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Der Schwarzstorch ist im Höfener Wald durch Windräder gefährdet. [Foto: Andreas Eichler/Quelle: wikimedia CC BY-SA 4.0]

Schwarzstorch oder Stadtkasse?

Monschau: Die Firma juwi Energieprojekte GmbH möchte im Höfener Wald auf dem Gebiet der Stadt Monschau fünf 207 Meter hohe Windanlagen errichten und zusammen mit der STAWAG und der enwor GmbH auch betreiben. Der Genehmigungsantrag und die zugehörigen Antragsunterlagen können in der Zeit vom 18. Juli bis 18. August im Monschauer Rathaus, in den Rathäusern der Anliegergemeinden, sowie im Dienstgebäude Zollernstraße 20, Zimmer F 325, der StädteRegion Aachen eingesehen werden. Zusätzlich sind die Unterlagen im Internet unter: http://wka-umweltamt.staedteregion-aachen.de/WKA-Monschau-Hoefen/ verlinkt.

Nach dem Bundes-Immissionsschutz-Gesetz (BImSchG) können Einwendungen gegen das Vorhaben schriftlich bis zum 1. September bei der Stadt Monschau oder der StädteRegion Aachen vorgebracht werden.

Für die Einwender gibt es einen öffentlichen Erörterungstermin, an dem sie ihre Einwendungen erläutern können: Dieser Termin ist auf den Mittwoch, 12. Oktober, ab 10.00 Uhr in der Aula der Elwin-Christoffel-Realschule und der Gemeinschaftshauptschule Monschau, Wilhelm-Jansen-Straße 5, 52156 Monschau festgelegt. Eine besondere Einladung zu dem Termin erfolgt nicht.

Die neue Windradplanung im Höfener Wald ist bei den Naturschutzverbänden und dem wissenschaftlichen Beirat des Nationalparks höchst umstritten. Während man in der Gemeinde Hellenthal die Bedenken der Wissenschaftler ernst nahm und auf die Ausweisung neuer Konzentrationszonen verzichtet, (EIFELON berichtete: „Keine neuen Windräder in Hellenthal„), wiegen bei den Stadtvertretern in Monschau die möglichen Gewinne aus dem Windpark auf städtischem Grund schwerer: Bis zu einer halben Million pro Jahr will die Kommune aus dem Windparkprojekt für den Haushalt erzielen. Dagegen haben ökologische Gesichtspunkte einen schweren Stand.

Zwar hatte sich das Windradvolumen im Laufe der Planung – von anfangs acht bis zehn Anlagen – auf nunmehr fünf Anträge verringert. Ob das aber die Einkreisung des Nationalparks durch Windanlagen relevant entschärft, darf bezweifelt werden. Sind doch rund um den Nationalpark in den letzten Jahren neben den „kleinen“ Windparks, die Anzahl der Großanlagen in Schleiden-Schöneseifen, in Patersweiher, in Schmidt und Hürtgenwald dazugekommen. Weitere sieben Anlagen sind in Simmerath im Bau und in Raffelsbrand, auf dem Ochsenauel und vor den Toren Nideggens versuchen Hürtgenwald und Kreuzau die Windradmauer um das Naturschutzreservat komplett zu machen.

Schlechte Zeiten für Zugvögel und seltene Arten und deren Nahrungsräume. In Monschau versucht man es mit Schadensbegrenzung: Man könne doch Ersatz-Nahrungshabitate im Nationalpark ausweisen argumentiert die Stadtpolitik und ein Gutachter. „Das ist ein totaler Blödsinn, der Schwarzstorch gehört in die Wälder Mitteleuropas. Der Nationalpark ist kein Zoo und kein Zuchtreservat und nicht dafür gedacht, den kommunalen Wildwuchs bei den Windanlagen auszugleichen“, wird Dr. Manfred Aletsee, Leiter des NABU in Aachen und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Nationalparks, deutlich. Der Beirat plädiert für ein generelles Windanlagenverbot in den Nationalpark-Kommunen. Alternativ sollten größere Pufferzonen zu dem Naturreservat ins Auge gefasst werden und die rund um den Nationalpark – wie eine Mauer – errichteten Windanlagen nach und nach zurückgebaut werden.

Das Positionspapier zur „Ausweisung von Windkraftkonzentrationszonen und den Bau von Windkraftanlagen in der Umgebung des Nationalpark Eifel“ des Beirats sieht negative Auswirkungen auf den Bestand von Großvogelarten und Fledermäusen und befürchtet das Ende des naturaffinen Tourismus für die Eifelregion. Er fordert einen nachhaltigen Schutz für die Nationalparkumgebung und verlangt die Natürlichkeit und Schönheit einer vom Menschen wenig beeinflussten Landschaft bei der Betrachtung des Schutzgutes Nationalpark miteinzubeziehen. Gerade das Netzwerk aus Natura 2000 Gebieten rund um den geplanten Standort im Höfener Wald und deren Erweiterung auf belgischem Gebiet führt zu einem regen Austausch der Vogel-Populationen im geplanten Baugebiet. Auch die belgischen Forst- und Naturbehörden hatten sich im Vorfeld vehement gegen die Ausweisung der Höfener Windkonzentrationszone ausgesprochen.

In dem Papier des Beirates wird am Beispiel des im Nationalpark brütenden Schwarzstorchs kritisiert, dass die angeflogenen Nahrungsräume der Vögel außerhalb des Nationalparks durch die hohen Räder in der Hauptflugrichtung zum Perlenbachtal blockiert werden. „Nicht ersetzbare Nahrungshabitate würden durch den Bau der Höfener Anlagen verloren gehen.“ In der geplanten Rotorhöhe finden über ein Viertel aller Flugbewegungen des Schwarzstorchs statt. Daraus lässt sich ein hohes Gefährdungspotential für den geschützten Vogel ableiten, so das Papier weiter. Die vorhandene Flugachse über dem Höfener Wald ist der einzige, für die Vögel noch verbleibende Korridor zwischen den bereits bestehenden Windanlagen.

Eine Barrierewirkung durch den Bau des geplanten Windparks Höfen mit dem Wegfall essentieller Nahrungshabitate insbesondere im Perlenbach-Fuhrtsbachtal wird auch in den vorliegenden artenschutzrechtlichen Prüfungen nicht ausgeschlossen. […] Der wissenschaftliche Beirat des Nationalpark Eifel geht davon aus, dass bei Umsetzung der aufgeführten Planungen von Windkraftkonzentrationszonen von einem Verbotstatbestand im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG § 44 (1),2) bezüglich des Schwarzstorchs auszugehen ist.

Die Forderung der Wissenschaftler ist eindeutig:

Keine weitere Genehmigung von WKAs in der Nationalparkregion ohne Berücksichtigung der spezifischen Schutzziele des Nationalparks Eifel insbesondere seiner Bedeutung für Großvogelarten und seltene Fledermausarten sowie aus Landschaftsschutzgründen.

Nationalpark oder Stadtkasse: Damit ist der Konflikt in Monschau vorprogrammiert.

Positionspapier des wissenschaftlichen Beirats des Nationalparks.

22.7.2016NaturMonschau0 Kommentare cpm

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