Heimbach, Vlatten: Wenn sich an diesem Wochenende die Fans nostalgischer Landmaschinen zu den 23. Historischen Feldtagen in Nordhorn treffen, scheint die Zeit still zu stehen: Das Besondere an dieser Veranstaltung in der Grafschaft Bentheim ist, dass dort die 2.400 liebevoll restaurierten Trecker und Erntemaschinen nicht nur ausgestellt werden, sondern einige von ihnen auch bei der Feldarbeit zum Einsatz kommen. „Wir wollen den nachwachsenden Generationen zeigen, wie die Landwirte früher gearbeitet haben“, erklärt Johann Hood, Geschäftsführer des Treckerclubs Nordhorn e.V., das faszinierende Projekt.
Auf einer eigens angelegten Agrarfläche von acht Hektar können die Besucher erleben, wie mit den historischen Landmaschinen die Felder bestellt werden: Da wird Korn eingefahren, Getreide gedroschen und Stroh gepresst, Mais gehäckselt oder Grünfutter geerntet. Auf anderen Parzellen werden Kartoffeln gerodet und die Ländereien anschließend gepflügt.
An Deutschlands größtem Treckertreffen, zu dem Aussteller und Akteure aus Holland, Belgien und Österreich anreisen, nimmt auch der Eifeler René Küpper teil. Mit seinem Freund Friedel Bonn ist er seit dem Jahr 2000 regelmäßig dabei. Vier Jahre zuvor packte ihn die Sammelleidenschaft: „Mein Schwager hatte sich einen alten Traktor zugelegt und ich habe ihm geholfen, ihn komplett auseinanderzunehmen, damit er wieder läuft.“ Danach war es um den Vlattener geschehen. Mittlerweile ist René Küpper stolzer Besitzer von 25 kleinen und 15 großen, betagten Traktoren. Das älteste Modell – eine Fräse – ist Baujahr 1928. In seiner Scheune hütet er aber auch Schätzchen aus den 30er und 40er Jahren. „Und bis auf einen haben alle TÜV“, erzählt er, während er einige alte Landmaschinen für den Transport ins 250 Kilometer entfernte Nordhorn auf der Ladefläche seines historischen Lastwagens festzurrt.
Friedel Bonn hat als Landwirtssohn seit frühester Kindheit ein Faible für Traktoren. Nachdem er von seinem Onkel das erste Vehikel geschenkt bekommen hatte, gab es für sein Hobby kein Halten mehr. Mittlerweile hat der 50-jährige KFZ-Schlosser im rheinland-pfälzischen Plaidt ein privates Museum für alte Landmaschinen aufgebaut.Bei den Historischen Feldtagen werden die beiden Freunde auch eine „Feldttrocknungsanlage“ präsentieren, mit der in den 1970er Jahren das frische Gras geerntet, in einer riesigen Trommel getrocknet und schließlich als Futterpellets wieder ausgeworfen wurden. Weltweit existieren nur noch drei Exemplare der von der Firma Fahr produzierten Maschine. Mit detektivischer Leidenschaft spürten die Sammler diese Rarität bei einer Mühle in Weisweil auf. Gemeinsam mit Jens Völkerink und Robert Kwast wurde die Anlage gesandstrahlt, neu lackiert und fahrbereit gemacht. „Leider ist die Steuerung abhanden gekommen. Aber das kriegen wir auch wieder hin“, ist Tüftler René Küpper sicher, der neben seinem Beruf als kaufmännischer Angestellter einen Ersatzteilhandel für alte Landmaschinen betreibt.
Vor zwei Wochen ging für den 42-Jährigen ein weiterer Traum in Erfüllung. Seit über 17 Jahren spürte er einem „Geräteträger“ von Fahr hinterher. „Ich wusste, dass irgendwo in der Eifel einer steht und habe in den Wochenblättern inseriert. Aber immer vergebens“, schildert er seine Suche. Doch dann bekam er den entscheidenden Tipp. Die 1956 produzierte Landmaschine war 1963 nach Bitburg verkauft worden und stand seit 1985 in einer Scheune. Nun tuckert sie durch Vlatten. „Als wir sie angezogen haben, ist sie sofort angesprungen“, strahlt der passionierte Sammler.
Seine Frau Alexandra sieht das zeitintensive Hobby ihres Mannes mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Kennen gelernt haben sich die Beiden übrigens, als René Küpper bei ihrem Vater ein Ersatzteil für seinen Traktor kaufte…
Ausführliche Informationen zu den 23. Historischen Feldtagen finden sich im Netz unter www.treckerclub.de. Auf dieser Seite haben die Organisatoren auch ein kurzes Video über das Event eingestellt, in dem René Küpper und Friedel Bonn mit der restaurierten Feldtrocknungsanlage zu sehen sind.
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