Eifel: Die Eifel versteht sich zunehmend als das kleine Dorf aus Asterix und Obelix, das sich gegen die Besetzung der Römer zur Wehr setzt. Symbolisch für die Römer steht dabei heute das Umweltministerium in Düsseldorf mit seinen absolut realitätsfremden Ansprüchen, die Eifel in eine einzige große Windenergie-Industriezone zu verwandeln. Dazu wirft Düsseldorf alle verfügbaren Kräfte in die Schlacht: Die Bezirksregierung soll auf die Kommunen einwirken, mehr Windkraftzonen auszuweisen. Die Energieagentur NRW soll auf Veranstaltungen für die schöne neue Welt aus 200-Meter-Spargeln auf jedem verfügbaren Bergrücken werben. Die Windkraftfirmen schicken Vertreter im Großaufgebot über Land und bieten jedem Landwirt, der auch nur über einen halbwegs geeigneten Acker oder eine entsprechendes Waldstück verfügt, Pachtvorverträge mit lukrativen Beteiligungen an, damit diese Landwirte dann ihre Bürgermeister nerven, weitere Windkonzentrationszonen auszuweisen.
Grundlage für die theoretischen Zahlenspiele des Umweltministeriums ist die „Potentialstudie Erneuerbare Energien NRW Teil 1 Windenergie“ aus dem Jahr 2012.
Hier wird von Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) ohne Rücksicht auf Landschaft, Menschen oder Naturschutz einfach mal hochgerechnet, was man denn so alles an Windanlagen in die Landschaft bauen könnte, wenn man die lästigen Naturbewahrer und „Landschaftserhaltungs-Apostel“ zum Schweigen bringen würde und den – vom Land NRW finanziell ausgetrockneten Kommunen – nur mit genügend Geldscheinen vor der Nase herumwedelte. In einem „Leitszenario“ wird ein „machbares“ Potential an Windrädern pro Gemeinde hochgerechnet. Leider hat sich in der Realität herausgestellt, dass diese Zahlenspiele nur auf dem Papier funktionieren. Mangelnde Windhöffigkeit, der Artenschutz und die Abstände der Windräder zur Wohnbebauung lassen in dem dichtest besiedelten deutschen Bundesland NRW nicht noch mehr Landschaftszerstörung zu. Sehr zum Leidwesen unseres Umweltministers. Hat der sich doch als politisches Konzept auf die Fahnen geschrieben, bis 2020 den NRW-Stromverbrauch aus erneuerbaren Energien von zurzeit vier Prozent auf 15 Prozent zu vervierfachen. Bis 2030 sind die Pläne noch ehrgeiziger: Bis dahin soll nochmal die doppelte Menge dazukommen.
Was vielleicht in einer menschenleeren Wüste noch theoretisch aufzubauen wäre, stößt in dicht besiedeltem Gebiet auf erhebliche Schwierigkeiten. Zu viele Rotmilane, Schwarzstörche oder Fledermäuse behindern die Ausbreitung der Windräder in der Eifel. Manchmal beschweren sich auch ein paar Anwohner, aber die sollen ja, geht es nach dem neuen Landesentwicklungsplan, sowieso die ländlichen Regionen verlassen und in die Ballungsräume ziehen. Hierzu wird politisch der demographische Wandel bemüht und der zu hohe Flächenverbrauch im Land beklagt. Also raus mit den Menschen aus der unwirtlichen Eifel, Freiraum für Wolf und Luchs, und Windenergie für die Städter: Das sollen – geht es nach dem Minister und seinem Gefolge – die neuen Markenzeichen der Region werden. Menschen, die da leben wollen, stören in so einem Zukunftsbild doch nur.
Langsam begreifen die Eifeler, dass sie von der grünen Energiepolitik des Landes nichts Gutes zu erwarten haben: Zerstörung des Landschaft, Vernichtung des Tourismus, keine gerechte finanzielle Förderung für die ländliche Region. Erster Widerstand bei den Kommunen, sich als Energieindustriezone missbrauchen zu lassen, keimt auf. „Unsere Landschaft ist das Kapital der Eifel, das sollten wir bewahren“, ist immer öfter aus den Ratssälen zu hören. Die Gemeinde Hellenthal lehnt weitere Windkonzentrationszonen ab. In Roetgen bekämpft man die Pläne der Stadt Aachen, den Münsterwald zu verschandeln In Langerwehe wehren sich die Bewohner gegen Windräder im Wald und gegen ein Repowering auf der Halde Nierchen. In Schevenhütte empfindet man Windräder in der Trinkwasserschutzzone als überflüssig. Nideggen will nicht, dass seine historische Bausubstanz von Windrädern aus Kreuzau umzingelt wird und in Obermaubach finden es die Bewohner überhaupt nicht gut, wenn ihnen die Gemeinde Hürtgenwald mit drei 200-Meter-Windrädern die Aussicht auf den Hausberg verstellt. Bei der Unteren Landschaftsbehörde im Kreis Euskirchen fragt man sich ratlos, wo man denn die nach der Potentialstudie des LANUV angeblich mögliche zehnfache Anzahl der bisher errichteten Windanlagen im Kreis hinstellen soll: Sämtliche noch vorhandenen Standorte kollidieren mit verbindlichen Umweltschutzauflagen.
Minister Remmel hat für NRW das Modell aus Rheinland-Pfalz vor Augen, wo es innerhalb einer Legislaturperiode gelungen war, rücksichtslos weite Teile wertvoller und unverbrauchter Landschaft in großflächige Windenergienutzflächen umzuwandeln. Wo „erneuerbar“ draufsteht, müssen in RLP die Menschen und die Tiere weichen, muss die Landschaft geopfert werden für den messianischen Traum der deutschen grünen Welterrettung. Vorsichtige Einsprüche, dass wir dabei das zerstören, was wir schützen wollen, werden als irrelevant vor dieser großen Aufgabe vom Tisch gewischt.
Da hilft es auch nicht, wenn anerkannte Wissenschaftler in einer 25- jährigen Langzeitstudie den Nachweis erbringen, dass ein erhöhter CO2-Anteil in der Atmosphäre zu einer weltweiten Zunahme des Blattwachstums an allen Pflanzen um bis zu 50 Prozent geführt hat. Kohlendioxid ist Pflanzennahrung, mehr CO2 führt zum Ergrünen unseres Planeten. Die Pflanzen sorgen dann über Fotosynthese für mehr Sauerstoff in der Atmosphäre.
http://www.nzz.ch/wissenschaft/klima/die-erde-ergruent-1.18732587.
http://www.nature.com/nclimate/journal/vaop/ncurrent/full/nclimate3004.html
Das Ökosystem unserer Erde in seiner Gesamtheit haben wir bisher nicht verstanden, wir schrauben an Symptomen. Ein wenig mehr Bescheidenheit und Ehrfurcht vor der Natur, wäre – bei allem Eifer – angebracht.
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