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Idyllische Eifel-Energie-Landschaft 2050? [Foto: cpm]

Die Eifel – Eine Region unter Strom?

Eifel: Heinz-Rüdiger und Irene Hugo leben in Hellenthal und engagieren sich für den Naturschutz in der Eifel. Am vorletzten Aprilsonntag standen die Beiden am Wanderparkplatz „Hollerather Knie“ und überreichten den vielen auswärtigen Besuchern des Narzissenfestes eine doppelseitige Informationsschrift. „Für ein Flugblatt ist das, was wir den Menschen mitteilen wollen, doch etwas zu umfangreich geworden“, meint Heinz-Rüdiger Hugo fast entschuldigend. „Wir leben das ganze Jahr in diesem tollen Umfeld. Die Menschen, die uns hier, zu ihrer Erholung besuchen, genießen Wald, Stille und Natur, das Kapital der Eifel. Sie wissen nicht, dass diesem Naherholungsraum das Ende droht, sollten die Pläne der Landesregierung für die Region umgesetzt werden. In den Städten macht man sich keine Gedanken darüber, was die ehrgeizige Planung der rot-grünen Landesregierung, die Windenergie zu fördern, für die ländlichen Regionen der Eifel bedeutet: Eine großflächige Zerstörung von Lebensräumen seltener Pflanzen- und Tierarten und jahrhundertalter Kulturlandschaften, die es nur hier bei uns gibt. Darüber sollte man auch in den Städten informiert sein. Deshalb haben wir dieses Flugblatt gemacht, das über die Folgen eines weiteren Windradausbaues hier in der Eifel unterrichtet“.

EIFELON findet, das sollten alle lesen, deshalb haben wir die Information auf unsere Seite gestellt:


Eine schöne saubere Welt ohne rauchende Schlote und gefährliche Kernkraftwerke?

2011 hat die Bundesregierung mit der sogenannten „Energiewende“ ein viel umjubeltes Jahrhundertprojekt auf den Weg gebracht: Deutschland steigt aus der Atomkraft aus und setzt stattdessen vor allem auf Sonne und Wind. Und sollte aufgrund einer schlechten Wetterlage einmal der „grüne“ Strom nicht fließen, dann springen emissionsarme Gaskraftwerke ein, bis auch die irgendwann überflüssig werden. Der „böse“ Atomstrom verschwindet zuerst, dann der umstrittene Kohlestrom und unsere Luft wird deutlich sauberer. Deutschland wird zum Vorbild und Vorreiter beim Klimaschutz! Eine schöne saubere Welt ohne rauchende Schlote und gefährliche Kernkraftwerke. Soweit die Theorie.

Wie sieht die Bilanz der Energiewende im Jahr 2017 tatsächlich aus?

Geht es nach der aktuellen deutschen Politik, sollen bis 2050 mindestens 80 Prozent der gesamten Energieversorgung aus erneuerbaren Energien kommen. Zieht man heute ein kritisches Zwischenfazit, so gibt es weniger Atomkraft. Aber die vielen Windenergieanlagen (WEA), sowie auch Solar- und Biogasanlagen leisten nicht das, was wir uns von ihnen versprochen haben. Wir hatten gehofft, dass sie die schmutzigen Kohlekraftwerke ersetzen würden, aber das tun sie nicht. Ganz im Gegenteil: Der enorm subventionierte „grüne“ Strom macht selbst modernste Gaskraftwerke unrentabel. Im Ergebnis haben dann die Kohlekraftwerke vor dem umweltfreundlicheren Gaskraftwerken die Nase vorn. Es ist daher nicht verwunderlich, dass trotz Ausbau der erneuerbaren Energien der CO 2–Ausstoß wieder weit über dem Limit liegt. Die Emissionen betrugen demnach im letzten Jahr 916 Millionen Tonnen. Das ist ein Anstieg um elf Prozent (!) im Vergleich zum Vorjahr. Auch der Beschluss der Bundesregierung, bis 2020 einige alte Kohlekraftwerke stillzulegen, wird daran wenig ändern. Denn: Es geht bei der Stromproduktion nur um sieben Prozent der deutschen Treibhausgase. Das würde gerade reichen, um den Wachstumstrend der letzten Jahre zu brechen. Im Bereich Verkehr und Heizwärme sieht es noch viel schlimmer aus. Die Bilanz ist so verheerend, dass Deutschland nicht einmal das bescheidene Ziel der Europäischen Union von Minus 20 Prozent erreichen wird.

