Schleiden, Vogelsang: Es war ein großer Tag in Vogelsang, denn nach viereinhalb Jahren Bauzeit wurde das neue Forum Vogelsang IP eröffnet. Aus dem historischen Zentralbau der 100 Hektar großen, denkmalgeschützten Anlage wurde ein modernes, 12.500 Quadratmeter umfassendes Besucher- und Ausstellungszentrum. Herzstücke des Projekts sind neben dem 1.800 Quadratmeter großen Besucherzentrum zwei große Ausstellungen, die einen zeitgerechten, barrierefreien und viersprachigen Zugang zu den beiden zentralen Themen des Standorts ermöglichen.
Dies ist zum einen die zukünftige Dauerausstellung der NS-Dokumentation Vogelsang. Sie trägt den Titel „Bestimmung: Herrenmensch. NS-Ordensburgen zwischen Faszination und Verbrechen“. Auf 800 Quadratmetern und zusätzlich gut 1.000 Quadratmetern in den drei Exponat-Räumen „Ehrenhalle“, „Burgschänke“ und „Kameradschaftshaus“ vermittelt sie aus verschiedenen Perspektiven den historischen Ort Vogelsang.
Unter dem Titel „Wildnis(t)räume“ tritt die zweite große Dauerausstellung auf. In Panoramalage mitten im Nationalpark Eifel gelegen, ist sie als Nationalpark-Zentrum Eifel die Anlaufstelle des seit 2004 bestehenden, einzigen Nationalparks in NRW. Mit ihren knapp 2.000 Quadratmetern an Ausstellungsfläche, kinder- und damit familienfreundlich angelegt, sowie mit vielfältigen flankierenden Programmen ergänzt sie die Bildungs- und Erlebnislandschaft des Nationalparks Eifel um eine wesentliche weitere Komponente. Betreiber des Nationalparkzentrums ist der Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen.
Als Vertreterin des Landes Nordrhein-Westfalen eröffnete Christina Kampmann, Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport gemeinsam mit Dr. Günter Winands, Stellvertreter der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, am vergangenen Sonntag die Dauerausstellung der NS-Dokumentation Vogelsang im neuen Forum Vogelsang IP. Sie bietet auf 750 Quadratmetern vielfältige Zugänge zum Erinnerungsort Vogelsang.Als Schulungsstätte für den Führungsnachwuchs der NSDAP errichtet, ist der 100 Hektar große Denkmalbereich der ehemaligen NS-Ordensburg heute ein exemplarischer NS-„Täter-Ort“, in dessen Geschichte sich die fatale Attraktion des Nationalsozialismus ebenso widerspiegelt wie die Mechanismen einer führerbezogenen „Ausbildung“. Vor den 1.000 geladenen Gästen auf dem historischen „Adlerhof“ hob Ministerin Kampmann die Bedeutung der vom Land geförderten NS-Dokumentation Vogelsang für die historisch-politische Bildung hervor. „Die ehemalige ‚Ordensburg‘ Vogelsang gehört zu den herausragenden Orten der Erinnerungskultur in Nordrhein-Westfalen. Ein Ort, der es ermöglicht, genau hinzusehen, was damals passiert ist. Denn die Frage nach der Verantwortung jedes Einzelnen ist eine Kernfrage des historisch-politischen Lernens und jeder demokratischen Bildung überhaupt“, sagte Kampmann.
