Nideggen, Schmidt: An der Landstraße 246 zwischen Schmidt und Strauch wurde eine neue automatische Tankstelle eröffnet. Allerdings spendet die Zapfsäule kein Benzin für durstige Autos, sondern frische Kuhmilch für durstige Fahrer und Beifahrer.
Der Bauernhof von Elke und Ralf Beuel ist als Milchwirtschaftsbetrieb seit 40 Jahren in der Region bekannt. Aktuell tummeln sich 150 Milchkühe auf ihren Weiden rund um den „Gerstenhof“. Seit die neue Milchtankstelle eingeweiht wurde, steigt die Zahl der Laufkunden kontinuierlich. Zu jeder Tageszeit kommen Menschen, um ihre Milch selbst zu zapfen.
Viele Kühe bedeuten viel Milch. Eine Kuh gibt immerhin 9.200 Liter Milch pro Jahr, somit über 25 Liter Milch pro Tag! Zweimal am Tag wird gemolken und alle zwei Tage wird die Milch von der Molkerei abgeholt. So war es jedenfalls bis zur Eröffnung des Milchautomaten. Nun wird die Zapfstation täglich zweimal befüllt und hat eine Art kleine Wallfahrt von Fans frischer Milch in Gang gesetzt. Unter ihnen sind nicht nur Einheimische aus Simmerath und Schmidt, sondern auch immer mehr Gäste, die es bevorzugen, sich ihre Milch beim Bauern zu holen. Im „Milchbüdchen“, einem kleinen, halboffenen Holzhäuschen, findet die Kundschaft Glasflaschen, die immer wieder zurückgebracht werden können. „Natürlich können unsere Kunden auch eigene Milchkannen mitbringen“, so Elke Beuel. Für gerade einmal 90 Cent wechselt der Liter Frischmilch hier seinen Besitzer.
Der Gerstenhof erzeugt sein Futter für die Milchhaltung selbst. 100 Hektar Grünland und 60 Hektar Ackerfläche sorgen für einen naturbelassenen Speisezettel der Milchkühe. Die Weiden und eine vielfältige Fruchtfolge auf den Feldern, der Anbau von Silo-Mais, Feldgras und Triticale (Kreuzung zwischen Weizen und Roggen), bringen auch im Winter das besondere Aroma in die Gerstenhof-Milch. „Die Verfütterung unseres selbst angebauten Futters, schmeckt man besonders heraus“, schwärmt nicht nur das Ehepaar Beuel, sonder auch ihre Kundschaft.
Die Weidehaltung der Kühe ist auch ein wichtiger Beitrag zur Landschaftspflege. Auf den Flächen in Hanglage oder auf Feuchtwiesen, auf denen sich konventioneller Ackerbau nicht lohnt, halten die Tiere das Gelände offen, die Wiesenflächen wachsen nicht zu und verbuschen nicht.
Bei den Beuels stammen alle Kühe aus eigener Zucht. Dazugekauft werden keine Tiere. Alle weiblichen Kälber werden auf den heimischen Weiden großgezogen. In diesem Jahr kümmert sich Familie Beuel um circa 80 Jungrinder. Die Neugeborenen verbringen ihre ersten 14 Tage in Aufzuchtboxen, die ein wenig an Iglus erinnern. Im Anschluss geht es in kleinen Gruppen in die Stall- und Weidehaltung.
Die Eltern von Ralf Beuel, Berthold und Gisela, gründeten den Hof 1975. Die Anfänge des landwirtschaftlichen Betriebs lagen in Lammersdorf. Dort führte Großvater Hubert Beuel eine kleine Landwirtschaft im Nebenerwerb. Im Zuge der Flurbereinigung führte ihn der Weg nach Schmidt. Hubert Beuel fand damals ein altes Forsthaus mit ringsumher vielen Wiesen vor. Als Vater Berthold den Hof übernahm, baute er einen großen Kuhstall für 60 Tiere und erweiterte die Anlage Stück für Stück. 1997 übernahm der jetzige Chef Ralf das Familienunternehmen, das inzwischen für über 100 Kühe ausgelegt ist. Auch die nächste Generation, die beiden Söhne Christoph (20) und Sven (17) leben auf dem Hof. Ob sie, wie ihre Eltern, mit der Leidenschaft für die Landwirtschaft infiziert sind, wird die Zukunft zeigen: „Bei der Tierhaltung ist man stets angebunden und verfügt nicht mehr über viel Freizeit. Wenn du bei der Arbeit gut sein willst, musst du das mit Leidenschaft machen. Wie es mit dem Hof in der nächsten Generation weitergeht, bleibt für uns noch abzuwarten“, so der augenblicklich noch zurückhaltende Blick auf die Zukunft des Gerstenhofs.
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