Eifel: Es war ein besonderes Erlebnis, zusammen mit dem Künstler Ira Marom diese Bilder zu erstellen. Natürlich interessierte mich auch die technische Seite: wie kommen die Portraits in den Sand? Wie werden sie fixiert? Wie male ich im Sand? Fragen, die ich mir vor der Aktion stellte und mich neugierig auf den Vormittag machten.
Und dann der erste Blick in den Raum der Kunstakademie, in dem schon vor uns zahlreiche Besucher ihre Spuren im Sand hinterlassen hatten. Wie ein bunter, fröhlicher Teppich wirkten die Arbeiten, die Ira Marom dicht an dicht nebeneinander gelegt hatte. Hier bröckelte es schon ein bisschen, dort sprangen sofort leuchtende Farben ins Auge, an anderer Stelle fesselte ein Gesicht den Blick. Ein Teppich ist bodenständig, auf ihm laufen die Menschen herum. Er kann erfreuen, er gibt Wärme – wie die vielen einzelnen Portraits im Sand. Wir kamen ins Gespräch mit dem Künstler, er erklärte die technische Seite, doch viel spannender war der Austausch über die Hintergründe der Aktion. Die Vergänglichkeit eines jeden Einzelnen, Spuren im Sand hinterlassen, ein fröhliches Miteinander – Gedanken, die sich breit machten. „Wir sind alle gleich durch unsere Verletzbarkeit und Vergänglichkeit“, meint Ira Marom. So verletzlich die Sandbilder sind, so verletzlich ist auch jede Seele, egal wo der Mensch herkommt, was er macht, wie er lebt. Wir sind alle vergänglich und verletzbar, wir sollten uns darüber im alltäglichen Miteinander vielleicht öfter bewusst werden. Die Bilder, die wir und all die anderen gefertigt haben, sind vergänglich. „Die Bilder sollen verinnerlicht werden, dies ist Teil des Prozesses“, sagt dazu der Künstler.
Der Prozess des Entstehens war heiter. Wir schauten uns gegenseitig über die Schulter und schwelgten in den intensiven Farben. Hochwertige Farbpigmente standen bereit. Gewonnen aus Mineralien oder Pflanzen. Leuchtende Blautöne, intensive Grünschattierungen und dann das tiefe, dunkle Rot. Doch wie beginnen? Welcher Hintergrund passt zum eigenen Portrait? Experimentieren war angesagt und schnell hatte ich meine Lieblingsfarben gefunden: Ein tiefdunkles Ultramarinblau und ein sattes Grün, was zusammen mit etwas Schwung zu einem tosenden Meer wurde. Genau das Richtige für ein Nordlicht wie mich. Kreativ werden, Neues entdecken und mit Farben spielen wecken in mir immer eine ganz besondere Seite. Ich kann loslassen, mich ganz mit der Sache beschäftigen, beobachten, was daraus entsteht und einfach Spaß am Spiel mit den Farben haben.
Im Januar wird das Gesamtkunstwerk aufgelöst: der Sand wird zusammengefegt mit all seinen Portraits und in einer Zeremonie in die Rur geschüttet. Korn für Korn wird von der Strömung des Flusses mitgenommen, bleibt irgendwo hängen und wird vielleicht Teil eines Uferabschnittes, auf dem andere Menschen im Sand ihren Fußabdruck hinterlassen. Oder aber das kleine Sandkorn wird weiter getrieben in den nächsten Strom und landet schließlich im großen Ozean. Ein schöner Gedanke: Ein Teil von mir, von etwas, dass ich gestaltet habe, wird in die Welt getragen, wird irgendwo Teil von etwas Neuem. Ich habe Spuren im Sand hinterlassen!
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