerziellen Zwecken ist nicht erlaubt. Inhalte gewerblichen oder werbenden Charakters werden nicht freigeschaltet. Gleiches gilt für politische Aufrufe aller Art.
7. Sonstige Hinweise
Es besteht kein Anspruch auf Veröffentlichung eines Kommentars. Beiträge, die sich als falsch oder unwahr herausstellen, können auch im Nachhinein noch gelöscht werden. Sollten Sie auf Beiträge stoßen, die gegen die Richtlinien verstoßen, machen Sie die Moderation bitte darauf aufmerksam. Schicken Sie einfach den Link des betreffenden Kommentars mit einer kurzen Erläuterung an redaktion@eifelon.de. Bei wiederholten oder besonders schweren Verstößen gegen diese Richtlinien behalten wir uns einen Ausschluss einzelner User vor.


zurück zur Startseite