Umland: Der langjährige BUND-Vorsitzende des Bundes Naturschutz in Bayern, Professor Hubert Weiger wurde nach 18 Jahren an der Spitze des BN Ende April in den Ruhestand verabschiedet. Eine Gelegenheit, sich mit der Entwicklung der Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) in Energiewendezeiten auseinanderzusetzen, fanden Enoch Freiherr zu Guttenberg, ehemaliges Mitglied des BUND, Dr. Nikolai Ziegler, Vorsitzender der Bundesinitiative Vernunftkraft, und Johannes Bradtka, vom Verein Landschaftspflege und Artenschutz in Bayern.
Welche Entwicklung hat der BUND in den letzten 18 Jahren genommen, wohin steuert dieser renommierte deutsche Umweltverband in den nächsten Jahren? Ein Offener Brief und eine Bestandsaufnahme, zum Wirken des scheidenden Vorsitzenden, in Auszügen bei EIFELON:
Sehr geehrter Herr Professor Weiger,
nach 18 Jahren an der Spitze des Bundes Naturschutz in Bayern (BN) haben Sie heute Ihr Amt abgegeben. Wir bedauern dies nicht, weil die Bilanz Ihres Wirkens an der Spitze dieses bedeutenden und traditionsreichen Umweltverbandes verheerend ist. Unter Ihrer Führung ist der BN von einem echten, überparteilichen Naturschutzverband zu einer Lobbyorganisation für die Milliarden schwere Branche der Erneuerbaren Energie-Industrie geworden, die durch gelegentliche, öffentlichkeitswirksame Aktionen einen Rest wirklicher Naturschutzarbeit oft nur noch vortäuscht. […]Unter Ihrer Ägide (ist) der Landschaftsschutz, der immer das warme Herz des Natur- und Umweltschutzes war, fast vollständig der sogenannten Energiewende geopfert worden. Um dieser Energiewende zum Durchbruch zu verhelfen, haben Sie sich aufs innigste mit der Branche der Ökostromproduzenten und der sie tragenden Parteien verbunden, die längst die gleichen schäbigen Geschäftsmethoden an den Tag legen, wie die einst von Ihnen und Ihresgleichen gescholtene Atomindustrie. Ökologie ist in diesem Milliardenspiel nur noch ein Feigenblatt. Bei jeder sich Ihnen bietenden Gelegenheit fordern Sie den Bau immer neuer Windparks und die Abschaffung der 10H – Abstandsregelung, die zumindest Teile Bayerns bislang davor bewahrt hat, in gesichtslose „Energielandschaften“ verwandelt zu werden. […]
Auch die Wälder sind für den promovierten Forstwissenschaftler Professor Hubert Weiger nicht tabu. Es scheint Ihnen nichts auszumachen, dass für Windparks riesige Schneisen in Waldgebiete geschlagen werden, die vor kurzem, aus gutem Grund, noch sakrosankt waren. Dabei gehen auch wichtige Kohlenstoffspeicher zugrunde, was die bislang äußerst überschaubare Wirkung der „Energiewende“ in Bezug auf den Klimaschutz noch weiter minimiert. Und es scheint Ihnen nichts auszumachen, dass in den Rotoren Tausende und Abertausende von Vögeln und Fledermäusen verenden, dass Menschen, die in der Nähe der Windmonster leben krank werden und ihr mühsam erarbeiteter Besitz dramatisch an Wert verliert.
Wir möchte Sie auch daran erinnern, dass bei der Planung und beim Bau, insbesondere von Windkraftwerken, regelmäßig und systematisch gegen geltendes Recht verstoßen wird. Das reicht von schlichten Gefälligkeitsgutachten über unsolide Erhebungsmethoden bis zu kriminellem Handeln wie der vorsorglichen Zerstörung von Schwarzstorch- und Rotmilan-Horsten in den Projektgebieten. Von Ihnen und Ihren Verbandsfunktionären hört man dazu wenig bis nichts! Wenn die von Ihnen und der von Ihnen unterstützten Lobby gnadenlos vorangetriebenen Energiewende weiter ungebremst voranschreitet, wird Bayern, wird Deutschland in wenigen Jahren ein einziges, riesiges Industriegebiet zur Bereitstellung sogenannter Erneuerbarer Energien sein, bar jeder Schönheit, die für Sie einmal „Voraussetzung für einen wirkungsvollen, ganzheitlichen und emotionalen Naturschutz “ war. Ein beispielloses Desaster des deutschen Umweltschutzes, für das Sie an vorderster Front mitverantwortlich sind.
Den Menschen, die die Energiewende angeblich so rückhaltlos unterstützen, dürfte das wahre Ausmaß dessen, was sie erwartet, noch gar nicht bewusst sein. Und sie werden von Ihnen und Ihresgleichen bewusst im Unklaren gelassen, damit das große Geschäft gnadenloser Weltenretter wie Ihnen weitergehen kann. Herr Professor Weiger, Sie haben nicht nur das Erbe des großen Hubert Weinzierl verraten. Sie zerstören auch einen Natur– und Landschaftsschutz, wie wir ihn verstehen: Nicht als staubige Statistik neu gebauter Wind und Solar und Biogaskraftwerke, sondern als aufopfernder und selbstloser Dienst für die Bewahrung vielfältiger Orte des Lebens und der Schönheit. […]
Werden Sie gewahr, dass mit dieser Energiewende ein gnadenloser Kampf um die letzten Landschafts- und Naturreservate unseres Landes entbrannt ist, dem ECHTE Naturschützer mit ganzer Kraft widerstehen müssen. Machen Sie sich nicht weiter zum Handlanger einer Industrie und einer Politik, der es längst nicht mehr um Ökologie geht, sondern nur noch ums Geldverdienen. Lassen Sie es nicht zu, dass die großen deutschen Umweltverbände, inhaltlich und moralisch entkernt, ähnlich den großen Volksparteien alsbald im Abseits landen könnten.
Dr. Nikolai Ziegler, 1 . Vorsitzender Bundesinitiative Vernunftkraft e.V.
Enoch Freiherr zu Guttenberg, Dirigent und Umweltschützer
Johannes Bradtka, 1 . Vorsitzender Verein für Landschaftspflege & Artenschutz in Bayern e.V
Zu guter Letzt: Der Bundesverband Windenergie (BWE) überträgt im Falle seiner Auflösung sein Restvermögen an den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)… Auszug aus der BWE-Satzung (Stand: 16. April 2015)
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