Heimbach: Mein erster Eindruck, nachdem ich den Raum betreten habe und auf eine unglaublich große Zahl von Sand-Gesichtern blicke, die neben- und untereinander auf einer riesigen Fläche aufgelegt sind: Sie sind für mich zunächst kaum einzeln zu erfassen. Bei der ersten Betrachtung entsteht erst ein Gesamtbild aller Portraits, bevor mein Auge beginnt Blicke, Münder, Gesichter, Ausdruck zu erkennen und individuell wahrzunehmen.
Nach einer ausführlichen Einführung von Ira Marom zum Projekt und zur Arbeitsweise heißt es dann: “Wir fangen mal an.” Ein bisschen Panik, oh je, kreativ sein, jetzt sofort! Mit völlig fremdem Material und einer speziellen Technik. Wunderschön diese unglaublich farbintensiven Pigmente, aber was tun damit?
Ich mache mich mit Freude an der Auseinandersetzung ans Werk, wie wir alle. Es wird ein bisschen stiller, jeder werkelt vor sich hin, ein Fluch von hier, ein Meckern oder ein “Ja!” von dort. Wir machen weiter. Was mich angeht, mache ich das etwa zwei Stunden so, bevor ich mich entschließe, mein Erstlingswerk, das ich “kaputtgestaltet” hatte, einfach wegzuwerfen und neu zu beginnen. Und siehe da, das Neue war binnen einer Viertelstunde gemacht und es gefiel mir! Sich von einer eingefahrenen Sache zu lösen und ganz einfach neu anzufangen, kann manchmal den Geist befreien und sehr hilfreich sein.
Unsere finalen Sandbilder werden am Ende an die der anderen auf der großen Fläche gereiht. Jede einzelne Fuge zwischen uns “Neuen” und den “Alten” wird von Ira sorgsam mit Sand aufgefüllt, damit wir alle zusammen zu einem verbundenen Gebilde, einem Teppich werden. Schön, mit dem Blick auf das Ganze, sich so lückenlos und komplett zu fühlen.
Diese Gedanken sind mir nicht neu, genau so empfinde ich unsere besondere EIFELON-Gemeinschaft. Wir sind so verschieden, aber voller Vertrauen. Es ist immer jemand da, der eine Lücke schließen kann. Dies zu erreichen für alle Menschen, ist ein gutes Ziel. Und Ira Maroms Projekt ist ein Weg in diese Richtung.
Es muss nicht jeder jeden zum Freund machen, das kann nicht funktionieren. Aber wir sollten es wieder zulassen, einander näherzukommen. Uns mehr Zeit geben, einander anzuschauen, um uns überhaupt erst eine wirkliche Meinung voneinander bilden zu können.
Im Januar werden Teile der Sandbilder symbolisch in die Rur verstreut und lösen sich dort auf. In meiner Fantasie lassen sich vielleicht iranische Augen und ein äthiopischer Mund auf einem Stein unter Wasser nieder und werden langsam gemeinsam davon gespült. Vielleicht werden ein paar winzige Sandkörnchen einer afrikanischen und meiner Nase auf dem Rücken eines Fisches irgendwo hin getragen. Möglicherweise trennt sich alles, oder es versammelt sich an einem Hindernis, wer weiss, Vergänglichkeit…
Wilhelm von Humboldt hat einmal gesagt:
Im Grunde sind es immer die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben ihren Wert geben.”
So sehe ich das auch und freue mich auf hoffentlich noch viele Jahre mit EIFELON und viele inspirierende Begegnungen mit Menschen aus unserer gemeinsamen Welt.
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