Heimbach: Normalerweise haben wir mittwochs um zehn Uhr Redaktionskonferenz. Stattdessen treffen wir uns diesmal in der Heimbacher Internationalen Kunstakademie: Neugier und Abenteuer pur. Ein Selbstportrait in Sand gießen und dann noch darüber schreiben? Buff, eine riesige Herausforderung!
Ich fotografiere, beobachte. Jeder von uns probiert, ist vertieft, tüftelt, entdeckt… Mal strahlend, dann gedankenversunken. Unsere Portraits hatten wir vorher eingeschickt.
Allein schon das gemeinsame Foto-Shooting am Wochenende zuvor war ein unvergessliches Erlebnis. Wir bekommen – wie in der Grundschule – Scheren, um die Portrait-Konturen auszuschneiden. Möglichst sauber, schließlich sollen sich später die Pigmentstoffe des kopierten Fotos im gepressten Sand abbilden. Spiegelverkehrt. Verquer gedacht…
Im Atelier der Burg Hengebach liegen bereits hunderte Sandportraits. Etwa 120 davon sollen später in der Staatskanzlei und im Düsseldorfer Landtag ausgestellt werden. Ich sehe den Sand, sehe die leuchtenden Pigmentfarben und bin beglückt. Trotzdem klopft mein Herz bis in den Hals. Krieg ich das hin?
Ira Marom führt mit Charme und Chuzpe in die Technik ein. Wir probieren. Aber wehe, wenn man beim Ausscheiden aufs kopierte Foto fasst. Dann sind plötzlich die farbigen Pigmente verloren… Jedes Kommissariat würde sich über diesen perfekten Fingerabdruck freuen.
Ein erneuter Versuch. Gedankenverloren schnibbel ich vor mich hin. Jetzt aber.
Ich habe bereits ein Bild im Kopf, der Hintergrund ist gestaltet, aber kann ich das auch ’spiegelverkehrt‘ umsetzen?
Meiner Meinung nach scheitert der erste Versuch. Ich bin kurz davor, das Sandbild ‚in die Tonne zu kloppen‘. Neu anzufangen. Aber unisono sagen die Anderen: „Stopp! Nein! Das ist toll!“ Ich zweifele. „Doch“, beteuern sie. „Diese grüne Wolke vor Deinem Gesicht ist Deine Kreativität, Deine Inspiration, Deine Hoffnung!“ Ich zögere. Wie gut…
Mittlerweile mag ich diese vergängliche, rieselnde Moment-Aufnahme meines Lebens: Körnchen für Körnchen aus Sand, Erinnerungen und strahlenden Farben zusammengesetzt.
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Sehr schön, und vergänglich wie wir alle sind!
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