Eifel: Es wird zwar von den Windprojektfirmen immer wieder in Abrede gestellt und in das Reich der Fantasie verwiesen, aber nun ist es wissenschaftlich: Haus- und Grundstücksbesitzer müssen mit Verlusten beim Verkauf ihrer Häuser rechnen, wenn eine Windanlage in der Nähe betrieben wird.
Die Wissenschaftler des RWI-Leibniz Institut für Wirtschaftsforschung in Essen (RWI) stellen in ihrer Untersuchung fest: Je näher ein Windrad am Gebäude steht, desto weniger ist das Haus wert.
Dieser Erkenntnis kommt vor allem in den dünner besiedelten Regionen auf dem Land, angesichts des von der Politik weiterhin forcierten Ausbaus von Windrädern, eine wachsende Bedeutung zu.
Besonders stark betroffen sind Einfamilienhäuser in ländlichen Regionen, während die Hauspreise in der Nähe städtischer Gebiete weniger an Wert verlieren. Zu diesem Schluss kommt die im Januar 2019 vom RWI veröffentlichte Analyse. Den Wertverlust der Immobilien führen die Forscher auf die negativen Auswirkungen von Windrädern auf ihre unmittelbare Umgebung zurück – etwa durch Lärm und die Störung des Landschaftsbildes.
Das bestätigt auch die Beobachtung von Immobilienagenturen, dass vor allem Objekte in ländlichen Regionen betroffen sind. Sind doch wichtige Kriterien für die Käufer von Wohnraum in der Nähe von Natur, die schöne Landschaft, die Ruhe und Beschaulichkeit auf dem Dorf oder in der umgebenden ländlichen Peripherie. Bei einer Industrielandschaft vor der möglichen zukünftigen Haustüre nimmt der Kaufanreiz deutlich ab.
Auch wenn Windenergie eine wichtige Rolle für den Erfolg der Energiewende spielt, können die Auswirkungen für Immobilienbesitzer im Einzelfall gravierend sein. Die Installation einer Windkraftanlage kann für Hausbesitzer einen Vermögensverlust von mehreren zehntausend Euro bedeuten,
betont Professor Manuel Frondel, Leiter des Kompetenzbereichs „Umwelt und Ressourcen“ am RWI und Mitautor der Studie.
Für die Studie hat das RWI knapp drei Millionen Verkaufsangebote in Deutschland ausgewertet, die in der Zeit zwischen 2007 und 2015 auf dem Online-Portal Immoscout24 erschienen sind, analysiert und mit den Geodaten von rund 27.000 Windenergieanlagen abgeglichen. Das in der Immobilienbranche oft verwendete „Hedonistische Vergleichswertverfahren“ wurde mit selbstlernenden Algorithmen verfeinert, um die Effekte von mehr als 20 verschiedenen Einflussfaktoren auf den jeweiligen Verkaufspreis herauszufiltern. Neben den vielen Eigenschaften der Häuser und der sozioökonomischen Umgebung wurde auch die exakte Distanz zwischen den Windkraftanlagen und den betrachteten Einfamilienhäusern berücksichtigt.
Laut Studienergebnis verlieren ländliche Einfamilienhäuser im Umkreis von Windenergieanlagen zum Teil deutlich an Wert. Der negative „Windrad-Effekt“ schrumpfe erst bei einem Abstand der Anlagen von acht bis neun Kilometern zum Gebäude auf Null, so RWI-Studienleiter Manuel Frondel.
Wie die RWI-Studie zeigt, erleiden nicht alle Immobilien den gleichen Wertverlust: Am stärksten betroffen sind alte Häuser in ländlichen Gebieten. Hier beträgt der Wertverlust, innerhalb des Ein-Kilometer-Radius zum nächsten Windrad sogar 23 Prozent.
Gebäude in Stadtrandlage, also im Speckgürtel um die Städte herum, würden hingegen kaum an Wert verlieren. Am ohnehin optisch unruhigen Stadtrand werden die drehenden Rotoren eher als selbstverständlich hingenommen. Die städtische Bevölkerung sei an eine industrielle und dynamische Umgebung gewöhnt, während die Bewohner ländlicher Räume den Eindruck unberührter Natur und Ruhe verlieren, wenn Lärm, Rotation und Lichteffekte von Windkraftanlagen hinzukommen, so die Studie. Die Nachteile und Umweltkosten würden sich hauptsächlich in ländlichen Gemeinden mit der Nähe zu Windanlagen manifestieren.
Für die betroffenen Eigentümer gibt es allerdings in der Studie leider auch einen nicht betrachteten Bereich: Da sich die Studie nur auf die Preisminderung bei verkauften Objekten bezieht, sagt sie leider nichts zu den Objekten aus, die aufgrund ihrer Lage zu einem oder mehreren Windrädern keinen Käufer fanden und somit unverkäuflich blieben.
Ein Blick über die Grenze in die Niederlande zeigt, dass dort das Problembewusstsein für die Verkehrswertminderung an Häusern durch nahe Windanlagen größer ist. Dort wird bereits ein finanzieller Ausgleich an die Hauseigner gezahlt, wenn der Verlust durch nahe Windanlagen mehr als zwei Prozent beträgt. Ebenfalls im Gespräch ist, Hauseigentümer für den Verlust an Wohnwert und Lebensqualität in ihrer, von Windrädern betroffenen Immobilie zu entschädigen.
Auch in Deutschland werden bereits Forderungen laut, die Wertverluste der Immobilien nach dem Verursacherprinzip finanziell auszugleichen.
Die Studie:
http://www.rwi-essen.de/media/content/pages/publikationen/ruhr-economic-papers/rep_18_791.pdf
Bisher 0 Kommentare
Kommentar schreiben
Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Beitrag. Schreiben Sie den Ersten.
Einen neuen Kommentar schreiben
Um einen neuen Komentar zu schreiben, melden Sie sich bitte mit ihrem Benutzernamen und Passwort an. Wenn Sie noch keinen EIFELON-Account haben, können Sie sich kostenlos und unverbindlich registrieren.