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Windpark Schleiden-Schöneseifen, eine Lizenz zum Gelddrucken? [Foto: H.R. Hugo]

Dennoch werden im gesamten Bundesgebiet vor allem Windräder im großen Stil weiter gebaut, ohne das klar ist, wo wir den Strom bei Windstille herbekommen, wenn wir zusätzlich die konventionellen Kraftwerke stilllegen. Bis heute ist ungeklärt, wie die Stromeinspeisung verstetigt werden kann, weil einfach die entsprechenden Speicherkapazitäten fehlen.

Eine Lizenz zum Gelddrucken

Obwohl der Bau von Windrädern durch einen extrem exzessiven Landverbrauch gekennzeichnet ist, wollen auch weiterhin viele Kommunen beim „grünen“ Strom und dem „Klimaschutz“ groß mitmachen: „Ich sage immer, es gibt Schlimmeres, als mit Windkraft Geld zu verdienen“, so Dahlems Bürgermeister Jan Lembach bei der Einweihung des größten „Waldwindparks“ in NRW im Dezember des letzten Jahres. Er hat recht: Garantiert auf 20 Jahre bekommt die Gemeinde für die jetzt in Betrieb genommenen zehn WEA – auf Gemeinde eigenem Grund – jährlich 650.000 Euro Pacht, also über die gesamte Laufzeit rechnet man mit insgesamt 13 Millionen Euro. Eine neue Art des Lottogewinns. Und diese Preise haben sich gebildet, weil sehr, sehr viel Geld im Fördersystem des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) ist. 2016 wurden mindestens 28 Milliarden Euro von den Verbrauchern, zusätzlich zu ihrem Strompreis, an EEG–Umlage bezahlt. Damit liegt die garantierte Einspeisevergütung des Stroms fast zehnfach über dem tatsächlichen Marktwert an den Strombörsen. Für die Investoren, Projektierer und Hersteller von Windrädern ist dies eine Lizenz zum Gelddrucken!

Wird Strom für breite Bevölkerungsschichten bald zum Luxusgut?

Im Jahr 2017 wird die EEG–Umlage um weitere acht Prozent steigen. Ein Ende der Kostenexplosion in den nächsten Jahren ist nicht abzusehen. Heute sind die Strompreise in Deutschland die zweithöchsten in Europa. Bereits 330.000 Haushalte konnten 2016 ihre Stromrechnung nicht mehr bezahlen, Tendenz steigend. Die sozial Schwachen zahlen die Stromzeche.

Eine Abkehr von der Energiewende wäre das Eingeständnis eines schweren strategischen Fehlers

Es erhärtet sich der Eindruck, dass wir mit unseren erneuerbaren Energien und ihren schwankenden Stromerträgen ein Monster geschaffen haben, dass wir seit Jahren noch weniger im Griff haben als Goethes Zauberlehrling seinen Besen. Spätestens hier stellt sich die Frage, warum ist es so schwer, diese Fehlentwicklung zu korrigieren?

Die Antwort ist einfach: Keine politische Partei im Parlament stellt diese Politik in Frage. Eine Abkehr von der Energiewende wäre das Eingeständnis eines strategischen Fehlers, mit unvorhersehbaren Folgen. Auch weil eine mächtige „Ökolobby“ vorgibt, das Klima und damit die Welt zu retten. Dabei geht es schlicht nur ums Geld. Dass wir dabei unser Land großflächig zerstören, wird billigend und verantwortungslos in Kauf genommen.

Interessengeleitete Gutachten

Rotmilan grosz 2017 H.R.Hugo

Der Rotmilan, das heimliche Wappentier der Eifel. [Foto: H.R. Hugo]

Vor diesem Hintergrund ist der geplante Bau von mehr als tausend neuen Windrädern in der Eifel schlicht ein Irrsinn. Und dies nicht nur aus ökonomischer, sondern auch aus ökologischer Sicht. Es beginnt schon damit, dass die Firmen als zukünftige Windradprofiteure alle nötigen Gutachten in ihrem Auftrag erstellen lassen. Das heißt, sie haben Einfluss darauf, was in den Lärm- und Schallprognosen steht, oder welche Vogel- und Tierarten womöglich von den WEA bedroht wären. Das erklärt, warum Gutachter besonders gesetzlich geschützte Rotmilane oder Schwarzstörche über den Planungsgebieten oft „übersehen“, an denen sich die Anwohner aber Tag für Tag erfreuen.

