Heimbach: Wir alle sind eitel, der Spiegel, das Stifterbild, die Porträtmalerei, die Fotografie, die Selfies sprechen davon Bände und unterstützen das mit zunehmenden Mengen. Eitelkeit ist eine besondere Form der Ichbezogenheit, damit muss ich sehr vorsichtig umgehen. Eitelkeit und Selbstbewusstsein sind nämlich zweierlei.
Wenn ich jetzt das eigene Bild auf dem Sandgrund sehe, wird mir alleine durch das Material, den Schaffensprozess und den Moment wieder bewusst, wie fragil und verletzlich nicht nur mein Abbild ist, sondern ich selber bin. Eine störende Berührung des Sandbildes, – und weg ist die Illusion. Eine Metapher für die latente plötzliche Vergänglichkeit.
Mich im Bild zu sehen, dieses bewusst mit einem Zeichen zu schmücken, mich von ihm zu trennen, es da zu lassen, wo auch die anderen Bilder und Bildgedanken liegen, es schließlich demnächst in einem Sandwölkchen ganz aufzugeben, weckt weder Wehmut, noch ist es Verlust oder Trauer, weder Staatsakt noch Selbstvernichtung. Ein Bild ist ein Bild. Wie viele Bilder von mir habe ich schon zerrissen oder weggeklickt! Aber es passt gut, in der Vorbereitung auf das Geburtsfest Weihnachten an den Aschermittwoch erinnert zu werden. Das erdet nämlich und stärkt zugleich.
Dass Kunst nicht nur eine formale und inhaltliche Seite hat, sondern uns auch eine Fülle geistiger und geistlicher Erfahrungen spendet, wird in diesem Projekt über alle Grenzen hinweg spürbar. Die irdische Vergänglichkeit – ganz nüchtern betrachtet – ist ja die einzige Gewissheit, die wir alle mit unserer Geburt erlangten. Und die entscheidende Frage bleibt doch: Was mache ich daraus – als Individuum und Mitmensch? [Frank Günter Zehnder, Direktor der Internationalen Kunstakademie Heimbach]
- 12.01.2018: Symbol der Vergänglichkeit: Sandportraits wurden aufgelöst
- 22.12.2017: Gesichter-Meer im Fluss
- 22.12.2017: Die Erinnerung bleibt
- 22.12.2017: Das bin ich...
- 22.12.2017: Das Meer und Ich: Spuren im Sand
- 22.12.2017: Vergängliche Spuren: Portraits aus Sand
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