Eifel: Wenn die Natur aus dem Winterschlaf erwacht, werden auch die Imker aktiv. Durch kontrolliertes Nachfüttern machen sie nun ihre Völker fit für den Frühling. Solange, bis die Honigbienen mit den ersten Frühlingsblühern wieder Nahrung in freier Natur finden.
Seit exakt 120 Jahren widmet sich der Imkerverein Rurtal e.V. der Förderung der Bienenzucht. Nach dem Zusammenschluss mit dem bereits 1865 gegründeten Bienenzuchtverein Düren kümmern sich mittlerweile über 100 Mitglieder gemeinsam um ihr „süßes“ Hobby. Im Kreisgebiet hegten und pflegten sie im vergangenen Jahr gut 800 Bienenvölker. Wie viele von ihnen den Winter unbeschadet überstanden haben, wird erst die nächste „Volkszählung“ zeigen.
„Honigsammeln ist kein Honigschlecken“, weiß Edgar Plank, erster Vorsitzender des Vereins. Der gebürtige Schwabe, der seit 1993 an der Rur lebt, imkert bereits seit Kindertagen und betreut zurzeit zwölf Völker. „Früher waren die Bienen viel aggressiver“, erinnert sich der 52-Jährige an eigene Erlebnisse. „Damals brauchte ich nur in der Nähe eines Bienenstocks Gras zu mähen, dann kamen die schon angeflogen.“ Doch durch gezieltes Züchten seien die Bienenvölker mittlerweile viel friedfertiger geworden. Zwei Entwicklungen betrachtet der passionierte Imker allerdings mit Sorge: Die intensive Landwirtschaft und eine „Verarmung der Natur“. Manchmal habe er den Eindruck, dass in privaten Gärten nur noch Pflanzen stehen, die zwar schön anzusehen sind, bei denen die Honigbienen aber keine Nahrung mehr finden.
Das jahrhundertealte Fachwissen rund um die Honiggewinnung wurde früher von Generation zu Generation weitergegeben. Heute bietet der Imkerverein Rurtal e.V. gezielt sechstägige Kurse an, um möglichst viele Menschen für die Bienenzucht zu begeistern. Schließlich ist die Honigbiene ein Garant beim Bestäuben der Obstbäume, Wild- und Kulturpflanzen. Ausbilder der zukünftigen Imker ist Peter Hendle aus Heimbach – Herr über 30 Bienenvölker. „Dieses Jahr haben wir die Honigschulung zum sechsten Mal durchgeführt“, berichtet der 65-Jährige. Interessierten sich anfangs nur rund zehn Personen für das Angebot, waren es dieses Jahr erneut über 30 Leute. „Quer durch alle Gesellschaftsschichten. Von zehn bis 70 Jahre“, freut sich Hendle und fügt hinzu: „Wir können nur den Weg zeigen, die Erfahrungen müssen alle selber machen.“
Wenn demnächst die riesigen Rapsfelder leuchtend gelb erblühen, gehen die Imker mit ihren Völkern auf Reisen. Anhand der so genannten „Wanderliste“ werden die Bienenstöcke nach Absprache mit den Landwirten gleichmäßig im Kreisgebiet verteilt. Von dieser alten Tradition profitieren alle Beteiligten. „Durch das Bestäuben der Rapsblüten erzielen die Bauern bis zu 30 Prozent mehr Ertrag durch größere, schmackhaftere Früchte“, schildert Edgar Plank. Gleichzeitig können sich die Imker über artenreinen Honig freuen. Schließlich sammelt ein Bienenvolk, das bis zu 40.000 Tiere zählen kann, zwischen 20 und 40 Kilo Honig als Wintervorrat.
Dieses Geben und Nehmen kennt der Vlattener Landwirt Wilhelm-Josef Schäfer auch schon von Kindesbeinen an. „Mein Vater war einer der ersten, der hier Raps angebaut hat“, erzählt er und deshalb stehen seit über 40 Jahren jedes Frühjahr bunt markierte Bienenstöcke auf seinen Ländereien. Ein ungeschriebenes Gesetz besagt übrigens, dass jeder Bauer im Kreis, der sein Feld zur Verfügung stellt, pro Bienenstock ein Glas Honig vom jeweiligen Imker bekommt. Dieses Deputat werde häufig an Kindergärten und Schulen weitergeleitet, freuen sich die Honig-Experten aus dem Rurtal.
Nähere Informationen unter www.imkerverein-dueren.de
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