Für die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien formulierte Winands das Motiv des Bundes zur Projektförderung folgendermaßen: „Der Bund fördert im Rahmen einer umfassenden Gedenkstättenkonzeption nicht nur KZ-Gedenkstätten und andere Orte des Opfergedenkens, sondern auch die Aufklärungsarbeit an authentischen ‚Täter-Orten‘. Ob Reichsparteitagsgelände in Nürnberg, Haus der Wannsee-Konferenz in Berlin oder nunmehr auch die ‚NS-Ordensburg‘ Vogelsang, es ist wichtig, gerade hier die Mechanismen eines verbrecherischen Regimes aufzudecken – nicht zuletzt, um daraus Lehren für die Gegenwart zu ziehen und den Wert einer freiheitlichen Gesellschaft zu verdeutlichen.“ Die NS-Dokumentation Vogelsang ist die grundlegende Säule der Akademie Vogelsang IP, unter deren Dach die Bildungsaktivitäten der 2008 gegründeten Vogelsang IP gemeinnützige GmbH gebündelt sind. Für deren Hauptgesellschafter Landschaftsverband Rheinland (LVR), der seine vielfältigen wissenschaftlichen und museumsfachlichen Kompetenzen in die inhaltliche wie gestalterische Konzeption einbrachte, stellte Aufsichtsratsvorsitzender Professor Dr. Jürgen Rolle fest: „Lernen aus der Geschichte ist heute aktueller denn je. Die vom historischen Ort Vogelsang und der neuen Ausstellung ausgehenden Erkenntnisse und Impulse sind in den aktuellen gesellschaftspolitischen Diskussionen enorm hilfreich und wichtig.“ Manfred Poth, als Vertreter des Kreises Euskirchen Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Vogelsang IP gemeinnützige GmbH, betonte die Bedeutung für die Jugendarbeit, insbesondere für die Prävention gegen Rechtsextremismus: „Das Leitbild des Internationalen Platzes Vogelsang IP, in dem Dialog, Vielfalt und persönliche Verantwortungsübernahme an erster Stelle stehen, kontrastiert klar mit der NS-Geschichte und bietet auf diese Weise vielfältige Impulse zur Werteorientierung und Demokratieförderung. In diesem Sinne ist Vogelsang ein idealer außerschulischer Lernort.“
Die zweite Dauerausstellung eröffnete NRW-Umweltminister Johannes Remmel. „Wildnis(t)räume heißt es in der Erlebnisausstellung. Auf 2.000 Quadratmetern Fläche bietet die Ausstellung sieben Themenbereiche rund um den einzigen Nationalpark Nordrhein-Westfalens. „Der Nationalpark mit seinem neuen Zentrum ist die ersten Adresse, wenn es um Wildnis in Nordrhein-Westfalen geht“, sagte Minister Remmel. „Es ist beachtlich, was hier in den vergangenen Jahren auf die Beine gestellt worden ist. Das Konzept ist rund und bietet den Besucherinnen und Besuchern spannende Erlebnisse, überraschende Informationen und bei Interesse ergänzende Angebote und Programme.“Das Nationalpark-Zentrum bietet attraktive Panoramablicke auf den Urftsee und auf das Waldgebiet Kermeter, einen der ökologischen Schätze des Nationalparks Eifel. Die Ausstellung ist mehrsprachig und barrierefrei gestaltet. Betreiber ist das Nationalparkforstamt Eifel, das zum Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen gehört. „Wir machen mit der Ausstellung die Vielfalt von Wald und Wildnis mit allen Sinnen erlebbar. Wald und Holz NRW präsentiert die Faszination der heimischen Natur“, sagte Andreas Wiebe, Leiter von Wald und Holz NRW. Die Ausstellung zeigt die Wildnis und die natürliche Dynamik unserer Wälder mit beeindruckenden Inszenierungen. Vielfältige Erlebnisse von Hörstationen, über Tierpräparate und -modelle zum Anfassen, tastbare Landkarten und Globen bis hin zu interaktiven Spielen und einem 3D-Film zur Waldentstehung gehören dazu.
Im Sinne der Internationalität des Standortes werden nicht nur der Nationalpark Eifel, sondern auch globale Zusammenhänge des Schutzes von Natur und Umwelt angesprochen. Die Gäste werden zur Reflexion über das eigene Naturverständnis und das Phänomen Wildnis angeregt. „Das Konzept des Nationalpark-Zentrums überzeugt. Es dient nicht nur der Wissensvermittlung. Sinneseindrücke, Perspektivwechsel und Aha-Erlebnisse regen Gefühl, Bewusstsein und Verständnis für die Natur gleichermaßen an. Wer auf diese Weise erkennt, dass alles voneinander abhängt, bei dem wächst auch die Bereitschaft, das eigene Handeln zu überdenken, um die natürlichen Lebensgrundlagen zu erhalten und den Planeten Erde nicht über seine Grenzen hinaus zu beanspruchen“, sagte Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) anlässlich der Eröffnungsfeier.
Beide Ausstellungen sind, wie das Forum Vogelsang IP insgesamt, täglich von 10.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Durch einen Mediaguide ist die Ausstellung auch in englischer, französischer und niederländischer Sprache les- und hörbar. Eine Vielzahl an offenen und buchbaren Bildungsprogrammen zur Ausstellung wird von der Akademie Vogelsang IP angeboten. Auch blinde oder sehbehinderte Menschen können die Ausstellung barrierefrei erfahren. Der Ausstellungsbesuch kostet acht, ermäßigt vier Euro. Der 100 Hektar große Denkmalbereich selbst ist kostenfrei begehbar und frei zugänglich. Es gibt auch ein Kombiticket für zwölf, ermäßigt sechs Euro, das den Besuch beider Präsentationen ermöglicht (auch an verschiedenen Tagen einlösbar)
Informationen unter http://www.vogelsang-ip.de
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