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Inmitten von Wäldern thront die ehemalige Ordensburg Vogelsang. [Foto: ip vogelsang]

Ist das Zertifikat „Sternenpark“ im Nationalpark Eifel in Gefahr?

Schleiden, Vogelsang: Unvergessenen ist der Spruch einer mittlerweile verstorbenen Freundin, die mitten in Köln lebte und bei uns in der Eifel vor vielen Jahren eine wundervolle sternenklare Nacht erlebte. Ehrfürchtig und gleichzeitig humorvoll meinte sie am nächsten Morgen: „Jetzt weiß ich, warum ich in Köln keine Sterne sehe. Die sind alle bei Euch in der Eifel!“ Dein damaliger Satz, liebe Johanna, bringt das Problem auf den Punkt.

Während in den Großstädten mit grellem Licht und Dauerbeleuchtung die Nacht bereits zum Tag gemacht wird, gilt es in ländlichen Regionen, den uneingeschränkten Blick auf den nächtlichen Sternenhimmel zu schützen. Durch zielgerichtete Beleuchtung der Straßen, Plätze und Objekte. Auf Initiative des Astronomen Harald Bardenhagen, der auf dem weitläufigen Vogelsang-Gelände eine private Sternwarte einrichtete, reagierten bereits umliegende Gemeinden wie Heimbach oder Schleiden und optimierten ihre öffentliche Beleuchtung, um den Blauanteil im Lichtspektrum so gering wie möglich zu halten. So soll auf Dauer die „natürliche Nacht“ in der ganzen Region gerettet werden. Von der International Dark-Sky Association (IDA) hatte der Nationalpark Eifel bereits im Februar 2014 die Zertifizierung zum anerkannten Sternenpark erhalten. Doch dieses Alleinstellungsmerkmal und der beliebte Touristenmagnet für Nachtschwärmer scheint in Gefahr.

Eine auf dem Vogelsang-Gelände geplante Unterkunft für 800 Flüchtlinge soll – aus Sicherheitsgründen – mit lichtstarken Lampen ausgestattet werden. Selbst die Umstellung auf LED-Lampen verschlechtere manchmal die Situation, denn das hellweiße Licht mit hohem Blauanteil habe extreme Nachteile in der Nacht, argumentiert Bardenhagen. „Die Anlockwirkung für Insekten und nachtaktive Tiere ist immens und bringt nicht nur bei diesen kleinen Lebewesen den Tag-Nacht-Rhythmus durcheinander.“

„Durch eine behutsame Beleuchtungsplanung kann viel verändert werden“, weiß der Experte. 2010 hatte er die Idee, im Nationalpark seine Astronomie-Werkstatt einzurichten. „Es war nicht nur eine Vision“, sagt er heute. Der Trend gibt ihm – und unserer Freundin Johanna – Recht. Immer mehr Städter kommen mitten in der Nacht – selbst zwischen ein und drei Uhr morgens – in den Sternenpark und wollen einen faszinierenden Blick auf die Milchstraße oder die Sternbilder erleben. Um das einmalige Zertifikat Sternenpark auf Dauer behalten zu können, müssen allerdings die „strengen Richtlinien“ konsequent eingehalten werden, mahnt Bardenhagen.

Noch setzt der Astronom auf Vermittlung: „Der Kreistag hat bereits angekündigt zu intervenieren“, zeigt er sich zuversichtlich und hofft, dass auch bei der Flüchtlingsunterkunft eine sanfte Lichtregie eingesetzt wird. „Natürlich müssen sich die Menschen rund um die Uhr auf dem Gelände zurechtfinden können“, betont er. Aber auch bei den anderen, mittlerweile eingeweihten und oft frequentierten Gebäuden sei eine einvernehmliche Lösung gefunden worden. In enger Absprache mit den Denkmalschützern konnte eine effektive und ästhetische Lösung mit sanftem, gelb-orangen blendungsfreiem Licht umgesetzt werden – egal, ob beim DRK-Gebäude oder Gästehaus. „Ich habe weiterhin die Hoffnung, dass sich was ändert.“

Wenn die Flüchtlingsunterkunft eröffnet und – wie er hofft – sternenfreundlich ausgeleuchtet wird, hat er schon Pläne vorbereitet, wie er die Migranten einbinden kann. „Mein Credo“, sagt Harald Bardenhagen voller Überzeugung, „lautet ‚Sterne ohne Grenzen’“. Mit den Sternbildern am Himmel verbinde jeder seine eigenen Träume und Erinnerungen – auch weit entfernt von der eigenen Heimat. Vielleicht finden sich ja einige Migranten, die mittlerweile schon so gut Deutsch sprechen, um Bardenhagens spannende Exkursionen in den Kosmos zu übersetzen…

Alle Details zu der Sternwarte von Harald Bardenhagen finden sich unter www.sterne-ohne-grenzen.de.

23.9.2016LebenSchleiden, Vogelsang0 Kommentare bwp

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