Auch nachträglich eingebrachte Daten von Naturschützern z.B. über Flugbewegungen von Rotmilanen über den ausgewählten Baugebieten wurden vielfach durch die Genehmigungsbehörde mit dem Hinweis auf die „mangelnde Fachkompetenz“ von Laien abgebügelt. Auch spielt in diesem Zusammenhang die Androhung von Schadensersatzforderungen in Millionenhöhe durch die Windkraftunternehmen an die Kreise bei „schleppender“ Bearbeitung der Bauanträge eine nicht untergeordnete Rolle.

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Vom Windrad erschlagener Rotmilan. [Foto: C. Boch]

Hinzu kommt noch, dass Bürgerinnen und Bürger im Arten- und Naturschutzschutz, im Rahmen des Zulassungsrechts, keine Klagemöglichkeit besitzen. Dies haben nur die Umweltschutzverbände. Doch diese nutzen ihr Klagerecht sehr selten, weil die Erfolgsaussichten vor den Verwaltungsgerichten sehr gering sind aufgrund des gesetzlich festgeschriebenen Vorrechtes der Windenergie vor den Belangen des Naturschutzes. Wenn nur alle acht Jahre ein Rotmilan von einem Windrotor erwischt wird, sind dies bei der jetzigen Zahl von 28.000 Windanlagen – deutschlandweit – 3.500 Vögel weniger. Bei einer Gesamtpopulation von nur 15.000 Brutpaaren in Deutschland ist das ein dramatischer Verlust.

Der Widerstand auf dem Land wächst

Die Zeiten, in der „Bürgerwindparks“ ausschließlich bejubelt wurden, sind endgültig vorbei. Der Widerstand insbesondere in der ländlichen Bevölkerung wächst an vielen Orten, so auch in der Börde und in der Eifel. Und wer über die Autobahn in die Eifel fährt, weiß warum: Er sieht Armeen von Stahltürmen mit gigantischen Rotoren, die über Kilometer alles andere beherrschen. Und es sollen noch viel, viel mehr werden. So plante die rot–grüne Landesregierung in ihrem beschlossenen Landesentwicklungsplan (LEP) allein im Kreisgebiet Euskirchen die Anzahl der Windräder zu verzehnfachen! (111 installierte Windräder, Stand Mai 2017)

Allein in der Gemeinde Hellenthal soll neben den bereits 23 vorhandenen Anlagen, die Fläche für neue WEA verachtfacht und die Leistung um das Zwanzigfache gesteigert werden.

Zwar konnte der Hellenthaler Gemeinderat im letzten Jahr den Bau von weiteren 27 WEA im Narzissengebiet an der Olef vorläufig verhindern, aber der Druck von Landespolitik und Investoren nimmt stetig zu, weil die „guten“ Standorte für WEA knapp werden. So ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch dieses schöne Eifeltal durch riesige Industrieanlagen für immer zerstört wird. Und damit ist der länderübergreifende Kampf zur Erhaltung der Artenvielfalt in der Eifel für immer verloren.

Damit stellt sich nicht nur für die Menschen in der Eifel eine bedeutende Frage: Müssen wir uns jetzt mit einer rücksichtslosen großflächigen Zerstörung der natürlichen Lebensräume und der wertvollen Kulturlandschaften abfinden, weil ein planwirtschaftliches und unsoziales Fördersystem für hohe Profite bei den Investoren, Projektierern und Herstellern von Windkraftanlagen sorgt, ohne dass diese Energieform einen Beitrag zur Grundlastfähigkeit des deutschen Stromnetzes leistet?

Heinz–Rüdiger Hugo

Hellenthal, im April 2017

Weitere Informationen finden Sie unter:

www.sturmimwald.de

www.naturschutzinitiative.de

www.vernunftwende.de

www.deutschewildtierstiftung.de

www.nabu-euskirchen.de

19.5.2017NaturEifel0 Kommentare Gast Autor

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