Monschau, Konzen: “Bogenschießen ist für mich Entspannung. Wenn ich die Gelegenheit habe und morgens früh aufs Feld oder in den Wald gehen kann, allein mit Bogen und Natur, bin ich total ruhig. Ich genieße es, meinen Pfeilen hinterherzuschauen. Es ist (fast) egal, ob ich mein Ziel treffe”, erklärt der Monschauer Michael Kieweg seine Faszination für das Bogenschießen, eine der ältesten Sportarten mit Jahrtausend alter Tradition. Sein Lebensweg hat ihn sogar noch einen Schritt weiter gebracht: Er schießt nicht nur mit Pfeil und Bogen, er stellt beide auch selbst her.
Kieweg hat Verschiedenes ausprobiert in seinem Leben, einige Semester Physik studiert, Stahlbau-Schlosser gelernt, dann Maschinenbautechniker in Aachen, zwischendurch in den Berufen gearbeitet, sich im Qualitätsmanagement weitergebildet. Danach war er 40, die Verträge nur befristet. Arbeitslos zu sein, dazu hatte er keine Lust. Deshalb hat sich der heute 51-Jährige selbstständig gemacht, mit dem, was er schon als Jugendlicher hobbymäßig gemacht hatte: Bogenbauen. Zunächst gemeinsam mit einem Freund, dann in Eigenregie. Das Know-How hat sich Kieweg durch Lesen, Bogenbau-Kurse, Gespräche mit anderen Bogenbauern und Ausprobieren beigebracht. Es gibt Daumenregeln für den Bogenbau. Michael Kieweg, der ehemalige Physikstudent, kratzt gern an diesen Regeln, probiert aus, wie weit er gehen kann, wieviel Millimeter er von der Holzschicht abtragen kann, ohne dass das Holz bricht oder sich nicht mehr biegen lässt. “Ab und zu muss ein Bogen kaputtgehen, wenn ich ihn bearbeite, damit ich weiß, wie weit ich gehen kann. Sonst lerne ich nichts dazu”, erklärt er.
Ahorn, Eibe, Esche, Hasel, Holunder und Ulme sind von ihren mechanischen Eigenschaften besser zum Bogenbauen geeignet als andere Hölzer. Das heißt aber nicht, dass man aus jedem beliebigen Stück dieser Hölzer einen Bogen bauen kann und auch nicht, dass man aus einer anderen Holzarten keinen Bogen bauen kann, abgesehen von der weichen Weide. “Letztendlich hängt alles von dem Stück Holz ab, das ich in den Fingern halte”, bringt es Kieweg auf den Punkt. Wenn der Bogenbauer dann nach Stammaufspalten und Rohlingschneiden sein Stück Holz in den Fingern hält, muss er “sich die Ruhe antun”, wie die Eifeler es ausdrücken. Denn Holz will sich nicht biegen. 16 Arbeitsstunden braucht er, dass es sich doch biegt. Millimetergenau trägt er Faser für Faser ab, lässt das Mittelholz beim späteren Bogengriff dicker stehen, dünnt es zu den Enden hin weiter aus.

Mit farbigen Gänse- und Pfauenfedern werden die Pfeile bestückt. [Foto: privat]

Viele Arbeitsstunden sind notwendig, bis ein perfekter Bogen entsteht. [Foto: privat]
Bisher 0 Kommentare
Kommentar schreiben
Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Beitrag. Schreiben Sie den Ersten.
Einen neuen Kommentar schreiben
Um einen neuen Komentar zu schreiben, melden Sie sich bitte mit ihrem Benutzernamen und Passwort an. Wenn Sie noch keinen EIFELON-Account haben, können Sie sich kostenlos und unverbindlich registrieren.