Heimbach: Ein Kammermusik-Festival ohne Hans Hassels? Undenkbar! Seit 18 Jahren ist der 58-Jährige für die Logistik des Kartenverkaufs zuständig. Mit Spannung wartet er auf den 16. April: Dann startet – Punkt 10.00 Uhr – der Vorverkauf für das diesjährige Musik-Event im Heimbacher Jugendstil-Kraftwerk. Die offizielle Konzertreihe findet vom 20. bis 26. Juni statt, doch breits am 18. und 19. Juni musizieren die Künstler bei zwei „Vorspann“-Konzerten.
„Im ersten Jahr von ‚Spannungen‘ war ich als interessierter Konzertbesucher nur Gast“, erinnert sich Hassels. Als im zweiten Jahr ehrenamtliche Helfer gesucht wurden, habe er sich gemeldet. „Ich war damals der Einzige, jetzt habe ich’s an der Backe“, erzählt er lachend. Seine ernsthaften Festivalvorbereitungen fangen meist im Dezember an und mit den Nachbereitungen ist er bis Juli beschäftigt. Danach hole er ein bisschen Luft und dann gehe es im Herbst wieder los. „Mein Kalender ist nach ‚Spannungen‘ getaktet“, stellt der Anästhesie-Krankenpfleger fest, der für die Intensivstation der Langerweher Klinik arbeitet.
„Früher erreichten uns die Kartenwünsche nur per Post und Fax“, erinnert sich Hassels an die Anfänge. Seit etwa zwölf Jahren kommen die meisten Kartenbestellungen – etwa 90 Prozent – jedoch per Mail. „Trotzdem haben wir eine Klientel, die ganz bewusst der konventionellen Kartenbestellung treu bleibt“, erläutert er. Doch mancher postalisch eingesandte Ticketwunsch stellt das Team vor Probleme: „Nicht jede Handschrift lässt sich lesen!“ Um das Karten-Management am PC zu optimieren, tüffelte der gebürtige Münsteraner so lange mit Excel-Tabellen, bis er eine zufriedenstellende Dokumentations-Datei erstellt hatte. „Ich wusste, was ich wollte.“
Sobald die Ticket-Hotlines freigeschaltet sind, hagelt es Kartenwünsche aus aller Welt. Diesem Ansturm war der interne Server des Kunstfördervereins Düren nicht immer gewachsen. „In den ersten zwei Minuten kommen bei uns bis zu 800 Mails an“, erläutert der Logistiker den Run auf die Tickets. In einem Jahr brach das System kurzfristig zusammen, sodass mittlerweile das Mailprogramm für den turbulenten Vorverkaufsstart für einen Tag auf einen externen, leistungsfähigeren Server ausgelagert wird. Beim Probelauf wurde der professionelle Server mit 5.000 Mails pro Minute „befeuert“. „Das hat er anstandslos gemeistert“, berichtet Hassels.
Während der „Server für einen Tag“ um 10.00 Uhr automatisch ans Netz geht, schalten Hassels und seine vier Helfer mit Blick auf eine Atomuhr das Faxgerät sekundengenau frei. „Sobald die Flyer mit dem Festival-Programm veröffentlicht sind, wird unser Faxgerät abgeschaltet, damit keine vorzeitigen Reservierungen losgeschickt werden können.“ Schließlich soll jeder Festival-Fan die gleichen Chancen haben.
Ab 10.00 Uhr steht das fünfköpfige Kartenteam dann „unter Strom“. Nach zwei Stunden werden die auf den verschiedenen Wegen eingegangenen Wünsche gezählt, das Verhältnis zwischen Mails, Briefen und Faxen errechnet und die Karten anschließend nach diesem Schlüssel vergeben. „Nicht jeder kann in der ersten Reihe sitzen“, erklärt Hassels. Sind die gewünschten Sitzplätze bereits vergeben, bemüht sich das Team, alternative Plätze anzubieten. Jahr für Jahr wird das Kartenkontingent in einem großen Metallkoffer angeliefert, in dem die einzelnen Tickets nach Festival-Tagen sortiert sind. Bei zwölf Konzerten mit jeweils 550 Plätzen sind das 6.000 Eintrittskarten. Und Jahr für Jahr hat Heinz Hassels eine große Sorge. Nein, nicht dass ihm der Koffer entwendet wird. „Dann drucken wir neue Karten in einer anderen Farbe.“ Seine größte Befürchtung ist, dass der Kartenkoffer einmal hinfällt und alle Tickets durcheinanderwirbeln.
Im Laufe der Zeit sind Organisatoren und Festival-Besucher zu einer „fest eingeschworenen Familie“ zusammengewachsen. In all den Jahren hat Heinz Hassels viele nette Episoden erlebt: „Manchmal kommen Kunden ins Konzertbüro und bedanken sich mit einem Blumenstrauß bei Milla Zilke-Nowakowski für ihre Engelsgeduld. Andere schicken während der Vorverkaufsphase regelmäßig Pralinen als ‚Nervennahrung‘ für das Organisationsteam.“Heimbacher Bürger und Gäste der Festival-Stadt haben am Montag, dem 18. April, die Gelegenheit, ihre Kartenwünsche direkt im Rathaus zu hinterlegen. Wenn das „Kartenbüro“ im Sekretariat von Bürgermeister Peter Cremer um 7.00 Uhr morgens öffnet, haben sich bereits Warteschlangen vor dem Rathaus gebildet. „Die Nachfrage ist enorm. Manche sitzen schon ab 5.00 Uhr im Campingstuhl vor der Tür“, weiß Martina Wergen, die seit Jahren die Ticketvergabe betreut, aus Erfahrung. „Früher konnten die Kunden die Karten direkt bezahlen und mitnehmen, dann gingen einige Tausend DM, später Euro über den Tisch.“ Mittlerweile protokolliert sie nur noch, wer welche Plätze persönlich oder telefonisch reserviert hat. Rechnung und Karten werden dann per Post zugeschickt.
Auch wenn manche Festival-Freunde enttäuscht sind, wenn ihr Wunschkonzert in kürzester Zeit ausverkauft ist, eins stellen die Organisatoren mit Nachdruck fest: „Es geht nichts unter der Hand weg!“
Nähere Informationen zum Kammermusik-Festival im Heimbacher Jugendstil-Kraftwerk finden sich unter www.spannungen.de. Hier kann auch der Flyer mit dem diesjährigen Programm heruntergeladen werden: http://spannungen.de/fyler-download.html.
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Tolle Organisation, wünsche allen eine wunderbare Festivalwoche. HS
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