Eifel: „Sternenwoche in der Rureifel“ heißt ein Herbstferienangebot, das die Rureifel-Touristik zusammengestellt hat. Für die zweite Ferienwoche – vom 16. bis 22. Oktober – haben die Touristiker ein Erlebnispaket geschnürt, damit Einheimische und Gäste die Region auch bei Dämmerung und Dunkelheit erleben können. Ideal für Familien, denn in den Ferien dürfen Pänz ja bekanntlich länger aufbleiben und Aktivitäten unter dem nächtlichen Himmelszelt sind besonders in der ländlich geprägten Eifel unvergesslich.
Strahlender Auftakt ist am Sonntag, dem 16. Oktober: Gemeinsam mit dem Sternen-Experten Harald Bardenhagen geht es ab 18.30 Uhr in die abendliche Dämmerung. Über den Feldern von Vlatten wird der Astronom seinen kleinen und großen Gästen die nächtlichen Himmelsphänomene erklären. „Exakt an diesem Abend ist Vollmond“, erläutert Bardenhagen. Bei einer klaren Nacht wird die natürliche Leuchtkraft des Mondes die Myriaden von Sternen vermutlich etwas „blass“ aussehen lassen. Deshalb rückt der Experte bei der dreistündigen Veranstaltung auch die Planetenbeobachtung in den Mittelpunkt. Mobile Riesen-Teleskope sorgen für den Durchblick in die Weiten des Firmaments.
Der Kölner Astronom ist seit Jahren aktiv, um – fernab der hell illuminierten Großstädte – die „natürliche Nacht“ in der Eifel zu schützen. So erhielt der Nationalpark Eifel im Februar 2014 das Zertifikat „Sternenpark“. Eine Auszeichnung, die von der International Dark-Sky Association (IDA) erstmals in Deutschland verliehen wurde. Bislang bezieht sich diese Zertifizierung auf das gesamte Gebiet des Nationalparks Eifel – einschließlich des Terrains vom Internationalen Platz Vogelsang. In enger Kooperation mit den umliegenden Städten und Gemeinden ist sogar eine Ausweitung zur „Sternenregion“ angedacht. Dieses Vorhaben wird finanziell von der EU, der NRW-Stiftung und dem Kreis Euskirchen unterstützt. Doch nun droht das gesamte Projekt – „Sternenpark“ und die angedachte Erweiterung zur „Sternenregion“ – zu scheitern.
Schuld daran ist die Ausleuchtung einer auf dem Vogelsang-Gelände geplanten Unterkunft für 800 Flüchtlinge. Obwohl die strengen Richtlinien – Beleuchtung ohne Blauanteil! – allen Verantwortlichen im Vorfeld bekannt waren, soll der Gebäude-Komplex „Schelde“ – auf Veranlassung der Bezirksregierung – „aus Sicherheitsgründen“ durch Lampen mit Blauanteil ausgeleuchtet werden. Die bereits von der IDA angedrohte Konsequenz: Aberkennung des Zertifikats.
(EIFELON berichtete: Ist das Zertifikat “Sternenpark” im Nationalpark Eifel in Gefahr?) Sollte dieser Fall eintreten, wäre eine über Jahre entwickelte touristische Attraktion, ein absolutes Alleinstellungsmerkmal der Eifel, verloren.
Bereits im Mai hatten sich deshalb der Kreis Euskirchen, die Stadt Schleiden, sowie der Standort Vogelsang IP, vertreten durch die beiden Gesellschaften, die Standortentwicklungsgesellschaft Vogelsang GmbH (SEV) und die Vogelsang IP gemeinnützige GmbH, an die Kölner Regierungspräsidentin Gisela Walsken gewandt, „mit der Bitte darauf hinzuwirken, dass die Beleuchtungseinrichtungen im Außenbereich der Flüchtlingsunterkunft Schelde gemäß den standortspezifischen Anforderungen umgesetzt werden.“ Trotz weiterer Abstimmungsgespräche war jedoch bei einem „Bemusterungstermin“ keine der beiden Teststrecken mit einer „standortgerechten Lichtfarbe“ ausgestattet worden. Stattdessen informierte die Bezirksregierung am 12. September darüber, dass man die mit der International Dark-Sky Association vereinbarten Standards nicht erfüllen könne.
Als “Kompromiss zwischen den Sicherheitsanforderungen für die Flüchtlingsunterkunft und den standortspezifischen Anforderungen“ wurde eine Beleuchtung durch weißes Licht mit geringem Blauanteil (2.200 K Farbtemperatur) vorgeschlagen. Diese Variante wiederum lehnte der SEV-Aufsichtsrat am 20. September kategorisch ab.
Mit einem eindringlichen Appell haben sich Aufsichtsratsvorsitzender Manfred Poth und SEV-Geschäftsführer Thomas Fischer-Reinbach am 22. September an Regierungspräsidentin Walsken gewandt. Eine Kopie dieses Schreibens wurde auch an NRWs Ministerpräsidentin Hannelore Kraft geschickt. (Das Schreiben im Wortlaut)
Im Auftrag des Euskirchener Kreistags hakte Landrat Günter Rosenke nach. Am 29. September schickte er ebenfalls eine Resolution an die Regierungspräsidentin. Darin heißt es unter anderem:
Erst die weiteren Gespräche und Verhandlungen werden zeigen, ob der boomende Astro-Tourismus in der Eifel erhalten werden kann, oder ob wegen dieses Beleuchtungs-Streits in Deutschlands erstem Dark-Sky Park demnächst die „Lichter ausgehen“.Unter Bezugnahme auf das beiliegende Schreiben der SEV wird dringend darum gebeten, die Entscheidung noch einmal zu überdenken und deshalb wird vorgeschlagen, die unterschiedlichen Auffassungen in einem kurzfristigen Ortstermin noch einmal auszutauschen, um nach Möglichkeit zu einer einvernehmlichen Vorgehensweise zu gelangen.
Ab nächster Woche kommt Astronom Harald Bardenhagen übrigens selber zu Wort: In einer monatlichen EIFELON-Kolumne wird er über die Phänomene am nächtlichen Sternenhimmel berichten. www.sterne-ohne-grenzen.de
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