Eifel: Wer in diesen Wochen aufmerksam durch Feld und Flur der Zülpicher Börde geht oder fährt, wundert sich vielleicht über manchen Feldstreifen oder kleinere Flächen, die so ausschauen, als ob sie nicht abgeerntet worden seien. Die Biologin Julia Zehlius von der Biologischen Station im Kreis Euskirchen und der Agrar-Ingenieur Georg Milz von der Landwirtschaftskammer NRW freuen sich jedesmal, wenn sie solche Brachen sehen. Die enge Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und Landwirtschaft zeigt also Wirkung…
Diese Wildbrachen bedeuten für die Tiere der Feldflur einen Herbst und Winter lang sowohl Refugium als auch Nahrung und Schutz selbst nach der Ernte. Landwirte wie Klemens Berg aus Zülpich-Merzenich wissen, dass die Vorkommen der Feldvogelarten wie Grauammer, Feldlerche oder Rebhuhn dramatisch zurückgegangen sind und säen deshalb Teile ihrer Felder z.B. mit Blühmischungen ein oder lassen Getreide als sogenannte „Ernteverzichtsstreifen“ bis Ende Februar stehen. Das soll zum Beispiel der in Nordrhein-Westfalen vom Aussterben bedrohten Grauammer sichere Brutplätze gewähren oder genügend Körner und andere Sämereien als Winternahrung. Auch Rebhühner sind mittlerweile stark gefährdet und profitieren von dem Nahrungsangebot und der Deckung in Vertragsnaturschutzflächen im Acker.„Wenn man sich diese Flächen zur Zeit vom Feldweg aus mal genauer ansieht, erkennt man, wie gut diese von vielen Vögeln aufgesucht werden“, freut sich Georg Milz. Und dass auch die in NRW vom Aussterben bedrohte Grauammer diese Flächen gut annimmt, konnte die Biologische Station im Kreis Euskirchen bei einer 2018 durchgeführten Erfassung der Grauammer bestätigen. Schwarzkehlchen sind ebenfalls den ganzen Winter über in den Vertragsnaturschutzflächen entlang der Ackerränder zu beobachten.
„Gerade langjährige Streifen oder Flächen an den richtigen Stellen werden gerne als Brutplatz genutzt, und zur Zeit werden in mehreren Gebieten u.a. Trupps von Grauammern festgestellt, die das tun, was wir uns erhofft hatten“, sind sich Klemens Berg, Georg Milz und Julia Zehlius einig: „Sie futtern sich den Bauch voll, damit sie gut über den Winter kommen“.Damit das zukünftig noch viel häufiger in Schwerpunkträumen der Feldvögel in Euskirchen, Weilerswist und Zülpich zu sehen sein wird, berät Georg Milz im Rahmen eines Projektes der Landwirtschaftskammer gemeinsam mit Mitarbeitern der Biologischen Station im Kreis Euskirchen Landwirte wie Klemens Berg. Sie erklären detailliert, wo es besonders Sinn macht, solche Maßnahmen durchzuführen und wie sie finanziert werden können.
Eine entscheidende Funktion übernimmt hier der Vertragsnaturschutz. Landwirte erhalten einen Ausgleich für den, mit ihrem Einsatz für den Naturschutz verbundenen Ertragsverlust. Die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Euskirchen ist zuständig für die Bearbeitung der Anträge. „Die zuständigen Bearbeiterinnen im Kreishaus sind sehr engagiert und lösungsorientiert, das trägt zu einem großen Teil zum Erfolg der Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und Landwirtschaft bei“, motiviert Julia Zehlius, sich dem Feldvogelschutz in der Zülpicher Börde anzuschließen.
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